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The Lost Coast

The Lost Coast

Titel: The Lost Coast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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einige Meter weiter saß, hob sein leeres Glas hoch und brüllte: „Linda!“ Die Barkeeperin sah ihn an und nickte. Larison meinte: „Es war schön, mit Ihnen zu plaudern, Linda.“
    „Ja, das war es.“ Sie streckte die Hand aus. „Und Sie sind …?“
    „Dave“, erwiderte er und schüttelte ihre Hand. Das war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Er hatte noch weitere Antworten auf Lager, falls sie ihm noch mehr Fragen stellen wollte, und seine Geschichten waren derart gut eingeübt, dass er manchmal Probleme hatte, sie von der Wahrheit zu unterscheiden. Doch der Bärtige, der offenbar schon zu viel getrunken hatte, rief erneut: „Linda!“, und auf einmal war Larison wieder alleine.
    Er drehte sich auf seinem Hocker um und ließ den Blick erneut durch den Raum streifen, wobei er die Billardspieler ignorierte, da er hier bereits einen Eindruck hinterlassen hatte und sich nicht unbedingt mehr als nötig mit ihnen anlegen wollte. Ihm fiel ein Junge mit kurzem braunem Haar auf, der alleine an einem der Tische saß und ein Bier trank. Er hatte etwas Reserviertes und Zartes an sich, daher hatte Larison ihn zuvor vermutlich noch nicht bemerkt. Als Erstes stachen ihm eigentlich immer mögliche Probleme ins Auge.
    Also sah er genauer hin. Der Junge hatte wunderschöne glatte Haut, volle Lippen und eine gesunde Gesichtsfarbe. Er wirkte adretter als viele andere seines Alters, die Larison in dieser Stadt gesehen hatte, war aber vermutlich nur ein weiterer Student des Humboldt State College. Als er bemerkte, dass Larison ihn ansah, wandte er den Blick ab, nur um erneut hinzusehen. Er konnte es vom anderen Ende des Raumes aus schwer erkennen, aber Larison glaubte, bemerkt zu haben, dass der Junge rot geworden war.
    Das war keine gute Idee. Er war an diesem Abend bereits genug Risiken eingegangen, indem er in die Bar gegangen, sich mit den harten Kerlen hier ein Blickduell geliefert und mit der Barkeeperin geplaudert hatte. Wenn er jetzt auch noch einen Collegestudenten aufriss, stellte er sein Glück wahrlich auf die Probe.
    Aber er war nun mal sein Typ. Die Haare, der Teint, die sanften Gesichtszüge. Er stellte sich vor, wie der Junge vor ihm kniete, und war augenblicklich erregt.
    Der Junge wandte erneut den Blick ab und sah ihn dann doch wieder an. Ach, es konnte nicht schaden, einfach mal Hallo zu sagen. Möglicherweise war der Junge ja gar nicht schwul. Doch er hatte aus irgendeinem Grund das Gefühl, dass er es doch war, es aber nur nicht wusste, und dieser Gedanke erregte Larison sogar noch mehr.
    Er stand auf und ging hinüber. Der Junge beobachtete ihn, als er näher kam, und schien ebenso erfreut wie nervös zu sein. Himmel, so einer war Larison schon seit einer Ewigkeit nicht mehr begegnet. Verdammt noch mal. Er war es wert, dass er ein Risiko einging.
    Vor dem Tisch blieb er stehen und meinte: „Du studierst an der Humboldt State, richtig?“
    Der Junge grinste unsicher, und Larison war fasziniert. So ein unschuldiges Lächeln, so unverdorben und unbefleckt. Larison glaubte, selbst ebenfalls mal so gelächelt zu haben, vor einer Million Jahren, bevor ihm all die Dinge, die er erlebt hatte, stattdessen seine schaurige Aura verliehen hatten.
    „Ja, woher wissen Sie das?“, erwiderte der Junge. Seine Stimme klang sanft und angenehm.
    „Ich habe die Schilder auf dem Weg vom Highway gesehen. Ich wusste nicht, dass es so weit im Norden noch eine staatliche Universität gibt.“
    „Wir sind die nördlichste, die es gibt. Wollen Sie sich etwa hier einschreiben?“
    Larison war etwa zwanzig Jahre älter als der Junge, und wenn die Frage in einem anderen Tonfall gestellt worden wäre, hätte sie leicht spöttisch klingen können. Stattdessen wirkte sie auf ihn eher, als wolle der Junge … flirten. Es gefiel ihm, dass er keine Angst vor ihm zu haben schien. „Ich bin mir nicht sicher. Glaubst du, es würde mir gefallen?“
    Dieses Mal wurde der Junge definitiv rot. „Ich … Ich hab keine Ahnung. Es ist ein gutes College. Die Leute sind cool. Wer sind Sie überhaupt? Was machen Sie in Arcata?“
    „Ich mache nur einen Zwischenstopp auf einer langen Reise die Küste entlang, bei der ich mich um Kundenbeschwerden kümmern muss.“
    „Was für Kunden?“
    Natürlich hatte Larison eine lange und ausführliche Geschichte im Kopf, die er abspulen konnte, aber ihm war nicht danach. Wenn das hier nicht so endete wie erhofft, dann wollte er nicht noch mehr Zeit vergeuden. Also trank er einen Schluck Bier und

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