Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
Danke, Ike.«
» Und mach dir wegen der Akten deiner Mutter keine Gedanken. Falls es wirklich die Finns sind und wir dieses kleine Rätsel aufklären, rede ich mit Marcella und Woods und übernehme die volle Verantwortung. Glaub mir, ich habe schon viel Schlimmeres getan.«
» Danke, Ike.«
» Das hast du schon gesagt. Jetzt ab mit dir.«
» Was ist mit Mittagessen?«
» Ich habe keinen Hunger. Ich bin müde. Bis später.«
Zwanzig
Die Schauer hatten nachgelassen, aber am Himmel hingen immer noch dunkle Wolken. Theo radelte quer durch die Stadt zum Levi Park, der am Hochufer des Yancey am östlichen Stadtrand von Strattenburg lag. Während er mit aller Kraft in die Pedale trat, hoffte er nur, dass der Bauernmarkt nicht ausgefallen war. Er war neugierig, wie sich Lucy benommen hatte. Hatte sie Buck Bolognese erneut angegriffen? Hatte sie sich seinen Kumpel Frankie vorgeknöpft? Würde er noch einmal vor dem Tiergericht erscheinen müssen, um Miss Petunias geliebtes Lama zu retten?
Der Markt war noch geöffnet; viele Anbieter hatten ihre Stände durch Zeltdächer geschützt, während ihre Kunden neben den Einkaufstaschen auch Regenschirme über den Markt schleppten. Der Boden war nass und schlammig, an den Sohlen der Schuhe und Stiefel klebte zentimeterhoch der Dreck. Lucy stand pitschnass aber friedlich neben Miss Petunias Stand. Sie wirkte völlig harmlos, und zwei kleine Kinder blieben stehen und gafften sie an. Auf der anderen Seite des Eingangs aß ein winziges Männlein in brauner Uniform Popcorn und unterhielt sich mit einer Dame, die Hot Dogs verkaufte. Vermutlich Frankie. Bolognese war nirgends zu entdecken.
Theo begrüßte Miss Petunia, die entzückt war, ihren Anwalt zu sehen. Sie drückte ihn und dankte ihm erneut für seine Heldentaten vor Gericht. Erfreulicherweise konnte sie berichten, dass sich Lucy ebenso zusammengerissen hatte wie die beiden Wachmänner. Kein Spucken, keine Hetzjagd, keine außergewöhnlichen Vorfälle. Keine Beschwerden von irgendeiner Seite.
Neben Miss Petunia hatte May Finnemore ihren Ziegenkäsestand. Sie saß auf einem Klappstuhl und strickte, während ihr Klammeraffe Frosch an der Zeltstange hing, die das Dach über dem Stand trug. Warum ein Klammeraffe Frosch hieß, hatte Theo nie verstanden. Er hatte April mehrfach danach gefragt, aber ihre Antwort war immer dieselbe: » So ist meine Mutter eben, Theo.« May Finnemore tat viel, was anderen Menschen unsinnig erschien. Normalerweise ging Theo ihr aus dem Weg, aber heute war das nicht zu machen. Sie erhob sich und umarmte Theo, was diesem sehr peinlich war.
» April ist hier«, sagte sie.
» Wo?« Theo freute sich sehr. April hasste den Bauernmarkt und leistete ihrer Mutter kaum jemals Gesellschaft, wenn die ihren ekligen Käse verkaufte. Theo hatte ihn ein paarmal probiert, und ihm wurdeschon vom Geruch und Anblick des Zeugs schlecht.
» Sie ist dahinten hin.« Mrs. Finnemore deutete auf eine Standreihe.
» Danke.« Theo verschwand so schnell wie möglich. Stets nach Buck Bolognese Ausschau haltend ging er an Dutzenden von Ständen vorbei, deren Inhaber zum Großteil bereits die unverkaufte Ware zusammenpackten und ihr Geschäft schlossen. Er fand April in der Nähe eines winzigen Standes, an dem ein alter bärtiger Mann ein Bleistiftporträt eines Mädchens anfertigte, das vor ihm auf einer kleinen Kiste saß. Für nur zehn Dollar zeichnete » Mr. Picasso« seine Porträts in nicht einmal zehn Minuten. Er hatte ein halbes Dutzend Muster zur Ansicht– Elvis, John Wayne und andere Prominente.
Theo stellte sich neben April. » Hi.«
» Hallo, Theo«, sagte sie mit einem Lächeln, drehte sich zu ihm um und inspizierte sein Gesicht. » Ich dachte, du hast eine dicke Lippe.«
» Hatte ich. Die Schwellung ist schon wieder zurückgegangen.«
Sie wirkte etwas enttäuscht. » Wie war die Suspendierung?«
» Nicht so toll, wie man denkt. Ehrlich gesagt, ziemlich langweilig. Ich habe die Schule tatsächlich vermisst.« Gemeinsam schlenderten sie weiter.
» Was treibst du hier?«, fragte er.
» Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich mitkomme. Sie dachte, wir brauchen vielleicht einen zusätzlichen Augenzeugen, falls Lucy wieder spuckt. Bisher hat sie sich aber beherrscht. Was führt dich her?«
» Ich wollte nach Lucy sehen, damit ich Bescheid weiß, falls ich noch einmal im Tiergericht gebraucht werde. Kann ich irgendwo unter vier Augen mit dir reden?«
» Natürlich.«
April war ein ruhiges Mädchen, das wusste,
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