The Old Republic - Betrogen
breiten, gepflasterten Prozessionsweg, der einmal zum großen Haupteingang geführt hatte. Malgus musste denselben Weg gewählt haben, ging es ihr durch den Kopf, und es widerte sie geradezu an, dass die letzte Person, die diesen Weg vor dem Einsturz des Tempels beschritten hatte, ein Sith gewesen war. Sie hielt es für obszön.
Sie stellte sich vor, seine Schritte mit ihren Stiefeln nachzugehen und damit die Verkehrtheit seines Kommens zu zertreten. Als sich das zertrümmerte Gebäude vor ihr aus der Dunkelheit schälte, verlangsamte sie ihren Schritt und wappnete sich. Der Angriff hatte die ehemals eleganten Linien und prächtigen Türme des Tempels in einen unförmigen Haufen Trümmer verwandelt, in ein steinernes Hügelgrab.
Der Anblick kratzte den Schorf von der Wunde ihres Kummers. Während sie näher trat, stiegen die Geister ihrer Vergangenheit aus den Ruinen - ihre Zeit als Jüngling im Tempel, als Padawan und die Zeremonie, in der man sie zum Jedi-Ritter erhoben hatte. Über Jahrzehnte war der Tempel ihr Zuhause gewesen, und ihr Vater war in ihm ermordet worden.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie den tödlichen Hieb, der ihren Meister niedergestreckt hatte, so klar, als würde sie noch einmal die Aufzeichnungen im Überwachungsraum des Tempels anschauen. Sie sah Malgus herumwirbeln, sein Schwert drehen und es durch Meister Zallow bohren. Abermals sah sie den Ausdruck in Meister Zallows Gesicht, als das Licht in seinen Augen, in denen Verzweiflung lag, erlosch. Er hatte versagt, und es war ihm klar gewesen. Vielleicht war ihm darüber hinaus, so wie Aryn jetzt, bewusst gewesen, dass auch der Jedi-Orden versagt hatte. Der Gedanke, dass ihr Meister voller Verzweiflung im Herzen gestorben war, trieb sich wie ein glühendheißer Stachel in die offene Wunde, die ihr der Verlust zugefügt hatte. Und dennoch, es war ihr unmöglich, den Blick abzuschütteln, den sie in ihrem Traum in seinen Augen gesehen hatte. Er hatte Sorge ausgedrückt, vielleicht eine Warnung. Er hatte ihr etwas sagen wollen .
Sie schüttelte den Kopf. Es war bloß ein Traum gewesen, keine Vision, nur eine Projektion ihres Unterbewusstseins. Sie dachte nicht weiter darüber nach.
Sie würde Malgus finden, und sie würde ihn töten.
Sie trat an den Rand der Ruinen und kletterte über kantige Steinbrocken. Sie fühlten sich noch immer warm an, strahlten noch immer die Hitze ihrer eigenen Zerstörung ab. Sie ging zwischen ihnen entlang, zwischen den Gräbern Dutzender Jedi, und weinte vor Wut. Dann wurde sie von einem Gefühl erfasst, das die Saiten ihrer Machtverbundenheit in einem Missklang vibrieren ließ. Das Gefühl packte sie bei den Schultern, schüttelte sie durch und den Kummer aus ihr heraus, bis nur noch Wut übrig war.
Sie wusste, woher dieses Gefühl kam. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und versuchte, Malgus' Standort zu bestimmen.
MALGUS SPÜRTE DEN Abdruck eines anderen Machtnutzers, den unangenehmen Druck der hellen Seite, und er sprang auf. Der Druck erinnerte ihn daran, wie er sich in der Gegenwart von Meister Zallow gefühlt hatte, und mit einem Schlag wusste er, dass Aryn Leneer endlich gekommen war.
„Bringen Sie die Fähre auf fünfzig Meter runter", befahl er, und das Adrenalin jagte bereits durch seine Adern. „Wenn ich aussteige, können Sie abziehen."
„Wenn Ihr aussteigt, mein Lord?" Malgus antwortete nicht. Stattdessen stellte er das Flugsicherheitssystem ab und drückte den Knopf zum Öffnen der Seitenluke. Die Tür schob sich zur Seite, die Nachtluft - vermischt mit dem Gestank eines zerstörten Tempels und eines verbrannten Planeten - strömte herein, und sein Zorn erfüllte seinen ganzen Körper. Das Schiff ging auf fünfzig Meter Flughöhe. Der Tempel unter ihm lag im Dunkeln, verdeckt vom Samt der Nacht. Trotzdem nahm er die Gegenwart von Aryn Leneer genauso deutlich wahr, als würde er sie im Licht der Mittagssonne sehen.
Er trat in den Türrahmen, schöpfte aus der Macht, aktivierte sein Lichtschwert und sprang hinaus in die Dunkelheit.
EIN BRÜLLEN, erfüllt von Hass und Wut, lenkte Aryns Blick nach oben. Malgus stürzte herab wie ein Meteor. Sein Umhang flatterte ihm nach, ein Gedankenstrich aus Dunkelheit, und er hielt sein Lichtschwert mit beiden Händen umfasst. Schiere Kraft eilte ihm in einer sichtbaren, verzerrten Welle voraus. Die Fähre, aus der er gesprungen war, flog in den Nachthimmel davon.
Aryn ließ sich vollständig in die Macht fallen, stärkte ihre Abwehrkräfte, nahm
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