The Walking Dead: Roman (German Edition)
Finger ab und wischt ihr damit etwas Schmutz von der Wange. »Du und ich, wir werden uns ein geheimes Passwort zulegen.«
»Okay.«
»Es ist ein ganz besonderes Passwort, okay? Von jetzt ab möchte ich, dass du mir einen Gefallen tust, wenn ich das Wort sage. Kannst du das? Schaffst du es, dass du mir immer diesen Gefallen tust, wenn ich das besondere Wort sage?«
»Ja. Warum nicht?«
»Sobald ich das Wort sage, möchte ich, dass du die Augen schließt.«
»Ich soll die Augen schließen?«
»Ja. Und die Ohren zuhalten. Bis ich dir sage, dass du die Augen wieder aufmachen kannst. Verstanden? Ach, und eine Sache noch.«
»Ja?«
»Wenn ich dieses Wort sage, möchte ich auch, dass du an etwas denkst.«
»An was?«
»Daran, dass der Tag kommen wird, an dem du die Augen nicht mehr schließen und die Ohren nicht mehr zuhalten musst, dass der Tag kommen wird, an dem alles wieder gut ist und es keine kranken Leute mehr geben wird. Okay?«
Sie nickt. »Okay.«
»Also, wie soll das Passwort lauten?«
»Darf ich es mir aussuchen?«
»Natürlich … Schließlich ist es dein Passwort. Also darfst du es dir auch aussuchen.«
Das kleine Mädchen zieht konzentriert eine krause Nase, während sie nach einem passenden Wort sucht. Der Anblick des in Gedanken versunkenen Kindes, das so aussieht aus, als ob es über den Satz des Pythagoras sinnieren würde, schnürt Brian erneut das Herz zusammen.
Endlich blickt Penny auf. Es ist das erste Mal, seitdem der Albtraum begonnen hat, dass ein Funken Hoffnung in ihren Augen aufschimmert. »Ich hab’s!« Sie flüstert das Wort ihrem Stofftier zu und blickt dann auf. »Pinguin mag es auch.«
»Super … Aber mach es nicht so spannend.«
»Weg. Das Geheimwort heißt weg.«
Die graue Morgendämmerung zieht langsam herauf. Zuerst wird die Interstate von einer unheimlichen Stille erfasst. Der Wind ebbt ab, ehe ein blass leuchtendes Schimmern hinter dem Wald erscheint, das alle weckt und auf Trab bringt.
Die Dringlichkeit ihrer Situation erfasst fast sofort die gesamte Mannschaft. Ohne ihren Wagen fühlen sich die Männer nackt und ausgeliefert, sodass sie sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren: alles zusammenpacken und so schnell wie möglich zurück zum SUV , um den blöden Karren wieder auf die Straße zu bekommen.
Sie brauchen samt ihren Rucksäcken mit dem übrig gebliebenen Essen und den Schlafsäcken eine Viertelstunde für die fünfhundert Meter zurück zum Wagen. Ihren Weg kreuzt lediglich ein Zombie – ein umherirrendes junges Mädchen, das Philip mit Leichtigkeit aus dem Weg räumt, indem er seinen Haarscheitel vertieft. Zuvor flüstert Brian Penny noch das geheime Passwort zu.
Als sie am SUV ankommen, machen sie sich stillschweigend an die Arbeit. Zuerst versuchen sie, mehr Gewicht auf die Hinterachse zu drücken, indem sich Nick und Philip an den Rand des Kofferraums setzen, während Brian Gas gibt. Doch der Wagen steckt zu tief im Morast. Dann suchen sie die unmittelbare Umgebung nach Dingen ab, die man unter die Reifen legen kann, um wieder etwas Bodenhaftung herzustellen. Es dauert eine geschlagene Stunde, ehe sie zwei kaputte Paletten im Abflussgraben entdecken. Sie schleppen sie zurück zum Wagen und keilen sie unter die Reifen ein.
Doch auch das funktioniert nicht.
Der Schlamm scheint so sehr von Öl und sonstigem Unrat durchtränkt zu sein, dass er das Auto immer weiter nach unten zieht. Außerdem rutscht der Wagen bei jedem Versuch, ihn zu befreien, weiter die Böschung hinab. Aber so einfach geben sie nicht auf. Eine Reihe seltsamer Geräusche wie das Knacken von Zweigen und ein tiefes Grollen aus dem angrenzenden Wäldchen sowie die Furcht, dass sie ihr gesamtes Hab und Gut einschließlich des Proviants in dem weiter abrutschenden SUV verlieren, treiben sie an. Niemand will zugeben, dass die Situation immer hoffnungsloser wird.
Am frühen Nachmittag, nachdem sie stundenlang mit nur einer kleinen Essenspause erfolglos versucht haben, den Wagen zu befreien, ist das Auto weitere zwei Meter in den Wald gerutscht. Penny sitzt die ganze Zeit über im SUV , spielt mit ihrem Pinguin und drückt ihr Gesicht ab und zu gegen die Fensterscheibe.
Plötzlich hält Philip inne und starrt in Richtung Westen.
Der bewölkte Himmel wird bereits dunkel, und die Aussicht der einbrechenden Nacht gibt Philip zu denken. Völlig verschmutzt und schweißgebadet nimmt er sein Halstuch und wischt sich damit den Nacken ab.
Nick und Brian wischen sich die Hände ab
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