Therapielexikon der Kleintierpraxis
Chemotherapie einleiten, wenn die Zahl der Leukozyten < 5000/μl, die der Granulozyten < 2500/μl oder der Thrombozyten < 100 000/μl liegt. Erneute Kontrolle 4 Tage später.
• Überwachung: hämatologische Kontrolle 7 Tage nach Beginn jeder Chemotherapie mit Knochenmarktoxizität unbedingt ratsam (Myelosuppression).
• Korrektur:
•Anämie: Bluttransfusion, wenn das Hämoglobin < 6 g/dl liegt.
•Leukopenie: Antibiotikatherapie zur Verhinderung des Infektionsrisikos.
•Thrombozytopenie: Thrombozytenzahl < 50 000/μl, Kortikoidtherapie und Bluttransfusion im Fall von Blutungen.
Magen-Darm-Toxizität
Erbrechen, Anorexie, Diarrhö. Frühzeitig eine entsprechende Intensivtherapie einleiten, um Verluste im Elektrolythaushalt auszugleichen (isotonische Kochsalzlösung):
•Maropitant
(Cerenia
®): 1 mg/kg 1 × tgl. s. c.
•Metoclopramid (div. H. M.), 2 mg/kg/24 h lan gsam i. v. infundiert.
•Ondansetron (div. H. M.), 0,1 mg/kg i. v. 15 min vor und 4 h nach der Chemotherapie.
•Schutz der Magen- und Darmschleimhaut (Ranitidin, Famotidin, Omeprazol).
•Veränderung der Verdauungsperistaltik: Loperamid (div. H. M.).
Kardiotoxizität
Herzrhythmusstörungen.
Myokardiopathie (Doxorubicin, Bleomycin). Die Gesamtdosis verringern, da akkumulierende Toxizität.
Neurotoxizität (Vincristin, Fluorouracil, Cisplatin). Bei der Katze Flourouracil vermeiden.
Hauttoxizität
Selten, in Einzelfällen:
•Progressive Alopezie mit Cyclophosphamid und Vincristin.
•Plötzliche Alopezie mit Doxorubicin, Bleomycin, Mitoxantron.
Lokale Toxizität
Lokale Entzündungsreaktionen vermeiden durch strikte i. v. Verabreichung der Präparate. Unbedingt einen Venenverweilkatheter legen und evtl. geschlossene Systeme verwenden. Bei Zwischenfällen lokale Infiltration mit Bikarbonatlösung und Dexamethason, Applikation von warmen Kompressen.
Generell sei auf die für jede Tumorart vorgeschlagenen Protokolle verwiesen.
Cheyletiellose
Definition
Pruriginöse Dermatitis beim Hund und bei der Katze, die durch eine mikroskopisch kleine Raubmilbe hervorgerufen wird, häufig die Spezies
Cheyletiella yasguri
beim Hund und
Cheyletiella blakei
bei der Katze.
Die parasitäre Dermatose, die hauptsächlich bei zusammen gehaltenen Hunde- und Katzenwelpen auftritt, ist hochansteckend. Klinisch ist sie durch sehr starke Schuppenbildung (Pityriasis) vor allem auf dem Rücken gekennzeichnetund auf die Infestation des Stratum corneum der Epidermis mit den Parasiten zurückzuführen.
Zu Beginn des Parasitenbefalls ist der Juckreiz noch mäßig, er kann sich jedoch steigern und schließlich unstillbar werden. Die manchmal beobachtete Unverhältnismäßigkeit von Parasitenzahl und Intensität des Juckreizes legt nahe, dass bei manchen Individuen eine allergische Reaktion eintritt. Bei der Katze, die durch intensives Lecken für ihre Sauberkeit sorgt und dabei gleichzeitig die Parasiten abschluckt, ist der Juckreiz nicht so offensichtlich. Bei manchen Individuen wurden auch in den Nasenlöchern Parasiten beobachtet, was die Therapie erschwert.
Während des Krankheitsverlaufs ist an den selbsttraumatisierten Stellen ein Haarverlust zu beobachten.
Die Übertragung auf den Menschen ist sehr häufig, es entwickeln sich juckende Papeln an Armen, Rumpf (Hüfte beim Mann, unterhalb der Brüste bei der Frau). Beim Menschen verstärkt sich der Juckreiz abends durch Bettwärme.
Diagnostik
Die Diagnosesicherung erfolgt durch Nachweis des Parasiten oder seiner Eier, was besonders bei der Katze schwierig sein kann.
Für den Nachweis sind zwei Methoden üblich: die Tesafilmmethode (Scotch-Test) und die Bürstenmethode (auf einem weißen Textilstück). Der Parasit imponiert auch als sich bewegende Schuppen („walking dandruff“). Das gewonnene Untersuchungsmaterial wird auf einen Objektträger mit einem Tropfen Mineralöl wie z. B. Paraffinum liquidum verbracht bzw. der Tesafilm direkt auf einen Objektträger aufgeklebt und dann unter dem Mikroskop untersucht.
Die Differentialdiagnosen hängen vom klinischen Bild ab:
• Beim Hund:
•Bei Schuppenbildung mit mäßigem Juckreiz:
–Symptome von Keratinisierungsstörungen bzw. Seborrhö.
–Darmparasiten.
–Fütterungsmängel.
–Demodikose.
–Phtiriose.
–Pulikose.
•Bei starkem Juckreiz:
–Sarkoptesräude.
–Flohallergiedermatitis (FAD).
–Futtermittelallergie.
• Bei der Katze:
•Schuppenbildung ohne Juckreiz:
–Diabetes mellitus.
–Lebererkrankung.
•Schuppenbildung
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