The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
spürte plötzlich eine wilde Hoffnung in sich aufkeimen. »Rede weiter«, bat er Tich’ki. »Was kannst du uns noch von ihnen berichten?«
Die Fee zuckte in der Luft schwebend mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Sie sind ein bunter Haufen, und ihr Anführer ist ein spitzgesichtiger Bursche mit hellgrünen Augen.«
Kevin schrak zusammen. Das war doch nicht möglich, oder …? »Hast du zufällig seinen Namen aufschnappen können?«
»Ber-irgendwas, glaube ich.«
»Berak?«
»Genau.« Die Fee starrte ihn an. »Kennst du ihn?«
»Gewissermaßen schon.« Plötzlich sprudelten die Worte so eifrig aus Kevin heraus, daß sie sich fast überschlugen. »Hört zu, ihr alle. Berak und seine Truppe sind
… Freunde Meister Aidans. Wir können uns eine Zeitlang bei ihnen verstecken!«
»Schau mal«, widersprach Lydia. »Man hat uns bisher auf Schritt und Tritt bei unserem kleinen Abenteuer belogen und versucht, uns hereinzulegen. Glaubst du wirklich, daß wir ihnen vertrauen können?«
»Das können wir! Mich kann man sicher täuschen, selbst ihr könnt hintergangen werden – aber mein Meister ist ein echter Barde! Keiner wird ihn täuschen können.
Nun kommt schon! Vielleicht bekommen wir sogar ein warmes Abendessen von Berak. Und er und seine Truppe haben möglicherweise wertvolle Nachrichten für uns!«
Lydia zuckte mit den Schultern. »Das nimmst du auf deine Kappe, Kind.«
Für einen erschreckten Moment hätte Kevin schwören können, daß sich nichts geändert hatte, seit er Bracklin verlassen hatte. Es waren dieselben auffälligen rot-blauen Planwagen, derselbe Haufen knallbuntgekleideter Männer, Frauen und Kinder, die sich um das gemeinschaftliche Lagerfeuer versammelt hatten. Der Bardling wurde von einem derartig heftigen Heimweh überwältigt, daß er beinah schwankte. Da war Berak, überschwenglich und arrogant wie immer, der ruhelos auf- und abging, als habe er zuviel überschüssige Energie.
Er blieb unvermittelt stehen und starrte Kevin an. »Ha!
Da bist du also!«
»Ihr … Ihr habt mich erwartet?«
»Oh, sicher doch! Wenigstens habe ich gehofft, daß du auftauchen würdest. Du hast in den letzten Tagen genug Aufregung für ein Dutzend Bardlinge gestiftet.« Der Blick der scharfen grünen Augen fiel auf Naitachal, der vollkommen von seinem ziemlich ramponierten schwarzen Mantel verhüllt wurde, und blieb dann auf Lydia hängen. Berak verbeugte sich theatralisch. »Ich hatte keine Ahnung, daß du in Gesellschaft einer so entzückenden Lady reist.«
»Pah!« erwiderte Lydia, aber zu Kevins Überraschung errötete sie trotzdem leicht.
»Nun, so wie ihr ausseht«, fuhr Berak fort, ohne mit der Wimper zu zucken, »könnt ihr sicher ein gutes Abendessen gebrauchen. Kommt, leistet uns Gesellschaft.«
Doch Naitachal rührte sich nicht. »Kevin«, sagte er schwach. »Weißt du noch, daß ich damit geprahlt habe, ich würde durchhalten? Nun, das schaffe ich nicht. Genaugenommen …«, fügte der Dunkle Elf zu und schwankte leicht. »Wenn ich mich nicht sofort hinsetze, mache ich vielleicht sogar etwas höchst Närrisches. Zum Beispiel in Ohnmacht zufallen.«
Kevin und Lydia fingen ihn gerade noch rechtzeitig auf. Im nächsten Moment waren sie von den Gauklern umzingelt, und helfende Hände reckten sich ihnen entgegen. Berak zwängte sich durch die Menge und schlang dem Dunklen Elf einen Arm stützend um den Hals.
»Zurück!« rief er den anderen zu. »Laßt dem Mann Platz zum Atmen! Du und du, holt die Bank her. Irgend jemand soll Seritha holen. Und Ihr …«
Beraks Stimme versagte, als Naitachals Kapuze zurückfiel und die unverwechselbaren Züge eines Dunklen Elf zum Vorschein kamen. Doch dann zuckte der Gaukler nur mit den Schultern und schrie: »Seritha! Seritha, mach schnell!« Während er Naitachal behutsam auf die Bank half, sagte er zu ihm: »Seritha ist unsere Heilerin.
Sie wird Euch schon wieder aufpäppeln.«
Zu Kevins Überraschung war Seritha die Frau in dem gelben Kleid. Eigentlich kaum die Sorte, dachte er, der man ein solches Können zutrauen würde. Doch mit ruhiger Geschicklichkeit legte sie die Pfeilwunde frei. Kaum hatte sie die Hände auf die Wunde gelegt, sah Kevin die Macht in ihr aufsteigen. Dort, wo ihre Hände Naitachals Arm berührten, umkreiste sie sie in einer blaßblauen Wolke. Dem Bardling schien es fast so, als würde sich das kranke Fleisch unter dieser Berührung auflösen, und er fühlte, wie sein leerer Magen rebellierte. Hastig wandte er sich ab, doch
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