Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
wie wichtig Verschwiegenheit war. Ihr Familienleben war extrem kompliziert, und sie vertraute sich oft Theo an, der immer ein verständnisvoller Zuhörer war. Jetzt brauchte er einmal sie. Sie setzten sich an einen kleinen Tisch an einem Eisstand, und nachdem sich Theo vergewissert hatte, dass sie nicht belauscht wurden, erzählte er April alles.
Der Eisverkäufer schloss seinen Stand und brauchte ihren Tisch. Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung und schlenderten in Richtung Eingang.
» Das ist ja furchtbar, Theo«, sagte sie. » Ich kann nicht glauben, dass die Polizei dich verdächtigt.«
» Ich auch nicht, aber es deutet wohl wirklich alles auf mich hin.«
» Was halten deine Eltern davon?«
» Sie machen sich Sorgen, und ich habe das Gefühl, sie reden viel, wenn ich nicht dabei bin. Du weißt, wie Eltern sind.«
» Leider nicht. Deine Eltern sind normal, Theo. Meine nicht.«
Darauf fiel Theo keine Antwort ein.
» Und Ike meint, die Sache könnte mit einer hässlichen Scheidung zu tun haben?«
» Ja, das ist seine Theorie, und für mich klingt die ziemlich überzeugend. Es ist die einzige logische Erklärung.«
» Ich kenne Jonah Finn.«
» Wirklich?«
» Nicht besonders gut, mehr so vom Sehen.«
» Was hältst du von ihm?«
Sie überlegte, während sie weitergingen. » Ein schwieriger Junge, Einzelgänger, Außenseiter, sehr intelligent, hat aber trotzdem schlechte Noten. Ich glaube, seine Familie ist genauso unmöglich wie meine.«
» Woher weißt du das alles?«
» Rodney Tapscott, der bei uns gegenüber wohnt, geht in seine Klasse. Jonah besucht ihn manchmal. Kennst du Rodney?«
» Nur vom Sehen. Spielt der nicht Schlagzeug?«
» Er versucht es zumindest. Das ist auch noch auf der anderen Straßenseite laut und deutlich zu hören.«
» Kannst du mit ihm reden?«
» Worüber denn?«
» Über Jonah Finn. Ich brauche so viele Informationen wie möglich über den Jungen. Er ist im Augenblick mein einziger Verdächtiger.«
» Ich werde sehen, was ich tun kann.«
» Aber das muss unter uns bleiben, April. Es darf niemand wissen, dass ich mich umhöre, und wir dürfen gegen niemanden Vorwürfe erheben. Das ist alles reine Spekulation.«
» Ist mir klar, Theo.«
Die Freunde, denen Theo nach April am meisten vertraute, waren Woody Lambert und Chase Whipple. Unter dem Vorwand, dass sich ein verregneter Samstagnachmittag hervorragend für ein Chemiereferat eignete, an dem die drei angeblich arbeiten mussten, verabredete sich Theo mit den beiden, um Pläne zu schmieden.
Tatsächlich hätte sich Theo niemals mit Chase zusammen in ein Chemielabor gewagt. Chase war ein verrücktes Genie und hatte eine lange Reihe missglückter Experimente vorzuweisen. Er hatte Brände gelegt und Explosionen verursacht, kein Labor war vor ihm sicher. Der Zutritt zu den Schullabors war ihm nur unter strenger Aufsicht eines Lehrers gestattet. Woody hatte für Mathe und Naturwissenschaften nichts übrig, war aber gut in Geschichte und Sozialkunde.
Sie trafen sich im Hobbyraum im Keller der Whipples, und nach einer halben Stunde Tischtennis kamen sie zum Thema. Selbstverständlich mussten sie zuerst die Schlägerei nachspielen. Chase, der sich noch nie zu einer Prügelei hatte hinreißen lassen, hatte den gesamten Kampf miterlebt und sich sehr über die Abwechslung gefreut.
Woody erklärte, seine Mutter habe ihn erst angeschrien und dann geweint. Sein Vater habe nur die Achseln gezuckt. » Jungen brauchen das«, sei sein einziger Kommentar gewesen.
Theo verpflichtete die beiden zur Verschwiegenheit. Er ließ sie sogar die rechte Hand heben und schwören. Erst als er davon überzeugt war, dass er sich auf sie verlassen konnte, erzählte er ihnen die ganze Geschichte. Alles. Aufgeschlitzte Reifen, eingeworfene Fensterscheibe, durchwühltes Schließfach, untergeschobenes Diebesgut, Befragungen durch die Polizei, alles. Dann kam er auf Ike und dessen Nachforschungen zu sprechen. Dass er sich das Passwort heimlich von Vinces Computer beschafft hatte, behielt er allerdings für sich. Er beschrieb, wie Ike die Scheidungsakten der Kanzlei ausgesiebt hatte, bis die möglichen Verdächtigen übrig blieben.
» Das ist genial«, fand Woody.
» Klingt logisch«, ergänzte Chase. » Hinter dieser Sache steckt jemand, der dich hasst– und du weißt gar nichts davon.«
Theo stimmte ihm zu, und dann unterhielten sie sich über die Finn-Jungen und die hässliche Scheidung ihrer Eltern.
» Mein Bruder ist in der zehnten
Weitere Kostenlose Bücher