Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
tausche ein paar Höflichkeitsfloskeln aus, und als ich seinen fragenden Blick bemerke, stelle ich ihm Dukakis und Butterfield als Lieferanten vor.
Die beiden haben sich wieder gefangen. Butterfield murmelt irgendetwas und tut geschäftig. Dukakis grinst etwas zu breit. Dabei lässt er seine rechte Hand in die Tasche seiner Lederjacke gleiten und zieht sie sofort wieder zurück, als ihm einfällt, dass er sein Rasiermesser zu Hause gelassen hat.
Keine Waffen im Terminal, lautet die Anordnung von Bronsky.
Wo Dukakis doch so gerne schneidet.
Fanlay sagt, dass er nicht länger stören möchte und wünscht mir viel Erfolg.
Ich beobachte, wie er in den gegenüber liegenden Donut-Shop schlendert.
»Dämlicher Affe!«, kläfft Dukakis, als Fanlay längst außer Hörweite ist.
Ich sage nichts, bin mir aber sicher, dass der Mann alles andere als dämlich ist. Mit Lennard Fanlay ist zu rechnen. Und das könnte verheerende Folgen haben. Für ihn, für mich, für uns alle. Bei der Methode Bronsky sind keine Unwägbarkeiten erwünscht.
Dave Austen
Der Eröffnungstag war ein eher mittelmäßiger Erfolg. Die wenigsten Kunden trauen sich an ausgefallene Geschmacksrichtungen. Kann ich ihnen nicht verdenken. Ich bin mir sicher, dass wir unser Angebot schon in naher Zukunft reduzieren müssen. Wer möchte schon Kidneybohnen im Donut?
Andererseits ist der Job für mich nur Mittel zum Zweck. Auch wenn ich das Geld dringend benötige.
Ich bin Schriftsteller und hoffe auf einem Flughafen genügend Inspiration zu finden. Das kleine Diktiergerät ist mein ständiger Begleiter. Wenn mir etwas Interessantes, Schräges, Spannendes auffällt, halte ich es in knappen Sätzen fest.
Das Interessanteste ist bisher die Inhaberin des Kunstwarenladens. Eine exotische Schönheit. Sie trägt ihr langes schwarzes Haar streng nach hinten gekämmt. Es glänzt wie das Gefieder eines Raben.
Heute eröffnet sie ihr Geschäft. Zunächst war bei ihr überhaupt nichts los, aber jetzt, am späten Vormittag, tauchen die ersten Käufer bei ihr auf. Einige machen einen ziemlich gut situierten Eindruck.
Ich habe mir vorgenommen, ihr im Laufe des Tages einen Besuch abzustatten. So von Nachbar zu Nachbarin.
Lennard Fanlay, der Sicherheitschef des Terminals, ist heute Morgen erneut vorbeigekommen. Er scheint ein netter Kerl zu sein. Vielleicht ist er sogar ein Quell der Inspiration. Bestimmt hat er eine Menge an seinem Arbeitsplatz erlebt. In naher Zukunft werde ich ihn mal darauf ansprechen.
Der Job beginnt mir langsam Spaß zu machen. Ich weiß natürlich, dass die Pillen, die mir mein Gehilfe Stanley besorgt, daran nicht ganz unschuldig sind. Eine einzige Pille bringt Licht in den Tag. Bei einer Verdopplung der Dosis würde ich vermutlich sogar beim Scheißeschaufeln in der Kanalisation vor Freude kichern.
Ich nehme sie jetzt seit einem halben Jahr. Vor einem Jahr hat mich meine Frau verlassen. Lustigerweise zog sie zu meinem Verleger Ben Faulkner. Die Affäre der beiden lief seit geraumer Zeit, und ich Idiot hatte nie die geringste Ahnung. Als ich es endlich von einem schwatzhaften Bekannten erfuhr, besuchte ich Faulkner in seiner Villa im malerischen Sausalito. Wo sonst sollte ein Verleger auch wohnen?
Ein Wort gab das andere, und irgendwann zertrümmerte ich ihm die Nase. Mit einem einzigen Schlag. Ich war selbst über die Wirkung erstaunt. Mein Gefühlsausbruch brachte mir natürlich nicht meine Frau zurück, kostete mich dafür aber meinen Verlagsvertrag. Ich hätte ohnehin nicht mehr für den Mistkerl geschrieben. Er hat von Literatur so viel Ahnung wie ich von der Rinderzucht.
Danach schaltete mein Dasein auf Absturz. Depressionen und Selbstzweifel wurden mit Alkohol gedüngt. Bis mir ein befreundeter Arzt die Pillen gab. Nur für eine Phase der Stabilisierung, wie er sagte.
Heute lasse ich sie mir besorgen. Aktuell von Stanley. Gutes Zeug mit besserer Wirkung. Sie bringen mich über den Tag. Ich habe sogar wieder einen Verlag gefunden. Nichts Großes, aber sie warten auf mein kommendes Buch. Dave Austen ist wieder im Geschäft.
Lennard Fanlay
Am Schalter der Northern Standard Airline gibt es ein großes Spektakel. Ein hiesiges Highschool-Footballteam checkt ein. Athletische Jungs, von denen einige sicher noch eine große Sportlerkarriere vor sich haben.
Ein Trupp Cheerleader, hübsche Mädchen von höchstens sechzehn Jahren, kreischen ihre Schlachtrufe und schwingen rhythmisch ihre Pompons, um der Mannschaft Mut zu machen.
Ich bleibe
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