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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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die Körner in den Lauf ein­gesogen werden, um so Schmauchspuren an Mündung und Verschluss zu entfernen, die ein Ballistiker entdecken könnte. Viele Gangmitglieder sitzen aufgrund ballistischer Befunde im Gefängnis. Die Sache mit dem Sand funktioniert nicht. ­Andere Methoden, wie der Gebrauch von Latexhandschuhen zur Vermeidung von Fingerabdrücken, sind erheblich effek­tiver.
    Svensson steuert den Wagen aus dem spätabendlichen Verkehr und biegt in eine ruhige, von Mauern eingefasste Straße ein. Turmhohe Maschendrahttore schwingen automatisch auf, als er sich nähert: das Hauptquartier von XCalibre. Er findet einen Parkplatz zwischen einem verbeulten Mondeo ohne Kennzeichen und einem gepanzerten Transporter der Tactical Aid Unit, der Bereitschaftspolizei. Im Gebäude geht er in die Kantine. An der Theke erkennt er von hinten das marineblaue Retro-Polo und die halbhohen Wildleder-Boots des Neuen von der Covert Source Management Unit, der für Informanten zuständigen Abteilung. Der Typ kleidet sich wie James Bond und kann es kaum erwarten, Zugriff auf Svenssons Informanten zu bekommen. Schnell zieht er sich wieder zurück und geht in die Einsatzzentrale. Niemand weiß, wie Svensson sein Netz aus Informanten aufgebaut hat, aber die aalglatten, jugendlich frischen Rekruten von der CSM möchten es gern in ihre Finger bekommen. Heute verwendet Svensson genauso viel Zeit darauf, sein Netzwerk vor anderen Cops geheim zu halten, wie vor dem Zugriff von Kriminellen.
    *
    In dem Wohnheim in Carlisle träumt Whippet von Merlin. Er ist schreckhaft. Werden Türen zugeschlagen, zuckt er zusammen. Während der nächsten paar Tage muss er an Programmen teilnehmen, die ihm wieder auf die Beine helfen und ihm den Übergang aus dem Gefängnis in die Welt draußen erleichtern sollen. Er verstößt nicht gegen das Ausgehverbot. Die Wochen ver­gehen, aber die Angst, dass Merlin ihn holen kommt, bleibt und will nicht verschwinden. Er hat Kopfschmerzen und kann nicht schlafen. Wenn nachts die Rohre in den Wänden klopfen, springt er aus dem Bett, bildet sich ein, das Quietschen eines Schlüssels im Schloss zu hören. Wiederholt bittet er darum, verlegt zu werden.
    »Sie haben Besuch«, sagt sein Betreuer zu ihm.
    Svensson steht grinsend und mit schwarzer Fleecejacke gekleidet in der Tür. Fast gegen seinen Willen freut sich Whippet, ihn zu sehen.
    »Hol deinen Kram«, sagt Svensson. »Du wirst in ein anderes Wohnheim verlegt. In Northumbria.« Während Whippet sein Zeug zusammenpackt, holt Svensson zwei Becher Tee und setzt sich aufs Bett. Whippet nimmt einen und trinkt gierig.
    »Ich hör auf damit. Ich versprech’s Ihnen. Das war’s«, sagt Whippet. Svensson sagt kein Wort, bemerkt aber, wie erschöpft Whippet aussieht, hager und dünn.
    »Glaubst du immer noch, dass er hinter dir her ist?«, sagt Svensson schließlich.
    Whippet nickt. Er macht sich jetzt nicht mal mehr die Mühe, es zu verbergen. Svensson beugt sich vor und stützt die Ellen­bogen auf die Knie.
    »Ich will dir jetzt mal eine Geschichte erzählen.«
    Es gibt etwas, was Whippet nicht weiß. Vor ein paar Wochen wurde Merlin am frühen Morgen in einiger Entfernung von seinem Landgut draußen auf der A666 zwischen Bolton und Blackburn von der Straße abgedrängt. Er saß mit einem Mädchen in einem Taxi. Im Rückspiegel auf der Fahrerseite sah er vier Bullen aus dem anderen Fahrzeug springen. Sie trugen kugel­sichere Westen und Gesichtsmasken. Merlin wusste sofort, dass er nicht mehr lange in Freiheit sein würde, und tastete nach der Tür. Er hörte einen Schuss. Ein Aluminiumbehälter zischte an seinen Füßen, weißes Gas umschloss ihn. Er stürzte aus dem Wagen, hechtete auf den ersten Mann zu, wobei er am ganzen Leib zitterte. Blitzschnell legte sich ein muskulöser Unterarm um seinen Hals, zog seinen Kopf im Würgegriff zurück. Er versuchte von unten, mit einem Schlag das Kinn seines Angreifers zu erwischen. Doch die Cops waren vorbereitet. Merlins Augen und Hals brannten. Er zappelte wütend herum, Tränen blendeten ihn, und die Cops fixierten seine Arme und drückten sein Gesicht auf den Asphalt.
    Whippet hört aufmerksam zu, schlürft seinen Tee, lässt die steifen Schultern sinken und entspannt die Rückenmuskulatur.
    »Damit wird er ordentlich angeben«, meint er glucksend. »Dass sie kein Pfefferspray benutzt haben oder Gummiknüppel oder einen Teleskopschlagstock. Sie brauchten eine Dose verschissenes Tränengas, um ihn zu Fall zu bringen. Als

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