The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
ihm nichts Schlechtes nachsagen. Er hat mich bis auf den letzten Penny bezahlt, Trinkgeld extra.«
Sie musterte Kevin mit ihren glänzenden schwarzen Augen. »Was ist los mit dir, Junge?«
»Nichts.«
»Oh, komm mir nicht mit ›Nichts‹. Was ist es?«
Kevin seufzte. »Ada, Ihr wißt doch noch, wie es war, als ich damals hierhergekommen bin?«
Die Frau lächelte herzlich. »Natürlich. Du warst so ein winziger Bursche, beinah zu klein für die Laute auf deinem Rücken. Du hattest dich an der Hand deiner Musiklehrerin festgeklammert und betrachtetest alles mit kugelrunden, staunenden Augen.«
»Mistress Malen war sehr nett.«
»Nun, natürlich war sie das. Stell dir nur vor, nach all den langen Jahren, in denen sie Kinder von reichen Händlern unterrichten mußte, die keinen Funken Talent im Leib hatten, kam ihr endlich jemand wie du unter, der die wahre Gabe der Musik in sich trägt. Na, na, brauchst nicht rot zu werden! Du weißt, daß es wahr ist.«
Ada warf ein Hemd in den Zuber und begann zu schrubben. »Siehst du, Junge, bevor sie wieder abreiste, hat Mistress Malen mir alles über dich erzählt: Wie du die Saiten der alten Laute deiner Eltern gezupft hast und kaum groß genug warst, um sie halten zu können. Wie du dir eigene kleine Stücke ausgedacht hast, bis deinen Eltern nichts anderes übrigblieb, als Mistress Malen zu engagieren.«
Kevin mußte lächeln. Mistress Malen war eine wundervolle erste Lehrerin gewesen, unendlich geduldig mit ihrem eifrigen Schüler. Sie war ebenfalls ehrlich genug gewesen, um zuzugeben, daß sein Talent groß war. Zu groß, als daß sie es weiter hätte formen können. Den Bardling überlief – selbst jetzt noch – ein kleiner Schauer des Staunens, als er sich daran erinnerte, wie sie den Kopf geschüttelt und gesagt hatte: »Du hast wirklich das Zeug zu einem Barden, Junge, zu einem richtigen Barden.«
Adas Kichern holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Und da warst du nun, mein armer Kleiner, standest im Hinterhof des Blue Swan , voll Staunen, ja, aber vielleicht auch ein kleines bißchen verängstigt. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß du einfach so bei Meister Aidan in die Lehre gegeben wurdest – er ist zwar ein Barde, aber gleichwohl auch ein Held.«
Kevin schaute zum Zimmer seines Meisters empor.
»Ihr erinnert Euch daran, wie es war, nicht wahr? Als der Meister König Amber geholfen hat, seinen Thron zu retten, meine ich.«
»Himmel hilf, Kind, für wie alt hältst du mich? Das war vor gut dreißig Jahren! Ich war damals noch ein Küken, viel jünger als du jetzt.« Sie hielt nachdenklich inne.
»Aber ich erinnere mich an all die Feierei. O ja! Alle redeten ohne Unterlaß darüber, wie ein Barde, dein Barde, mit seinen magischen Liedern dieser zauberischen Möchtegern-Usurpatorin Einhalt geboten hat.«
»Prinzessin Carlotta.«
»Oh, sie mag eine Prinzessin gewesen sein, dieses widerliche miese Geschöpf, aber sie war auch eine Hexe, und zwar die Finsterste und Böseste von allen! Sie hat unseren guten König in Stein verwandelt – in Stein, kannst du dir das vorstellen? Wäre Meister Aidan nicht gewesen, König Amber wäre Stein geblieben. Pah, gut, daß wir sie los sind, sage ich, und gelobt sei Meister Aidan, daß er ihr das Handwerk gelegt hat.«
Kevin seufzte. »Das muß eine wundervolle Zeit gewesen sein …«
»Wundervoll! Es war eine schrecklich gefährliche Zeit, nach der sich mit Sicherheit keiner gesehnt hatte!
Ich kann es deinem Meister nicht verdenken, daß er hierhergekommen ist, nachdem alles vorbei war. Wenn überhaupt jemand ein wenig Ruhe und Frieden verdient hat, dann er!«
Das war nicht gerade das, was Kevin hören wollte.
Anfangs war ihm jeder Tag mit dem Meister ungeheuer aufregend erschienen. Warum – schließlich hatte er einen Helden als Lehrer – sollte nicht auch er selbst eines Tages große Taten vollbringen? Aber es hatte nicht lange gedauert, bis er gemerkt hatte, daß sein Meister irgendwann im Laufe der Jahre jeden Gedanken an Heldentaten vergessen hatte.
»Ada, Ihr habt doch Euer ganzes Leben hier in Bracklin verbracht, nicht wahr?«
»Das weißt du genau. Ich habe die Stadt niemals verlassen. Sah nie eine Notwendigkeit dafür.«
»Wolltet Ihr denn niemals neue Menschen kennenlernen?«
»Das tue ich doch! Es kommen ja dafür genug Reisende in die Herberge!«
»Das meine ich nicht. Langweilt Ihr Euch nie? Wollt Ihr nie neue Orte sehen, ungewohnte Dinge tun?«
Ada schaute ihn
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