Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
Zärtlichkeit nicht erdulden müssen. Würde sich nicht fragen
müssen, ob seine geflüsterten Koseworte, seine schmelzenden Küsse sie nur
verhöhnten.
    Doch
während sie so dalag, steif wie ein Stock, spürte sie sich zorniger und
zorniger werden. Sie erinnerte sich daran, wie er all die Jahre die Briefe
seiner Mutter ignoriert hatte und wie Lady Eleanor sich jeden Morgen, wenn
wieder keine Antwort von ihm in der Post gewesen war, ein tapferes Lächeln
abgerungen hatte. So sehr sie ihre Beschützerin auch geliebt und bewundert
hatte, Laura verfügte nicht über die Duldsamkeit dieser Frau. Sie hatte
schnell herausgefunden, dass sie Sterlings Verachtung ertragen konnte, nicht
aber seine Gleichgültigkeit. Es war ihr lieber, er brüllte sie an oder schüttelte
sie durch, solange er sie nicht links liegen ließ.
    Laura
setzte sich auf und warf die Decke zurück. Es würde Seine Allerhöchsten Gnaden
vielleicht schockieren, aber Laura hatte nicht die Absicht, sich den Rest
ihres Lebens von seiner boshaften Cousine beleidigen zu lassen oder im Bett
dahinzuschmachten und sich zu fragen, ob er jemals zu ihr kommen würde. Wenn
er in ihrer Hochzeitsnacht nicht zu ihr kam, dann würde sie eben zu ihm gehen.
    Sie kämpfte
sich durch die schweren Bettbehänge, zog den Morgenmantel an und knotete die
Schärpe zu. Dann rammte sie eine der Kerzen aus dem Kandelaber in einen
silbernen Kerzenleuchter, stürmte aus dem Zimmer und hoffte, dass die Tür nicht
zu schwerfällig war, um ordentlich zuzuknallen.
    Bereits
nach fünf Minuten
hatte Laura sich derart verlaufen, dass sie glaubte, die Suite der Herzogin
niemals wieder zu finden, geschweige denn die des Herzogs. Sie hatte angenommen,
dass sie zwangsläufig den Westflügel erreichte, wenn sie nur immer in dieselbe
Richtung lief. Doch das Haus war ein Labyrinth aus endlosen Korridoren, einer
länger und verwirrender als der andere. Laura marschierte endlos dahin, ohne
irgendein Anzeichen von Leben zu entdecken. Sogar eine Maus wäre jetzt eine
Erleichterung gewesen.
    Sie hatte
nicht gefragt, auf welchem Stockwerk sich die Gemächer des Herzogs befanden.
Sie konnte nur hoffen, dass die Schlafgemächer im gleichen Geschoss
untergebracht waren. Doch ihre Hoffnung erstarb, als der Flur, den sie gerade
entlanglief, abrupt in einer Treppenflucht endete.
    Sie
versuchte, den Weg, den sie gekommen war, zurückzugehen, fand sich schließlich
aber auf einem völlig fremden Balkon über einem düsteren Ballsaal wieder. Der
Saal war groß genug, ganz Arden Manor – inklusive der Gärten – hineinzupacken.
Sie seufzte und fragte sich, was Lottie in solch einer misslichen Lage wohl
getan hätte. Vermutlich sich mitten auf den Fußboden gesetzt und geheult, so
laut sie konnte, bis irgendwer angelaufen kam. Laura war schon versucht, es genauso
zu machen, aber sie fürchtete, dass niemand angelaufen kommen würde – weil
keiner sie hörte oder es ohnehin allen egal war.
    Ein
türkischer Teppich, rot wie Blut, bedeckte den ganzen Balkon und dämpfte ihre
Schritte zu einem Flüstern. In den Ecken des hohen Saals hatten sich
riesenhafte Schatten zusammengefunden, die ihr Kerzlein wie einen Zwerg
erscheinen ließen. Ein schelmischer Luftzug spielte mit der Flamme. Laura
schützte das Licht mit der hohlen Hand und wankte davon.
    Hinter der
nächsten Ecke tat sich in all ihrer grimmigen Pracht eine Gemäldegalerie auf,
die tagsüber vielleicht gespenstisch anmuten möchte. Bei Nacht war sie Grauen
erregend.
    »Stell dich
nicht so an, Laura. Du brauchst vor einer Hand voll toter Leute keine Angst zu
haben«, schalt sie sich mit klappernden Zähnen selbst. Sie bereute die
unglückliche Wortwahl augenblicklich, zwang sich aber weiterzugehen. Laura war
peinlichst darauf bedacht, die reich geschnitzte Doppeltür am Ende der Galerie
zu fixieren, dennoch spürte sie die argwöhnischen Blicke der Harlow'schen
Vorfahren jeden ihrer Schritte verfolgen.
    Sie war so
erleichtert, endlich die Tür erreicht zu haben, dass sie das lebensgroße
Porträt darüber fast übersah. Als das Kerzenlicht die Wand hinaufwanderte,
prallte sie zurück und schnappte nach Luft.
    Ein Mann
mit langer, spitzer Nase blickte höhnisch auf sie herab, mit eisblauen Augen,
die vor Verachtung blitzten. Als Laura die Inschrift auf dem Messingschild
unter dem Bild entzifferte, begriff sie, in wessen eingesunkenes Gesicht sie
hinaufstarrte. Es war der alte Granville Harlow selbst, ganz in Schwarz
gekleidet, einen silbernen Gehstock in der

Weitere Kostenlose Bücher