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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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dem
Gedanken, er könnte dort, gläubig oder eher abergläubisch, mal eine kleine
Kerze anzünden. Nur so für den Fall der Fälle.
    Â»Ich fahr jetzt zum Bolzplatz und suche die Jungs«, sagte Morgenstern
entschlossen. »Diese elende Warterei ist ja nicht zum Aushalten.«
    Â»Und wenn sie nicht da sind?«, fragte Fiona. Die Frage blieb unbeantwortet
in der Luft hängen.
    Â»Nun fahr schon«, sagte Fiona schließlich, um die bleierne Stille zu
durchbrechen. »Jetzt hast du mich mit deiner Nervosität schon angesteckt. Zieh
los, ich halte hier die Stellung. Und nimm das Handy mit, damit du mir gleich
Bescheid geben kannst, wenn du sie gefunden hast.«
    Morgenstern schlüpfte in seine Jeansjacke und verhedderte sich in
der Eile im linken Ärmel. »Verdammt, das Ding wird auch immer enger«, schimpfte
er.
    Â»Nein, du wirst immer breiter«, korrigierte ihn Fiona und half ihm
in die Jacke.
    Morgenstern war gerade in der Tür, als das Telefon läutete.
    Er wandte sich zum Apparat, sah die Nummer auf dem Display und wurde
von einer Beklommenheit erfasst, die ihm den Brustkorb einschnürte.
    Â»Was ist das für eine Nummer?«, fragte Fiona, als sie sah, dass Morgenstern
stocksteif dastand und keine Anstalten machte, das Gespräch anzunehmen. »Kennst
du die? Sag schon!«
    Â»Das ist die Polizeiinspektion in Eichstätt«, flüsterte Morgenstern.
»Die kenne ich auswendig.« Er stöhnte. »Verdammt noch mal, den Jungs ist
irgendetwas passiert. Ich hatte gleich so ein schlechtes Gefühl.« Das Telefon
läutete beharrlich weiter.
    Â»Jetzt geh schon ran«, sagte Fiona.
    Â»Mach du.« Morgenstern hielt ihr das Telefon entgegen.
    Â»Feigling!«, zischte Fiona und nahm das Gerät. Sie atmete tief durch
und hob ab: »Fiona Morgenstern am Apparat.«
    Morgenstern sah seine Frau durchdringend an. »Stell auf
Lautsprecher«, flüsterte er, doch sie hörte ihn nicht.
    Â»Ja«, sagte sie in den Hörer. »Das sind unsere Kinder. Bastian und
Marius.« – »Was sagen Sie da? Das gibt’s doch nicht.« – »Ich kann das
einfach nicht glauben.«
    Morgenstern versuchte vergeblich, aus Fionas Reaktionen schlau zu
werden.
    Â»Ja, wir kommen sofort.« – »Aber natürlich, mein Mann kommt
auch mit.« Sie sah Morgenstern von der Seite an. »Genau, der mit den
Cowboystiefeln.« – »Ähm, nein, nicht Kriminalhauptkommissar, sondern erst
Oberkommissar.« – »Da haben Sie recht, so etwas sollte eigentlich nicht
passieren.« – »Also dann, bis gleich, wir sind in fünf Minuten da.«
    Fiona legte auf und atmete erleichtert aus. Dann legte sie den Arm um
Morgensterns Schulter.
    Â»Was ist los?«, fragte er. »Spann mich nicht auf die Folter.«
    Â»Die Jungs sind in der Polizeiinspektion. Wohlbehalten. Wir sollen
sie abholen.«
    Â»Und was ist passiert, was eigentlich nicht passieren sollte?«, fragte
Morgenstern. Die Beklemmung in seiner Brust, auf der linken Seite, wie er nun
ganz deutlich spürte, hielt unvermindert an.
    Fiona schaute erst noch ernst, doch plötzlich lachte sie. »Die beiden
Kinder des Kriminaloberkommissars Mike Morgenstern sind von einer
Polizeistreife aufgegriffen worden, als sie in ein unbewohntes altes Haus
eingebrochen sind. Nachbarn haben die Polizei alarmiert. Unsere braven Buben
haben anscheinend mehrere Fensterscheiben eingeworfen.«
    Â»Eingeschossen«, präzisierte Morgenstern, und er fühlte, wie sich
die eiserne Klammer um seinen Brustkorb löste und er wieder frei atmen konnte.
»Bestimmt haben sie die Scheiben eingeschossen. Mit den Steinschleudern, die
ich neulich mit ihnen gebastelt habe. Dabei habe ich ihnen klipp und klar
gesagt, dass sie damit nur auf Bäume zielen dürfen. Sie haben mir das ganz fest
versprochen.«
    Â»Ach, Mike, du bist manchmal so naiv. Und jetzt lass uns losfahren.
Die Kinder warten.« Sie schmunzelte. »Und deine Kollegen auch. Da darfst du dir
was anhören. Mir schien, dass sie sich prächtig amüsieren in ihrer Inspektion.«
    Der alte rote Landrover röhrte, als sie ans östliche Stadtende, zur
Kipfenberger Straße, fuhren, wo sich die Inspektion direkt neben dem weitläufigen
Gelände der Bayerischen Bereitschaftspolizei befand. Sie kamen am Leonrodplatz
vorbei, einem prächtigen barocken Platz, der mit Autos vollgeparkt

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