The Lost Coast
meinte dann: „Solche, die eine teure Datenerfassungssoftware gekauft haben und später enttäuscht feststellen, dass die gar nicht das macht, was sie sich davon versprochen haben.“
„Das klingt, als würden Sie sehr viel Zeit mit unzufriedenen Menschen verbringen.“
„Ja, richtig, aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen.“ Nachdem er erneut von seinem Bier getrunken hatte, meinte er: „Bist du alleine hier?“
„Ein paar Freunde wollen später noch vorbeikommen.“ Aus irgendeinem Grund schien er sich nicht besonders darauf zu freuen.
„Darf ich dir eine Frage stellen?“
Der Junge nickte. „Ja, klar.“
„Wenn ich etwas von dem hiesigen Humboldt-County-Zeug kaufen wollte – du weißt schon, um ein wenig runterzukommen und mich nach einem langen Tag mit unzufriedenen Kunden zu entspannen –, wo könnte ich wohl was bekommen?“
Auf einmal schien der Junge etwas unsicher geworden zu sein. „Woher soll ich wissen, dass Sie kein Cop sind?“
Zum zweiten Mal an diesem Abend musste sich Larison ein Grinsen verkneifen. „Sehe ich für dich denn wie einer aus?“
Der Junge nickte. „Sie haben so was Ernsthaftes an sich. Und ich kann erkennen, dass Sie gut in Form sind.“
Larison war angenehm überrascht, dass ihm das aufgefallen war. „Du scheinst nicht gerade viele Cops zu kennen.“
„Was machen Sie dafür? Gewichte heben? Mal im Ernst, Sie sind wirklich … groß.“
Großer Gott, flirtete der Junge etwa mit ihm oder war er einfach nur unfassbar unschuldig? In jedem Fall machte es ihn nur noch heißer.
„Ich mache jeden Tag etwas anderes. Aber zurück zum Thema, kannst du mir helfen? Ich bin kein Cop. Wo würdest du so was kaufen?“
Einen Moment lang schwieg der Junge, dann wollte er wissen: „Wie heißen Sie?“
„Dave. Und du?“
„Ich bin Seth.“
„Und, Seth?“
„Tja, ich schätze … Ich schätze, ich kenne da einige Typen auf dem Campus.“
„Ist das weit von hier?“
Er schüttelte den Kopf. „Etwa eine Meile.”
Larison spürte, wie sich die Wärme in seinem Bauch ausbreitete. „Wenn ich was besorge, teilen wir uns das dann?“
Erneut sah der Junge Larison an, und auf einmal stand so etwas wie Begierde in seinen Augen. „Okay.“
Langsam aber sicher versprach es, ein guter Abend zu werden. Gut, es gab einige Risiken, doch manchmal war die Belohnung die Sache wert.
Also stürzte Larison sein Bier herunter. „Können wir los?“
„Ja, von mir aus. Ich habe meinen Wagen hinten geparkt.“
Larison stellte sich vor, wie sie in einer ruhigen Straße im Schatten der Redwoods hielten, das Wageninnere nur vom Glühen des geteilten Joints erhellt wurde und sie sich angenehm nahe waren. Alleine waren. Im Dunkeln verloren die meisten Menschen ihre Hemmungen, wenn sie wussten, dass sie sich an einem Ort aufhielten, an dem sie niemand sehen konnte, an dem sie sich selbst nicht einmal sehen konnten. Der Junge würde high werden, sich entspannen … Und er würde das tun, was er insgeheim schon immer hatte tun wollen. Auf einmal schlug Larisons Herz schneller. „Gut, dann nehmen wir deinen Wagen“, meinte er.
Sie gingen an den Billardspielern, dem Türsteher und den Pennern draußen vorbei. Nachdem sie nach rechts und um die Ecke gegangen waren, liefen sie nebeneinander auf dem Bürgersteig und schwiegen sich an. Larison spürte, wie die Nervosität in Wellen von dem Jungen auszugehen schien, und das machte ihn an. Er fragte sich, ob es wohlmöglich sein erstes Mal sein würde. Himmel, was für ein Gedanke.
Der Gehweg lag im Dunkeln. Zu ihrer Linken waren Autos geparkt, und auf der rechten Seite befanden sich die Häuserfassaden. Die Umgebung wirkte wie ein Schacht, eine Geländeart, die Larison instinktiv zu vermeiden suchte, weil es für die Gegenseite viel zu einfach war, beide Enden zu blockieren und abzuriegeln, außerdem waren diese Gegenden auch bei normalen Räubern sehr beliebt. Aber niemand wusste, dass er sich hier aufhielt, und der Räuber, der sich mit ihm anlegen wollte, tat ihm jetzt schon leid.
Sie kamen zu einer Gasse und bogen nach rechts ab. Jetzt befanden sie sich hinter der Bar, und ein Stück weiter die Gasse entlang konnte er die Rückseite des Hotels erkennen. Einige Lampen, die an den Häusern zu ihrer Rechten hingen, spendeten ein schwaches, gelbliches Licht und erzeugten Schatten unter den Müllcontainern und Abfalltonnen, die an der Straße aufgereiht waren. Auf der linken Seite stand ein einstöckiges freistehendes Haus, in dem
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