Thailand. Stefan Loose Reiseführer E-Book (EPUB)
Interesse an Ostasien zeigten. Chinesische Einwanderer, meist Händler oder Unternehmer, siedelten sich vor allem in Bangkok an. Mitte des 19. Jhs. waren mehr als die Hälfte der 400 000 Einwohner der Stadt Chinesen.
Mitte 19.–Anfang 20. Jh.: Reformen unter Mongkut und Chulalongkorn
König Mongkut (Rama IV.) wird als Erneuerer und Reformer des Reiches angesehen. Zu jener Zeit war Birma nach drei Kriegen vollständig Britisch-Indien einverleibt worden – für Siam eine traumatische Erfahrung. Entsprechend zielte die Außenpolitik in einem Balanceakt auf ein Mächtegleichgewicht der westlichen Großmächte ab.England, den Vereinigten Staaten, Frankreich und anderen Ländern wurden Handelsprivilegien eingeräumt und Territorien abgetreten.
Französische Kanonenboote auf dem Menam Chao Phraya ließen seinem Sohn Chulalongkorn keine andere Möglichkeit, als territoriale Konzessionen an Frankreich und Großbritannien zu machen. Alle laotischen Vasallenstaaten und große Gebiete in Kambodscha fielen an Frankreich. 1909 wurden die nordmalaiischen Sultanate Perlis, Kedah, Terengganu und Kelantan an das britische Kolonialreich abgetreten. Nur das malaiische Sultanat Pattani wurde Siam zugesprochen.
Diese Beschwichtigungspolitik nach außen wurde ergänzt durch ein innenpolitisches Reformprogramm. Doch die Durchsetzung stieß auf große Schwierigkeiten, da es Privilegien des Adels und der Königsfamilie beschnitt. Unter Chulalongkorn wurde ein Dekret erlassen, dass niemand mehr als Sklave geboren werden könne, was die Abschaffung der Sklaverei einleitete. Die Verwaltung wurde zentralisiert und nach europäischem Vorbild mit Ministerien an der Spitze umgestaltet. Steuergesetze lösten die hierarchische Abgabenordnung ab. Im Rahmen der Umgestaltung des Erziehungssystems entstanden Universitäten nach westlichem Vorbild. Der König beschäftigte in der Verwaltung Briten, Belgier und Italiener. Deutsche projektierten bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs die Eisenbahnlinie nach Norden, Briten die nach Süden. Damit wurde die Infrastruktur erheblich verbessert.
Zweck aller Reformen war es, Siam im Inneren zu stärken, um der westlichen Herausforderung standzuhalten. Chulalongkorn veränderte die althergebrachte Gesellschaftsordnung, hielt aber gleichzeitig an bestimmten Traditionen fest und gilt deswegen als Begründer des modernen Siam.
Die 1930er- und 40er-Jahre: Konstitutionelle Monarchie
1932 wurde Siam, wie die offizielle Staatsbezeichnung bis dahin lautete, durch einen unblutigen Staatsstreich in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt. Westlich ausgebildete Intellektuelle und große Teile des Bürgertums waren mit der Herrschaft König Prajadhipoks unzufrieden, da er, im Gegensatz zu seinem Großvater Chulalongkorn, kaum Interesse an der Erneuerung des Landes zeigte und sich Vettern- und Misswirtschaft ausbreitete. Pridi Phanomyong, ein in Frankreich ausgebildeter Rechtsanwalt, war der politische Kopf der radikaldemokratischen Bewegung, die, zusammen mit den mehr konservativen Militärs, den Coup durchführte. Pibul Songgram, Führer des konservativen Flügels, stieg bald zum stärksten Mann der Nation auf, die nun Thailand hieß.
Die wichtigsten Könige Thailands
1239–1311
Mengrai (Lanna)
1275–1317
Ramkhamhaeng
1350–1369
U-Thong
1388–1395
Ramesuan
1590–1605
Naresuan
1630–1656
Prasat Thong
1657–1688
Narai
1767–1782
Taksin
1782–1809
Rama I. (General Chakri)
1809–1824
Rama II. (Phra Phutthalaetla Naphalai)
1824–1851
Rama III. (Phra Nangklao)
1851–1868
Rama IV. (Mongkut)
1868–1910
Rama V. (Chulalongkorn)
1910–1925
Rama VI. (Vichiravudh)
1925–1935
Rama VII. (Prajadhipok)
1935–1946
Rama VIII. (Anand Mahidol)
seit 1946
Rama IX. (Bhumipol)
1940 war das Land Alliierter der Achsenmächte Nazi-Deutschland, Japan und Italien. Mit japanischer Unterstützung annektierte Thailand Teile von Birma, Laos, Kambodscha und Malaya. 1944 wurde Pibul Songgram gestürzt, und Thailand verbündete sich mit seinen ehemaligen Gegnern. Pridi Phanomyong, während des Krieges Führer der antijapanischen Bewegung Freies Thailand , arbeitete mit seinen Freunden eine neue Verfassung aus. Er wurde 1947 durch einen Militärputsch unter der Führung von Songgram gestürzt und ging ins Exil. Später wurde er Sprecher der Bewegung Freies Thailand, zuerst in der Volksrepublik China, dann in Frankreich.
Die 1950er- und 60er-Jahre: Diktatur
Unter der Führung Songgrams entwickelte sich das Land streng antikommunistisch
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