The Acid House (German Edition)
Granton Stars Saisonziel
Der Schock war für Boab Coyle wie ein Schlag in die Magengrube. Er stand nur mit offenem Mund da, als ihm sein Kumpel Kev Hyslop an der Theke die Sachlage schilderte.
– Sorry, Boab, aber es warn sich alle einig. Wir können dir keinen Einsatz garantieren. Jetzt ham wer Tambo und den kleinen Grant. Die Mannschaft kann’s weit bringen.
– Weit bringen? Weit bringen!? Bezirksliga sind wir! Is doch bloß Rumgebolze, du aufgeblasenes Arschloch. Beschissener Feierabendkick!
Kev passte es nicht, dass Boab so sauer reagierte. Dass Granton Star sein Saisonziel erreichte, war doch wohl wichtiger als das Ego eines Einzelnen. Und immerhin hatte man ihm für diese Saison in offener Abstimmung die Kapitänsbinde übertragen. Granton Star war ein heißer Kandidat für den Aufstieg in die zweite Division der Edinburgh Churches League. Außerdem trennten sie nur drei Spiele von der Teilnahme am Pokalfinale im City Park – auf Rasen! – um die Tom Logan Memorial Trophy. Die Ziele waren hochgesteckt, und Kev wollte derjenige sein, der Granton Star vor eigenem Publikum zum Pokaltriumph führte. Er wusste allerdings, dass es auch zu seinen Pflichten gehörte, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Freundschaften mussten da zurückgestellt werden.
– Is ja klar, dasste jetzt enttäuscht bis, Kumpel …
– Enttäuscht!? Da haste verdammt recht, dass ich enttäuscht bin, Scheiße. Wer wäscht denn fast jede Woche dieTrikots? Hä? machte Boab geltend und tippte sich auf die Brust.
– Komm schon, Boab, trink noch n Bier …
– Dein Bier kannste dir in n Arsch schieben! Ihr seid vielleicht Kumpels, wa? Leckt mich doch alle! Boab stürmte aus dem Pub, und Kev wandte sich mit einem Schulterzucken zum Rest der Jungs.
Ehe er nach Hause ging, genehmigte sich Boab noch ein paar freudlose, einsame Pints in zwei anderen Pubs. Voller Groll dachte er an Tambo, der auf Boabs Rückennummer 10 scharf gewesen war, seit die Angeberfotze zu Beginn der Saison bei Granton Star angeheuert hatte. Orangensaftsaufendes Arschloch. Es war ein Fehler gewesen, das Team mit solchen Wichsern zu verstärken. Schließlich war es doch nur Gebolze, ein Wochenendspaß unter uns Jungs. Frisch gepresster Orangen- un Zitronensaft. Frisch gepresster Orangen- un Zitronensaft , klang ihm Tambos nasale Stimme unbarmherzig in den Ohren.
In den Pubs, die er aufsuchte, nahm Boab von niemandem Notiz. Das war ungewöhnlich. Darüber hinaus machten alte Säufer, die ihn normalerweise nervten und auf Gesellschaft oder ein Bier aus waren, einen Bogen um ihn, als hätte er die Pest.
Boabs Mutter war gerade beim Staubsaugen, als er nach Hause kam. Aber sobald sie ihn an der Tür hörte, stellte sie den Staubsauger ab. Doreen Coyle sah verschwörerisch zu ihrem Mann, Boab senior, der seine beträchtliche Körperfülle im Sessel zurechtrückte und die Evening News auf das Beistelltischchen warf.
– Ich muss mal n paar Takte mit dir reden, Junge, sagte Boab senior.
– Eh? Boab war ein wenig beunruhigt über den herausfordernden und streitlustigen Tonfall seines Vaters.
Doch bevor Boab senior etwas sagen konnte, fing Doreen schon nervös an zu quasseln.
– Nich, dass wir dich etwa loswerden wolln, Junge. So is das überhaupt nich.
Boab stand nur da, und eine böse Vorahnung formte sich in seinem abgestumpften Gehirn.
– Is ja gut, Doreen, sagte Boabs Vater leicht gereizt. – Die Sache is die, Junge, dass du langsam ausziehen muss. Du bis jetzt dreiundzwanzig, das is n bisschen alt für n jungen Mann, um noch bei Mama un Papa zu wohnen. Ich mein, ich war schon mit siebzehn mit der Handelsmarine weg auf See. Is einfach nich normal, Junge, verstehste?
Boab sagte nichts. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sein Vater sprach weiter.
– Du willst doch nich, dass deine Kumpels dich für n Mamasöhnchen halten, oder? Un überhaupt, deine Ma un ich, wir wern auch nich jünger. Wir kommen jetzt in ne komische Lebensphase, Sohn. Manch einer würd sagen … Boab Coyle sah seine Frau an, – … ne heikle Phase. Deine Ma und ich, Junge, wir brauchen Zeit für uns, um unser Leben neu zu ordnen. N bisschen die Ehe auffrischen, falls du mich verstehs. Du hast doch ne kleine Freundin, die Evelyn. Da weißte ja, wie’s läuft! Boab senior zwinkerte seinem Sohn zu und suchte in dessen Miene nach Anzeichen dafür, dass er verstanden worden war. Obwohl er keine fand, fuhr er fort. – Das Problem mit dir, Junge, is, du denks, du kriegs alles aufm
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