The Acid House (German Edition)
Silbertablett. Und wer darf’s ausbaden? Ich sach dir, wer: ich alter Trottel hier, Boab senior tippte sich auf die Brust. – Deine Ma un ich. Ich weiß ja, dass es nich so leicht ist, heutzutage ne Bleibe zu finden, vor allem, wo dir bis jetzt immer so gutmütige Idioten wie wir Zucker in n Arsch geblasen ham. Aber davon wolln wir gar nicht reden. Also, deine Ma und ich wolln dir zwei Wochen Schonfrist lassen. Aber sieh zu, dass du in vierzehn Tagen dann auch raus bis.
Einigermaßen verblüfft, brachte Boab nur ein, – Aye … klar …– heraus.
– Denk jetzt bloß nich, wir wolln dich loswerden, Junge. Is nur so, dass dein Vater und ich meinen, es wär in beiderseitigem Interesse für beide Seiten, wenn du deine eigene Bleibe hätts.
– Genau das, Doe, krähte Boabs Vater triumphierend. – In beiderseitigem Interesse für beide Seiten. Das gefällt mir. Alles, was du und unsere Cathy an Grips ham, kommt definitiv von eurer Ma, von mir altem Torfkopp habters jedenfalls nich.
Boab sah seine Eltern an. Sie wirkten irgendwie verändert. Seinen alten Herrn hatte er immer nur als fetten, schnaufenden Asthmatiker betrachtet, und seine alte Dame als formlose Frau in einem Trainingsanzug. Körperlich sahen sie unverändert aus, aber zum ersten Mal nahm er an ihnen eine beunruhigende Andeutung von Sexualität wahr, die er vorher nie bemerkt hatte. Er erkannte sie als das, was sie waren: geile, lüsterne Bastarde. Jetzt begriff er, dass aus den Blicken, die sie ihm zugeworfen hatten, wenn er mit Evelyn zum Bumsen nach oben gegangen war, nicht Verlegenheit oder Verärgerung, sondern freudige Erwartung gesprochen hatte. Weit davon entfernt, sich darum Gedanken zu machen, was er trieb, gab ihnen das die Gelegenheit, es selbst zu treiben.
Evelyn. Sobald er mit ihr geredet hätte, würde alles besser sein. Ev verstand ihn immer. Gedanken an eine formelle Verlobung und Heirat, die Boab lange verächtlich abgetan hatte, schwirrten ihm plötzlich durch den Kopf. Wie saublöd er gewesen war, die Möglichkeiten, die sich da auftaten, nie zu sehen. Ne eigene Wohnung. Er könnte denganzen Abend Videos gucken. Jede Nacht bumsen. Er würde einen neuen Verein finden; Granton Star konnte ihn am Arsch lecken! Evelyn könnte die Trikots waschen. Plötzlich wieder bester Dinge, ging er raus zur Telefonzelle unten an der Einkaufsstraße. Er fühlte sich schon wie ein Eindringling im Haus seiner Eltern.
Evelyn nahm ab. Boabs Laune besserte sich bei der Aussicht auf Gesellschaft noch mehr. Der Aussicht auf Verständnis. Der Aussicht auf Sex.
– Ev? Boab. Alles klar?
– Ja.
– Haste Bock, vorbeizukommen?
– …
– Hallo? Ev? Ob du Bock has, vorbeizukommen?
– Nee.
– Wie, nee? Da stimmte doch was nicht. Ein Schreck fuhr Boab in die Glieder.
– Hab einfach kein Bock, keine Ahnung.
– Aber wieso nich? Ich hab n harten Tag gehabt, Ev. Ich muss mit dir reden.
– Aye. Tja, red doch mit dein Kumpels.
– Jetzt sei doch nich so, Ev! Ich hab gesagt, ich hab n harten Tag gehabt! Was is n los? Was stimmt denn nich?
– Du un ich. Das stimmt nich.
– Hä?
– Es ist aus. Finito. Kaputt. Feierabend. Tschö mit Ö.
– Was hab ich n gemacht, Ev? Was hab ich gemacht? Boab traute seinen Ohren nicht.
– Weißte doch selber.
– Ev …
– Es geht nich drum, was du gemacht has, sondern um das, was du alles nich gemacht has.
– Aber Ev …
– Du un ich, Boab. Ich will n Mann, der sich um mich kümmert. Einen, der wirklich weiß, wie man ne Frau befriedigt. Nich so n fetten Bastard, der die ganze Zeit aufm Arsch hockt und über Fußball quatscht un mit sein Kumpels Bier säuft. N richtigen Mann, Boab. N sexy Mann. Ich bin schon zwanzig, Boab. Zwanzig Jahre alt. Ich werf mich doch nich an n Penner weg!
– Was is n bloß in dich gefahrn? Eh? Evelyn? Vorher haste dich nie beschwert. Du un ich. Du wars doch bloß n dummes, kleines Gör, bevor du mich getroffen has. Wusstes ja nich mal, wie ficken geht, scheißnochmal …
– Genau! Das hat sich jetzt geändert! Weil ich n Neuen hab, Boab Coyle! Der hat als Mann mehr drauf, als du Schlappschwanz je bringen wirs!
– … Eh? … Eh? … WEN ? … WER IS DIE FOTZEEEE!
– Das musste schon selber rausfinden!
– Ev … wie kannste mir so was antun? … du un ich, Ev … wir zwei beide, hieß es doch immer … Verlobung un alles …
– Sorry, Boab. Aber ich war mit dir zusammen, seit ich siebzehn bin. Damals hab ich vielleicht von Liebe nix gewusst, aber heute is das
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