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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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hellten sich die Gesichtszüge des Mädchens auf. Noch bevor der Vater eine Stunde später rief, um die angekündigte  Fahrt zur Polizeistation anzutreten, wusste Arne den Namen des Mädchens. Martha sollte er sie nennen, den Namen aber als ein Geheimnis behalten. Das müsse er bei allem was ihm heilig sei versprechen.

Alte Polizeiakten
    Die Polizeistation des Dorfes war in keiner Weise so eingerichtet, wie man es erwarten durfte. Genau genommen befand sie sich im Wohnhaus des Dorfpolizisten. Es gab kein Hinweisschild, keine Gefängniszel e und auch keinen Streifenwagen. Ein winziger Tisch im Hausflur mit einer Schreibmaschine und einem Telefon war al es, was dem alten Wachtmeister Paul Brodersen zugestanden wurde. Mehr war auch wirklich nicht erforderlich, denn ein echtes Verbrechen hatte sich in dem Dorf niemals zugetragen. Zumindest nicht, solange der Polizist sich erinnern konnte. Und das, obwohl er seinen Dienst schon seit über fünfunddreißig Jahren versah. Er führte ein beschauliches Leben, kannte jeden und wurde immer respektvol gegrüßt.
    An diesem Tag jedoch wurde er aus seinem trägen Einerlei gerissen.
    „Endlich ist hier mal was los“, begrüßte er Arne, den Kapitän und Martha, deren Namen er selbstverständlich nicht kannte und auch nicht erfahren sollte.
    Dem Jungen legte er kurz die Hand auf den Kopf und strich über das struppige Haar. Dem Kapitän nickte er zur Begrüßung zu. Die beiden kannten sich von Kindesbeinen an. Martha streckte er die Hand entgegen, doch sie zog es vor, die Begrüßung in Form eines höflichen Knicks zu vollziehen. Etwas verwundert betrachtete Paul Brodersen das Kleid des Mädchens und bat dann alle in die Stube.
    „Ich habe schon gestern von deinem Fund gehört und bin gleich tätig geworden“, begann der Polizist ohne Umschweife an den Kapitän gewandt.
    „Das scheint sich schnell herumgesprochen zu haben.“
    Der Polizist winkte ab. „Zuhören ist alles. Du warst mit dem Kind noch nicht von Bord gegangen, da haben es die Spatzen schon von den Dächern gepfiffen.“
    „So, so“, antwortete Arnes Vater. „Wie ich dich kenne, hast du bestimmt sofort die Ermittlungen aufgenommen.“
    „Natürlich“, antwortete Paul Brodersen und warf sich stolz in die Brust. „In aller Frühe habe ich mich auf mein Dienstfahrrad geschwungen und bin in die Stadt gefahren.“
    Der Kapitän hob erstaunt die Augenbrauen. „War es dafür nicht ein wenig windig?“
    „Es fällt mir jeden Tag schwerer, das kann ich dir sagen.“
    „Ein richtiger Dienstwagen ist nicht in Sicht?“
    „Das werde ich wohl nicht mehr erleben“, gab Paul Brodersen zurück. „Weißt du, was sie mir im letzten Jahr auf meine Frage nach einem Fahrzeug gesagt haben? Ich sol doch mein Fahrrad grünweiß anmalen. Die Farbe würde man mir schon bezahlen.“
    „Unverschämtheit!“, donnerte der Kapitän mit seiner tiefen, das Befehlen gewohnten Stimme. Er musste sich dann aber doch umdrehen, um ein breites Grinsen zu verbergen.
    Paul Brodersen würde nächstes Jahr in den Ruhestand gehen und wohl der letzte Polizist des Dorfes bleiben.
    „Kommen wir zur Sache.“ Der Polizist ging an den Schreibtisch und nahm einige Papiere an sich. „Das sind alle Akten über vermisste Kinder, die im Archiv zu finden waren. Jetzt schau dir an, womit sie einen alten Dorfpolizisten abspeisen.“
    Mit zornigen Bewegungen warf er die Akten nacheinander auf den Schreibtisch zurück. Sieben Stück an der Zahl, die letzte davon so alt und vergilbt, dass die Aufschrift fast nicht mehr zu entziffern war.
    Beiläufig und wenig interessiert nahm der Kapitän die Papiere zur Hand und schaute flüchtig darüber.
    „Der jüngste Fal ist zehn Jahre alt“, murmelte er.
    „Damit ist nicht viel anzufangen.“ Er sah Martha an und sagte: „Das Kind ist doch höchstens zwölf Jahre alt.“
    „Eben!“, echauffierte sich Paul Brodersen. „Wertloses Papier. Diese Akte hier ist sogar aus Kaisers Zeiten.
    Sie ist im Jahr 1824 angelegt. Dass so etwas überhaupt noch existiert. Mehr als unerhört, sage ich dir. Der Gipfel der Unverschämtheit. Und dafür fahre ich mit dem Fahrrad in die Stadt.“
    „Beruhige dich, Paul.“ Der Kapitän klopfte dem alten Polizisten freundschaftlich auf die Schulter und schob ihn sanft in die Stube zurück. „Lass uns die Dinge bei einer guten Tasse Tee besprechen.“
    Während die beiden Männer es sich im Wohnzimmer des Hauses gemütlich machten, blieben die Kinder im Flur zurück. Arne nahm

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