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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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eitriges Geschwür am rechten Schienbein ließ ihn beim Auftreten jedesmal zusammenzucken. Senex schlurfte weiter. Er schwankte blind durch die Dunkelheit, spitzte die Ohren und lauschte auf jeden auch nur so leisen Schritt.
    »O bitte!« flüsterte Senex.
    Er setzte sich und machte sich, die Arme an die Brust gepreßt, ganz klein. Wenn er hier bliebe, still wie ein Hund, dann würde man ihn vielleicht nicht finden. Senex erinnerte sich an einen Hasen, der von einem Wiesel auf einem Feld verfolgt worden war. Der Hase war neben einem Grasbüschel erstarrt. Senex schloß die Augen. Er wußte nicht, wie alt er war, und er hatte aufgehört, darüber Mutmaßungen anzustellen. Sein Leben war nie gut gewesen, aber nichts hatte ihn auf das hier vorbereitet. Er hätte nie nach Oxford kommen sollen. Wenn er weiter auf dem Land geblieben wäre, in Scheunen geschlafen und bei den Bauern gebettelt hätte, dann befände er sich jetzt in Sicherheit. Doch der letzte Winter war so streng gewesen, daß Senex nach Oxford gewandert war und den Weg zur St. Osyth’s Priory gefunden hatte. Seine Hände und Füße waren mit schmerzenden Frostbeulen und Blasen bedeckt gewesen. Die guten Brüder hatten sich um alle seine Wunden bis auf das Geschwür auf seinem Schienbein gekümmert, denn das hatten sie nicht heilen können. Senex hatte sich an die Stadt gewöhnt, an den aufgeregten Lärm, an die arroganten und angeberischen Studenten und an die Lehrer in ihren pelzverbrämten Roben. Oh, er hatte gut gegessen, an Mittsommer hatte er einen Schilling erhalten, um Konfekt für sich und seine Kameraden im St. Osyth’s Hospital zu kaufen. Senex öffnete die Augen und lauschte. Er starrte in die Dunkelheit. Jetzt wünschte er sich nur noch ein Stück Käse und einen Krug Ale. Senex begann zu zittern, als er sich an die geflüsterten Erzählungen über die Insassen erinnerte, die verschwunden waren. Ihre geköpften Leichen waren in einsamen Wäldern gefunden worden. Jetzt wußte er, warum, und fluchte leise. Er dachte an ein Gebet, ein kurzes, das er vor vielen Jahren gelernt hatte, als er und Margaret, seine ältere Schwester, an den Straßen Brot erbettelt hatten.
    Senex winselte wie ein Hund. Margaret war fort. Sie war vor vielen Jahren in einem Straßengraben an einem Fieber gestorben. Er hatte ihre Leiche mit Farn bedeckt. Jetzt war Margaret doch sicher im Himmel und würde ihm helfen? Der arme alte Senex würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Der Bettler starrte ins Dunkel. Man hatte ihm gesagt, es sei ein Spiel. Vielleicht würde er ja zum erstenmal in seinem Leben gewinnen? Senex fing an, auf allen vieren nach vorne zu kriechen. Er kehrte den ganzen Weg zurück, den er gekommen war, und tastete sich immer an der schimmligen Mauer entlang. Er kam an eine Ecke. In der Ferne sah er einen Lichtschein, aber da hörte er erneut die Pfeife, leise und doch deutlich, wie ein Mann, der nach seinem Hund pfeift. Senex lauschte angespannt. Lauerte dort jemand? Er drehte sich um und hastete davon, zurück an den Platz, den er eben verlassen hatte. Mit einer Hand stützte er sich dabei an der Sandsteinmauer ab. Irgendeinen Weg nach draußen mußte es doch geben? Er würde sich nicht in die Falle locken lassen wie der alte Brakespeare. Senex blieb stehen und legte einen Finger an die Lippen. Brakespeare war Soldat gewesen, und es hatte ihn trotzdem erwischt! Senex schnupperte. Er nahm schwach die Gerüche aus einer Küche wahr, Speck und Braten. Sein Magen knurrte. Er fuhr sich mit der Zunge über seine trockenen Lippen. Wenn er nur weiterginge, vielleicht wäre er ja dann sicher? Er kam an die Ecke, duckte sich und rannte dann einfach weiter. Beim leisesten Geräusch der Schritte hinter sich erstarrte er. Jemand war ihm dicht auf den Fersen. Senex kam an eine Mauer, kletterte hinauf und hielt nach einem Fluchtweg Ausschau. Es gab keinen. Er drehte sich um. Er hätte nach rechts gehen sollen! Wieder hörte er die Pfeife. Der Schein einer Laterne wurde immer deutlicher, als die Person, die sie trug, näher kam. Senex hob die Hände.
    »Oh, bitte nicht! Bitte nicht!«
    Er hörte das Klicken, und bevor er sich noch bewegen konnte, erwischte ihn der Armbrustbolzen voll im Bauch. Senex hockte sich hin und ballte die Fäuste vor Schmerz. Er konnte sich nicht bewegen. Er versuchte vorwärts zu kriechen, da bemerkte er die Stiefel. Er schaute auf, und als er das tat, trennte ihm eine Streitaxt sauber den Kopf ab.
    Am nächsten Morgen fand der reisende Geselle

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