Terra Anchronos (German Edition)
ganz einfach“, jubelte Arne.
„Wenn du meinst.“ Martha zog die Nase kraus.
„Bist du dir wirklich sicher?“
Epilog
Arne hatte am selben Abend noch seinen Vater nach dem offiziellen Datum gefragt. Es war der 13.
September 2010 gewesen. Die Armbanduhr des Jungen verzeichnete in der Datumsanzeige eben diese Zahl. Es konnte keinen Zweifel geben. Beim Eintritt in die Terra anchronos muss die Anzeige einen Tag vorrausgesprungen sein. Genau in dem Moment, als Arne den Stift mit dem Stellrädchen wieder ins Gehäuse gedrückt hatte. Er konnte sich nur nicht daran erinnern, dass es auch tatsächlich so gewesen war.
In einem langen Brief, den er an seinen Freund Stewart schrieb, versuchte Arne die Sache zu erklären.
Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Sache mit dem 29. Februar durch seine Unachtsamkeit schiefgegangen war. Hoffentlich sei der Ruf des Astronomen dadurch nicht noch mehr in Mitleidenschaft geraten, als er es ja ohnehin schon gewesen sei. Bei der Gelegenheit klärte er Stewart auch darüber auf, wie es sich mit dem mysteriösen Himmelskörper im Sternbild der Schlange verhielt.
Die Antwort aus Greenwich ließ nicht lange auf sich warten. Stewart war äußerst dankbar für die Information, dass er mit dem Stern in der Schlange letztendlich doch immer recht gehabt habe. Wie übrigens Arnes Vater, der Kapitän, auch. Für den Glauben an sich selbst sei das überaus wichtig. Die Sache mit dem Schalttag aber, so hatte Stewart geschrieben, nehme er nicht tragisch. Er sei inzwischen Rentner geworden. Da seien diese Spielereien mit der Zeit nicht mehr so wichtig.
Für Martha war diese Sicht der Dinge jedoch ganz und gar nicht zutreffend. Sie hatte sich an ihrem eigenen Grabstein noch einmal ihres Todesdatums versichert. Nachdem ja zwischenzeitlich keine Angabe zu entziffern gewesen war, stand nun wieder der 29. Februar 2012 auf dem Stein.
Über ein Jahr lang musste Martha auf den Tag warten, der ihr Schicksal entscheiden sollte.
In Begleitung des Kapitäns reisten die Kinder wieder zur Datumsgrenze. Arne hatte darauf bestanden, seine Freundin Martha am 28. Februar, Punkt Mitternacht, persönlich über den 180. Längengrad zu fahren.
Gebannt hatte er die Anzeige des Satellitennavigators beobachtet und laut gerufen: „Adieu, westliche Hemisphäre, willkommen auf der Osthalbkugel. Heute ist der 1. März.“
Der Kapitän hatte nur lächelnd zugeschaut und beteuert, dass er es schon immer gewusst habe: „Aus dir wird ein guter Seemann, Arne.“
Über Nacht war das Grabmal von Martha Achterdiek wieder zum Dorfgespräch geworden. Paul Brodersen, der Dorfpolizist, hatte beschlossen, sich nun selbst der Sache anzunehmen. Es konnte ihm jedoch nicht gelingen, den Täter zu entlarven, der das Todesjahr 2016 auf den Grabstein geschrieben hatte.
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