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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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von der Szene ab. Er hustet und merkt, wie sich ihm bei den fürchterlichen Geräuschen, die bis ins Innere des Wagen vordringen, der Magen umdreht. Er unterdrückt sein starkes Bedürfnis, sich zu übergeben, und streckt die Arme nach Penny aus, um ihr die Ohren zuzuhalten – eine Geste, die bedauerlicherweise zur Routine geworden ist.
    Nick kann sich von dem Gemetzel, das hinter ihnen passiert, nicht abwenden. Brian mustert ihn aufmerksam und sieht eine merkwürdige Mischung aus Bewunderung und Abscheu in seiner Miene – eine Art Ehrfurcht, die zu sagen scheint: Zum Glück ist er auf unserer Seite. Dieser Anblick schnürt ihm noch weiter die Kehle zu. Er muss sich zusammenreißen – schon wegen Penny darf er sich nicht gehenlassen.
    Brian lässt sich auf den Boden runter und drückt die Kleine fest an sich. Der Körper des Kindes fühlt sich leblos und feucht an. Ihm schwindelt.
    Sein Bruder bedeutet ihm alles. Er ist der Eckpfeiler in seinem Leben. Doch etwas passiert gerade mit Philip, etwas Fürchterliches. Es beginnt auch Brian zu quälen. Wie lauten hier eigentlich die Regeln? Diese wandelnden Abscheulichkeiten verdienen jeden verdammten Hieb, den Philip ihnen verpasst … Aber wie lauten die Regeln in diesem grauenvollen Spiel?
    Als Brian merkt, dass die furchtbaren Geräusche endlich verstummt sind, versucht er, diese Gedanken zu verdrängen. Schwere Tritte dringen an sein Ohr. Die Fahrertür wird geöffnet.
    Philip Blake setzt sich in den SUV und legt die blutigen Äxte auf den Boden zu Nicks Füßen. »Da werden noch mehr kommen«, keucht er, das Gesicht feucht vor Schweiß. »Der Schuss hat sie geweckt.«
    Nick späht aus der Heckscheibe auf das Schlachtfeld und die Leichen, die vom prasselnden Feuer erhellt werden. Mit monotoner Stimme, in der eine Mischung aus Ehrfurcht und Abscheu mitschwingt, sagt er: »Home Run, Mann … Grand Slam Home Run!«
    »Wir müssen hier weg«, drängt Philip und wischt sich den Schweiß von der Nase. Er holt tief Luft und blickt suchend in den Rückspiegel. Nicks Worte scheint er überhaupt nicht wahrzunehmen.
    »Und jetzt, Philip?«, fragte Brian.
    »Jetzt finden wir einen sicheren Ort, wo wir die Nacht verbringen können.«
    Nick starrt Philip an. »Was soll das heißen? Etwa nicht im Wagen?«
    »Es ist zu gefährlich in der Dunkelheit.«
    »Ja, aber …«
    »Den Wagen befreien wir morgen früh.«
    »Ja, aber was ist mit …«
    »Schnappt euch alles, was ihr für die Nacht braucht«, befiehlt Philip und nimmt die Ruger.
    »Warte!« Nick ergreift Philip am Arm. »Soll das heißen, dass wir den Wagen zurücklassen? Ich meine, die ganzen Sachen, die hier drin sind – sollen die auch hierbleiben?«
    »Nur für eine Nacht«, versichert Philip, öffnet die Tür und steigt aus.
    Brian stößt einen lauten Seufzer aus und tauscht einen Blick mit Nick aus. »Lass gut sein. Hilf mir lieber mit den Rucksäcken.«
    Sie verbringen die Nacht fünfhundert Meter von dem umgestürzten Tankwagen entfernt in einem gelben Schulbus, der auf dem Standstreifen steht und ins kalte Licht der Natriumlampen getaucht ist.
    Im Bus ist es einigermaßen warm und trocken. Er befindet sich außerdem hoch genug über der Fahrbahn, damit sie die Waldränder links und rechts gut im Blick haben. Zudem besitzt er zwei Fluchtwege – eine Tür vorne und eine hinten. Die Sitzbänke sind lang und bequem genug, um sich darauf ausbreiten zu können und zumindest eine Mütze Schlaf zu bekommen. Der Schlüssel steckt, und die Batterie ist noch fast voll.
    Im Bus riech es nach alten Pausenbroten, und die Geister verschwitzter Kinder mit feuchten Fäustlingen scheinen noch in der modrigen Luft zu schweben.
    Die vier essen Schinken und Sardinen, ehe sie sich an die Pita-Kräcker machen, die wohl dazu gedacht waren, ein luxuriöses Picknick für eine Golfpartie zu garnieren. Zum Essen benutzen sie Taschenlampen und sehen sich vor, dass die Lichtkegel nicht aus dem Fenster dringen. Schließlich packen sie ihre Schlafsäcke aus und machen es sich so bequem wie möglich, um etwas Ruhe und Kraft zu tanken.
    Abwechselnd schieben die Männer Wache. Einer von ihnen sitzt mit einem Marlin-Gewehr auf dem Fahrersitz und hält Ausschau. Die riesigen Seitenspiegel sind ideal, um alles im Blick zu behalten. Nick meldet sich freiwillig für die erste Runde und verbringt eine geschlagene Stunde damit, eine Radiostation auf seinem kleinen tragbaren Rundfunkgerät zu finden. Doch die Welt scheint still geworden zu sein.

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