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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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sie sich in den dreckigsten Abschnitt fließenden Wassers in ganz England. Während sie durch London kroch, wurde sie von Kadavern und Exkrementen sämtlicher die Stadt bevölkernder Spezies gesättigt, trug diese hinaus auf das Meer und hinab in die Tiefe und Vergessenheit.
    London brachte eine unendliche Menge an Dreck hervor, genug, um die Themse noch für Jahrhunderte zu verseuchen. Manchmal wurde ich dieser Stadt so überdrüssig, dass ich das unbändige Verlangen verspürte, meine Habseligkeiten zu packen und aufs Land zu ziehen. Vielleicht, um eine Praxis zu eröffnen oder Schafe zu züchten, oder beides, und um einfach glücklich zu sein. Doch ich war Wissenschaftler, und mein Gehirn brauchte Betätigung. Das Landleben würde bald langweilig werden, da war ich mir sicher.
    Die Droschke kam vor einem schmiedeeisernen Tor zum Stehen. Darüber prangte ein geschwungenes Schild – Hampton-Wasserwerke –, das zwei mächtige Steinsäulen miteinander verband. Dahinter erstreckte sich eine eindrucksvolle Anlage aus Ziegelsteinbauten – drei Türme, dazwischen ein langes zweistöckiges Gebäude. Die Wasserwerke waren Resultat des Water Acts von 1852, nachdem der revolutionäre Ingenieur Thomas Telford der Regierung über zwanzig Jahre lang auf die Nerven gegangen war. Er hatte argumentiert, dass die Londoner ihre eigenen Exkremente tränken, wann immer sie Wasser aus der Themse entnahmen. Dies führte wiederholt zu Ausbrüchen von Cholera und anderen grausigen Krankheiten. Immer wieder erstaunte mich die Trägheit der offiziellenStellen, wenn es darum ging, Geld und etwas Nachdenken zu investieren.
    Etwa eine halbe Meile entfernt umrahmten Trauerweiden und hohe Gräser ein Wasserreservoir. Mein etwas höher gelegener Standort bot einen Blick auf die dunkelblaue Wasserfläche, bedeckt von Hunderten weißer Kleckse. Dem Kreischen, Rufen und geschäftigen Treiben nach zu urteilen konnten es nur Wasservögel sein.
    Ich entfernte mich von der Droschke und ging an drei Polizisten vorbei – zwei in blauer Uniform und einem in Zivil, Gibson. Die Bobbys lächelten, als ich höflich nickte, während Gibson nur verwirrt blinzelte. Der Mann, auf den ich zusteuerte, war, so hoffte ich, ein Angestellter des Wasserwerks.
    Es war ein rundlicher, gesund wirkender Mann von ungefähr siebzig Jahren. Sein Gesicht war umrahmt von buschigen Koteletten und wurde gekrönt von Augenbrauen ähnlicher Beschaffenheit. Er erweckte den Eindruck eines Mannes, dem erst der Tod den Ruhestand befehlen konnte. Und er wirkte angespannt, als laste etwas schwer auf seinen Schultern.
    »Ich bin Dr. Kronberg. Scotland Yard hat mich gerufen, wegen eines potenziellen Falles von Cholera im Wasserwerk. Ich nehme an, Sie sind der Chefingenieur?« Ich streckte ihm meine Hand entgegen.
    »Ja, bin ich. William Hathorne. Angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen, Dr. Kronberg. Ich war derjenige, der den Toten gefunden hat.«
    Ich hörte Gibson schnaufen. Wahrscheinlich hatte ich seine Autorität untergraben. Mal wieder. Obwohl es eine gewisse Lernfähigkeit seinerseits erforderte, überraschte es mich, dass er sich immer noch nicht an meine Dreistigkeit gewöhnt hatte.

    »Haben Sie den Verdacht geäußert, dass es sich um ein Choleraopfer handelt?«, wollte ich wissen.
    »In der Tat.«
    »Wie kamen Sie darauf?«
    Er räusperte sich und senkte den Blick. »Ich habe in der Broad Street gewohnt.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich leise und fragte mich, ob der Verlust seiner Frau oder sogar eines Kindes den ausgezehrten bläulichen Anblick eines Choleratoten in sein Gedächtnis gebrannte hatte. Vor fünfunddreißig Jahren war die Pumpe auf der Broad Street kontaminiert worden. Das Wasser tötete mehr als sechshundert Menschen. Die Leute hatten ihre Jauchegruben zu dicht an der öffentlichen Pumpe gegraben. Sobald Pumpe und Gruben geschlossen waren, verebbte die Choleraepidemie, die bislang letzte in London.
    Ich fragte mich bang, wie viele Menschen wohl sterben müssten, wenn ein Choleraopfer in der Trinkwasser-Quelle trieb, die halb London versorgte?
    »Haben Sie die Leiche bewegt, Mr Hathorne?«
    »Nun, das musste ich doch. Ich konnte ihn nicht im Kanal treiben lassen, also habe ich ihn herausgezogen.«
    »Und dazu haben Sie Ihre Hände benutzt?«
    »Was sollte ich sonst benutzen? Meine Zähne?« Hathorne war zu Recht irritiert. Ich erklärte ihm, dass ich seine Hände desinfizieren müsste, und zog eine Flasche Kreosot sowie ein großes Taschentuch aus meiner

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