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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Rand
ihres drahtgefassten Binokels an. »Ich sehe, Napoleon hat es nicht geschafft,
dir irgendwelche Manieren beizubringen.«
    »Andersherum«,
erwiderte Sterling träge lächelnd. »Ich habe ihm das eine oder andere
beigebracht. Es heißt, dass er nur deshalb nach Waterloo abgedankt hat, weil er
mich loswerden wollte.«
    »Jetzt, da
du wieder in London bist, könnte ich mir vorstellen, ihm im Exil Gesellschaft
zu leisten.«
    Während
Sterling den Raum durchquerte, hielt sich seine Cousine so starr wie eine
Schneiderpuppe. Seltsam genug, aber Diana war vermutlich die einzige Frau in
ganz London, die hinter dem prächtigen, lederbelegten Mahagonischreibtisch
nicht deplatziert wirkte. Wie üblich mied sie das jungfräuliche Weiß und die
blassen Pastelltöne, die die Schönheiten Londons derzeit favorisierten und
hatte sich für würdevolles Weinrot und Waldgrün entschieden. Ihr dunkles Haar
war zu einem einfachen Knoten zurückgekämmt, was den eleganten Haaransatz
betonte.
    »Bitte,
schmolle nicht, liebe Cousine«, murmelte er und beugte sich hinab, um sie auf
die Wange zu küssen. »Ich kann die Missbilligung der ganzen Welt ertragen, aber
deine zerreißt mir das Herz.«
    »Könnte gut
sein, falls du eines hättest.« Sie legte den Kopf schief, damit er sie küssen
konnte, der harte Mund ein wenig weicher. »Ich hörte, du seiest schon vor über
einer Woche zurückgekehrt. Ich nehme an, du hast dich einmal mehr bei diesem
Halunken Thane aufgehalten.«
    Sterling
ignorierte den ledernen Ohrensessel neben sich, kam um den Schreibtisch herum
und setzte sich halb auf die Tischecke. »Er hat dir nie wirklich vergeben, dass
du die Verlobung gelöst hast. Er behauptet, du hättest ihm das Herz gebrochen
und grausam seinen Charakter verunglimpft.«
    Auch wenn
sich Diana um einen unbeteiligten Tonfall mühte, ein zartes Rosa färbte ihr
doch die Wangen. »Es war nicht der Charakter deines Freundes, der mir Probleme
bereitet hat, sondern vielmehr das Fehlen eines solchen.«
    »Trotzdem
hat all die Jahre lang keiner von euch beiden geheiratet. Ich fand das immer
etwas ... merkwürdig.«
    Diana nahm
das Binokel ab und schaute ihn frostig an. »Ich lebe lieber ohne Mann, als
einen Knaben zu heiraten.« Als hätte sie zu viel preisgegeben, schob sie die
Augengläser zurück und wischte geschäftig den Tintenüberschuss von der Spitze
ihrer Schreibfeder. »Ich bin sicher, dass im Vergleich zu deinen Eskapaden
sogar Thanes verblassen. Wie ich höre, warst du immerhin lange genug in London,
um dich viermal zu duellieren, deiner Gewinnsumme das Familienvermögen drei
junger Gecken einzuverleiben und ein ganzes Sortiment unschuldiger Herzen zu
brechen.«
    Sterling
warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wann lernst du endlich, nicht auf
rücksichtslosen Klatsch zu hören? Ich habe lediglich zwei Burschen am Arm
verletzt, von einem anderen den Familiensitz gewonnen und ein einziges Herz angekratzt,
das sich als weit weniger unschuldig erwiesen hat, als man mir hat weismachen
wollen.«
    Diana
schüttelte den Kopf. »Jede Frau, die dumm genug ist, dir ihr Herz zu schenken,
hat es sowieso nicht besser verdient.«
    »Spotte du
nur, wenn dir danach ist, aber jetzt wo der Krieg vorbei ist, habe ich
tatsächlich die Absicht, ernsthaft nach einer Braut zu suchen.«
    »Dieses
bisschen von einer Neuigkeit wird jeder ehrgeizigen Schönheit und jeder Ehe
stiftenden Mutter in dieser Stadt das Herz wärmen. Erzähl doch, woher die
plötzliche Sehnsucht nach Heim und Herd?«
    »Ich
brauche einen Erben, und anders als der gute alte Onkel Granville, Gott sei
seiner schwarzen Seele gnädig, habe ich nicht die Absicht, mir einen zu
kaufen.«
    Ein
markerschütterndes Knurren dröhnte durch den Raum, als hätte die Erwähnung
seines Onkels eine unirdische Erscheinung auf den Plan gerufen. Sterling
spähte nach hinten über den Schreibtisch, wo die Mastiffs angespannt irgendetwas
anstarrten.
    Diana
lehnte sich langsam zurück und ließ die niedliche weiße Katze sehen, die sich
auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte.
    Sterling
setzte eine finstere Miene auf. »Sollte die nicht in der Scheune sein? Du
weißt, ich kann diese Kreaturen nicht ausstehen.«
    Diana
bedachte Sterling mit ihren eigenen katzenhaften Lächeln und streichelte die
Katze unter dem flaumigen Kinn. »Ja, weiß ich.«
    Sterling
seufzte. »Runter, Caliban. Runter, Cerberus.« Als sich die Hunde schmollend auf
den Kaminvorleger stahlen, sagte er: »Ich weiß nicht, warum ich mir

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