Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
stimmten mit ein.
»Verflucht noch mal, Junge, wer bist du, dass du die Losungsworte der Piraten kennst?«
»Ich bin Rudrinn, Sohn von Norwinn, dem größten Piraten, den die Meere jemals gesehen haben.«
Die Piraten verstummten plötzlich.
»Du lügst, Junge! Rudrinn lebt schon lange nicht mehr«, erwiderte der Pirat, und die anderen nickten betreten.
»Was?«, fragte Rudrinn entsetzt. »Und woher soll ich dann die Losungsworte kennen?«
»Vielleicht hast du sie aus Rudrinn rausgepresst, bevor du ihn umgebracht hast«, vermutete ein kleiner, buckliger Pirat, der nur noch einen einzigen Zahn im Mund hatte.
Ein anderer, rothaariger Mann mit einem Kopftuch schlug ihm ins Gesicht. »Kapitän Norwinns Sohn hätte das niemals verraten.«
»Eben«, sagte Rudrinn stolz. »Und wer sonst könnte durch die Teufelskralle steuern?«
Gemurmel erhob sich.
»Erklär uns, wie man durch diese Gewässer kommt«, verlangte der Pirat mit dem Haken.
Rudrinn erklärte in allen Einzelheiten den schwierigen Weg durch die Felskanäle, sodass schließlich einer der Piraten einen überraschten Ruf ausstieß und den überraschten Rudrinn freudig umarmte.
»Verfluchter Teufelsjunge, du bist es wirklich!«
Die Piraten brachen in Jubel aus, und derjenige, der vor Rudrinn stand, sagte: »Ich bin Blodwin und werde dich zu deinem Vater bringen.«
»Blodwin?« Überrascht betrachtete Rudrinn den Piraten nun genauer. »Als ich fortgegangen bin, hattest du aber noch alle Körperteile, und so verdammt hässlich und grauhaarig warst du auch nicht«, fügte er breit grinsend hinzu.
Blodwin lachte und versetzte Rudrinn scherzhaft einen Schlag auf den Hinterkopf. »Du warst schon immer ein von den Göttern verfluchter Bengel.«
Nun drängten immer mehr Piraten auf die »Meernixe« und begrüßten Rudrinn überschwänglich.
»Und wer sind die da drüben?«, fragte Blodwin nach einer Weile.
»Das sind Freunde von mir«, antwortete Rudrinn und stellte sie dann nacheinander vor.
»Verdammt hübsche Mädchen«, kicherte ein uralter, verrunzelter Pirat, dem nur noch ein paar wenige Haare vom Hinterkopf herabhingen, nachdem er ebenfalls an Bord gesprungen war.
»Fizzgan?«, fragte Rudrinn überrascht und umarmte den alten Mann anschließend lachend. »Ja verdammt noch mal, haben dich die Meere noch immer nicht verschlungen und Rammatoch dich geholt?«
»Ha, nicht einmal Rammatoch will den alten Stinker noch!«, schrie ein Pirat von einem der Schiffe, woraufhin alle in schallendes Gelächter ausbrachen.
Fizzgan drohte mit seiner Faust. »Ich hab doch erst vor fünfzehn Jahren mein Hemd gewaschen.« Grinsend roch er an seinem fleckigen und vor Schmutz starrenden Kleidungsstück und verzog rümpfend die Nase.
Rudrinn lachte glücklich und befreit. Er war froh, wieder unter seinesgleichen zu sein. Seine Freunde schienen ein wenig skeptisch, aber die Piraten machten keine Anzeichen, sie anzugreifen.
»Jetzt ab zu Norwinn«, rief Blodwin. »Folgt uns, anscheinend weißt du ja noch, wie man ein Schiff steuert, Rudrinn.«
»Aber das hübsche blonde Mädchen könnte doch zu mir aufs Boot kommen«, kreischte Fizzgan und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Blitzschnell hielt ihm Rudrinn seinen Dolch an die Kehle.
»Fass sie nur ein einziges Mal an, dann wird Rammatoch gezwungen sein, deinen Gestank zu ertragen.«
Fizzgan machte sich leise kichernd davon, und Rudrinn ging wieder zurück ans Steuer. »Das Gleiche gilt für Rijana«, schrie er dem alten Piraten noch nach.
Sie steuerten den Piratenschiffen hinterher durch die kleinen Inselgruppen. Scharfe Riffs forderten mal wieder Rudrinns ganzes Können, aber schließlich gelangten sie an die Steilklippe einer größeren, bewaldeten Insel, wo sie anlegten.
Blodwin schrie nur ein Losungswort, schon wurden lange Strickleitern heruntergelassen. Nach und nach kletterte einer nach dem anderen hinauf, wo sie von weiteren Piraten empfangen wurden, die Rudrinn ebenfalls begeistert begrüßten. Seinen Freunden gegenüber verhielten sie sich jedoch ein wenig unsicher. Ariac wirkte wie immer angespannt. Er ließ Rijana keinen Augenblick los. Die Blicke der Piraten gefielen ihm nicht.
Rudrinn packte ihn beruhigend am Arm. »Hier gibt es nicht viele Frauen, aber sie werden Rijana und Saliah in Ruhe lassen, dafür verbürge ich mich.«
Ariac nickte zögernd, blieb aber dennoch wachsam.
Sie wurden durch die dichten Wälder, die einem Urwald glichen, auf versteckten Pfaden geführt. Es war feucht und
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