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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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kennengelernt hatte, nicht wiedererkennen.
    Ich stellte mich zwischen ihn und die Wache und hob langsam meinen Kopf. Mein Herz raste, und mein Gesicht brannte, als hätte mich jemand wiederholt geohrfeigt. Er wirkte kontrolliert und fixierte irgendeinen Punkt über meinem Kopf.
    Ich begann mit der routinemäßigen Untersuchung. Wie die anderen hatte er eine Reihe von Blutergüssen und Schnitten auf seinem Oberkörper. Ich legte meine Hand sanft auf jede Prellung. Eine hatte die Form eines Schuhs. Das und die alte Narbe direkt neben der Wirbelsäule und die Sommersprossen auf seinen Schultern brachen mir fast das Herz.
    Wütend über meine eigene Schwäche räusperte ich mich, drückte die Augen einen Moment fest zusammen und kehrte dann zu meiner Pflicht zurück.
    Ich untersuchte seinen Mund, die Zunge, die Augen und versuchte ihm schweigend zu sagen, dass ich einen Plan hatte, dass er mir vertrauen konnte. Obwohl ich mir nicht besonders sicher war, was für ein Plan das sein würde.

    Doch er wirkte entschlossen, als hätte er seine eigene Strategie. Ohne den Kopf zu bewegen, schossen seine Augen zur Wache und wieder zurück zu mir. Als seine Lippen sich zu einem fast unmerklichen Lächeln verzogen, stockte mir der Atem. Nur Sekunden später hustete er heftig und krümmte sich, kaum in der Lage, Luft zu holen.
    Ich bellte die Wache an, sich zu beeilen und dem Mann die Fesseln abzunehmen, damit er nicht erstickte. Der verwirrte Wächter stolperte auf Holmes zu, blieb aber auf halbem Wege stehen, unentschieden, was das sicherste Vorgehen war. Ich ging einen Schritt auf ihn zu, meine Hand schoss vor, und ich befahl ihm, mir den Schlüssel auszuhändigen.
    Holmes lag nun am Boden und wurde langsam blau im Gesicht. Die Augen der Wache flogen von meiner ausgestreckten Hand zu dem keuchenden Mann auf dem Fußboden. Er schien sich immer noch nicht entscheiden zu können, was er tun sollte. Ich trat noch einen Schritt nach vorn – und ihm mit aller Kraft zwischen die Beine. Er keuchte, und sein Körper gab nach. Kurz bevor er auf die Knie sackte, nutzte ich meine geballte Wut und hieb ihm von hinten auf den Kopf. Seine Nase brach, als er auf dem Zellenboden aufschlug. Er wollte gerade wieder aufstehen, als Holmes ihm seinen bloßen Fuß in den Nacken rammte. An jedem anderen Tag hätte mich das Knacken entsetzt.
    Ich nahm dem toten Mann die Schlüssel aus der Faust. »Dreh dich um«, raunte ich, befreite Holmes’ Handgelenke und machte ihm dann Platz, damit er die Wache ausziehen und sich selbst die Kleidung überstreifen konnte. »Wie lange noch, bis sie meinen, sie müssten dir den nächsten Patienten schicken?«, fragte er, während er den Revolver einsteckte.

    Ich reagierte nicht und schließlich sah er mich an. »Anna!«, befahl er.
    »Höchstens zehn oder fünfzehn Minuten«, antwortete ich automatisch.
    »Das sollte reichen«, entschied er, nahm meine rechte Hand und hielt sie dicht vor sein Gesicht. Ich hatte nicht bemerkt, dass meine Knöchel bluteten. Bevor er sie näher untersuchen konnte, zog ich sie fort.
    »Was hast du vor?«, wollte ich wissen.
    »Ich breche in Nicholsons Büro ein und schicke der örtlichen Polizei ein Telegramm, es hätte im Broadmoor einen Massenausbruch gegeben. Das dürfte genügen, damit sie mit der ganzen Artillerie kommen.« Das verschmitzte Grinsen brachte die vertraute Energie zurück in sein Gesicht.
    »Hör zu, Sherlock, was immer passiert – ich muss noch eine Weile Anton Kronberg bleiben. Ich erklär’s dir später.«
    Er nickte, und ich sagte: »Jetzt sollte ich glaubwürdig ohnmächtig sein. Schlag mich bewusstlos.«
    Er schnaubte, sah sich um und hob ein kleines Stück Putz vom Boden auf.
    »Du willst mich mit diesem winzigen Ding schlagen?«
    »Alles, was du brauchst, ist ein bisschen Blut«, sagte er, trat auf mich zu, ergriff meinen Nacken und rammte das spitze Stück in meine Augenbraue. Es war nur ein kleiner Schnitt, aber er blutete ausreichend.
    »Danke«, sagte ich trocken, bückte mich und rieb etwas Dreck neben die Wunde.
    »Perfekt!« Holmes schloss die Tür auf.
    Ich sah, wie er sich entfernte und legte mich zusammengekrümmt auf den Boden. Mein Herz raste, und ich wünschte, ich könnte mehr tun, als hier herumzuliegen und so zu tun, als würde ich ein Nickerchen machen.

Kapitel Zweiundzwanzig

    uf dem kalten Boden liegend fühlte ich mich wie im Auge eines Tornados. Holmes war der Sturm und ich das Zentrum, das ruhig auf die Zerstörung ringsum wartete. Ich

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