Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
Sharons Wagen, ein zitronengelber VW Beetle, stand auf dem reservierten Teil des Parkplatzes. Nicht weit weg von Pauls Wagen. Im Gegensatz zu der auffälligen Lackierung des Volkswagens erscheint sein Wagen geradezu wie gemacht für eine Verfolgung. Er besitzt einen 97er Ford Taurus in der Farbe von ungewaschenen Stützstrümpfen: eine undefinierbare Mischung aus Braun und Grau.
Der VW Beetle ist ungefähr hundert Meter vor uns. Dass die beiden ausgerechnet Hunters Point zu ihrem Ziel auserkoren haben, macht sie noch verdächtiger. Ich halte es für ausgeschlossen, dass einer von ihnen hier wohnt.
Dann geht es ganz schnell. Der gelbe VW fährt mit erhöhter Geschwindigkeit in eine Kreuzung. Von links rauscht ein monströser Truck mit Rammschutz an der Frontseite heran.
»Scheiße!«, brüllt Paul.
Der Truck erwischt Sharons Wagen nicht direkt an der linken Seite, sondern nur am Heck. Die Wucht reicht aber aus, um den VW vom Asphalt zu katapultieren. Er hebt kurz ab und dreht sich dabei einmal um sich selbst, sodass wir nun auf die nahezu unversehrte Front blicken. Der Truck rast ungebremst weiter.
Weit und breit ist hier kein weiteres Fahrzeug zu sehen, noch nicht einmal ein Mensch. Das ist sehr ungewöhnlich.
»Was sollen wir tun?«, fragt Paul.
»Wir müssen sie da rausholen! Alles andere ist jetzt egal.« Ich greife zum Handy und alarmiere Polizei und Ambulanz.
Paul setzt seinen Wagen an den Bordstein. Ich steige aus. In dem lädierten Volkswagen ist Bewegung auszumachen. Ich will gerade auf das Fahrzeug zugehen, als sich ein infernalisches Röhren nähert. Ich blicke zur Seite. Der Truck hat gewendet und kehrt zurück.
Zunächst denke ich, der Fahrer will helfen, aber anstatt die Geschwindigkeit zu verringern, gibt er Vollgas.
Es war kein Unfall mit Fahrerflucht. Jemand hat es auf Austen und Jacinto abgesehen.
»Austen!«, schreie ich. »Raus da!« Aber meine Stimme geht im Brüllen des Trucks unter. Beim zweiten Mal wird der VW zerlegt. Seine Einzelteile fliegen wie bei einer Explosion durch die Luft.
Der Truck entfernt sich und hupt dabei triumphierend.
Dave Austen
Ich bin bei Bewusstsein und versuche zu verstehen, was gerade passiert ist. Ein Unfall. Ein Truck hat uns die Vorfahrt genommen und fährt einfach weiter. Zum Glück wurde der VW nur am Heck getroffen. Hinter mir ist die Karosserie völlig zerquetscht. Es riecht intensiv nach Benzin.
Sharon hängt leblos im Sicherheitsgurt. Der Seitenairbag baumelt neben ihr wie ein übergroßes geplatztes Kondom. An der Scheibe ist ein roter Fleck.
Ich öffne meinen Gurt und greife vorsichtig nach ihrem Kopf. Ich fühle Blut unter meinen Fingern.
»Sharon! Hörst du mich!« Ich bin unter Hochspannung, spüre meinen Herzschlag, und meine Umgebung leuchtet in grellen Farben.
Als ich mich zu Sharon beuge, um ihren Gurt zu öffnen, höre ich sie atmen.
Sie lebt!
Sie öffnet die Augen, und ihr Blick ist starr.
»Bist du schwer verletzt?«, frage ich. »Kannst du dich bewegen?«
Sie sagt etwas, das ich nicht verstehen kann. So, als würde sie mit vollem Mund sprechen. Aber gleichzeitig versucht sie die Fahrertür zu öffnen. Es klappt nicht. Die Tür hat sich durch den Aufprall verzogen. Meine lässt sich hingegen problemlos öffnen.
»Du musst auf meiner Seite aussteigen. Ich helfe dir.«
Ich hebe Sharon aus dem Sitz und ziehe sie behutsam zu mir rüber. Sie ist ganz leicht. Wir haben es fast aus dem Wrack geschafft, als sich ein Geräusch nähert, das wie ein startender Düsenjet klingt.
Der Truck! Erneut auf Kollisionskurs! Die wollen uns killen!
Ich zerre an Sharon und kann dabei keine Rücksicht auf irgendwelche Verletzungen nehmen. Ihr linker Fuß bleibt an der Handbremse hängen. Ich zerre fester, sie schreit auf.
Der Truck ist jetzt eine Wand. Eine Wand, die uns zerquetschen will.
Sharon ist frei. Ich ziehe sie über die Straße.
Truck trifft auf Auto. Der Lärm ist infernalisch. Metall, Glas, Kunststoff zerbersten. Ein gelber Außenspiegel verfehlt meine Wange um Millimeter und schlägt auf dem Asphalt auf.
Der Lastwagen verschwindet hinter der nächsten Kurve. Ich muss mit Sharon hier weg, ehe der Fahrer zurückkommt, um sich zu vergewissern, dass er uns auch wirklich erledigt hat.
Eine Menge Leute rennen auf uns zu. Ich hebe den Arm und will um Hilfe rufen, als ich bemerke, dass ich von dieser Meute keine Hilfe zu erwarten habe. Es sind Schwarze, Weiße, Latinos. Bewaffnet mit Messern, Baseballschlägern, und mindestens einer
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