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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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gehört denn dieses Haus? Das
scheint ja eine ziemliche Bruchbude zu sein.«
    Â»Soweit ich weiß, gehört es einer Erbengemeinschaft. Die will es
schon lange abreißen und dafür einen Neubau hinstellen, aber sie darf nicht,
weil es unter Denkmalschutz steht.« Nieberle verzog missbilligend das Gesicht.
»Das Seifensiederhäusl ein Denkmal? Dass ich nicht lache. Das ist ein altes
Gelump.«
    Â»Sie kennen sich ja gut aus«, sagte Fiona, und Morgenstern schien
es, dass sie dabei um die Mundpartie ungewöhnlich verkniffen wirkte.
    Â»Das Seifensiederhäusl kennt doch jeder hier in Eichstätt«,
antwortete Nieberle. »Nur ihr anscheinend nicht.«
    Die Morgensterns schüttelten synchron den Kopf. »Wir sind noch nicht
so lange hier«, erklärte Morgenstern knapp.
    Â»Das ist das reinste Politikum. Die Erben haben schon vor Jahren
einen Abbruchantrag gestellt. Was sollen sie auch mit der alten Hütte anfangen?
Und der Stadtrat hat nach einigem Hin und Her genehmigt, dass das Haus
abgerissen werden darf. Aber dann haben sich die Denkmalpfleger in München
quergestellt. Und seitdem geht in der Sache nichts mehr voran.«
    Â»Jetzt weiß ich, welches Haus das ist«, sagte Fiona. »Das ist dieses
ockerfarbene.«
    Â»Genau«, sagte Nieberle. »Soweit der Putz noch nicht runterfallen
ist, ist es ocker. Und auf die Fassade hat irgendjemand mit roter Farbe groß
›Vorsicht – Denkmal!‹ gesprüht.«
    Â»Irgendjemand?«, fragte Fiona. »Das waren sicher die Eigentümer, die
sauer sind, weil sie ihre Pläne nicht umsetzen können.«
    Â»Also, ich verstehe beim besten Willen nicht, was an diesem Haus ein
Denkmal sein soll«, sagte Nieberle. »Ich komme hier aus Eichstätt, und hier
gibt es echte Denkmäler in rauen Mengen. Der Dom, die Willibaldsburg, das
Kloster St. Walburg: Das sind für mich Denkmäler. Oder das Rathaus und die
Residenz vom Fürstbischof. Aber hier in der Stadt gibt es ja Hunderte von
sogenannten Denkmälern.« Er zeichnete mit den Händen imaginäre Anführungszeichen
in die Luft. »Irgendwann muss doch mal Schluss sein.« Er schaute die
Morgensterns zustimmungheischend an. »Oder? Irgendwann muss Schluss sein. Wir
können doch nicht unsere ganze Stadt in ein Freilichtmuseum verwandeln.«
    Während Morgenstern grundsätzlich damit übereinstimmte, war seine
Frau ganz offenkundig anderer Ansicht. Sie setzte zu einer Erwiderung an, aber
Ludwig Nieberle war in Fahrt gekommen.
    Â»Man muss sich dieses Seifensiederhäusl bloß anschauen: Wenn das
renoviert wird, wie sich das die hohen Herren in München vorstellen, dann
kostet das Pi mal Daumen eine halbe Million.« Er streckte den Daumen von sich
und visierte mal mit dem linken, mal mit dem rechten Auge dran vorbei. »Das
kann man doch so einem einfachen Eigentümer nicht zumuten. Das ist doch …«,
er suchte nach dem richtigen Begriff für seine helle Empörung, »das ist doch
kalte Enteignung.«
    Morgenstern nickte, halb zustimmend, halb in der Hoffnung, dass er
mit demonstrativ gezeigtem guten Willen seine Jungen ohne Komplikationen und
lästigen Papierkram mit nach Hause nehmen konnte. Aber er goss mit dieser
Zustimmung nur noch weiteres Öl ins Feuer.
    Â»Wisst ihr, wie mir das vorkommt?«, wetterte Nieberle. Die Morgensterns
ahnten es. »Wie bei den Kommunisten ist das! Wenn man mit seinem eigenen Hab
und Gut nicht machen kann, was man selbst für richtig hält.«
    Fiona erhob vorsichtig Einspruch. »Ich habe gehört, dass es Zuschüsse
gibt, wenn man so ein altes Haus herrichtet. Der Staat hilft einem da, auch
steuerlich.«
    Morgenstern sah sie überrascht an. Seit wann interessierte sich
Fiona für solche Dinge?
    Â»Und wer, glauben Sie, zahlt diese Zuschüsse?«, fragte Nieberle
zurück. »Natürlich der kleine Steuerzahler. Wir alle, Sie und ich. Und für die
wirklich wichtigen Dinge haben sie dann kein Geld mehr. Für die Beförderung von
Polizeibeamten zum Beispiel. Und dann gibt es noch die verrücktesten
Steuersparmodelle. Da verdienen sich reiche Doktoren eine goldene Nase und können
mit ein bisschen Trickserei alles abschreiben. Und das bloß, damit am Ende so
ein altes, windschiefes Bauernhaus stehen bleibt. Ich habe ja nichts gegen
Denkmalschutz, im Prinzip. Aber was zu viel ist, ist zu viel.«
    Fiona setzte erneut zum

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