Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
wahre Stärke bewiesen. Der Steppenkrieger und Rijana mussten durch sämtliche Länder flüchten, bevor sie sich beim Steppenvolk miteinander verloben konnten und Rijana zur ›Arrowann‹ wurde wie Ariac selbst. In Ursann hatten sie dann das letzte der magischen Schwerter von König Scurr gestohlen. Erst dann hatten Tovion und seine Freunde Ariac endgültig als einen der ihren akzeptiert.
Ariac hatte sich mit seiner Antwort lange Zeit gelassen und unterbrach Tovions Gedanken. »Ich habe noch nie ein Buch gelesen, aber ich gehe davon aus, dass es in Ursann noch viel schlimmer ist, als geschriebene Worte es jemals beschreiben könnten.« Das Gesicht des Steppenkriegers, dessen Schläfen mit geheimnisvollen Zeichen tätowiert waren, wirkte hart und angespannt.
Tovion fragte nicht weiter nach, denn er merkte, dass Ariac nicht darüber reden wollte.
»Ich wünsche dir und allen anderen, dass ihr niemals nach Ursann gehen müsst.« Damit wandte Ariac sich ab und ging auf die andere Seite des Schiffes, denn er wollte jetzt allein sein.
Brogan und Nelja wurden einem ausgiebigen Verhör unterzogen, nachdem bekannt geworden war, dass die Sieben verschwunden waren. Zauberer Hawionn nahm sich Brogan sofort vor und fragte ihn nach jeder Einzelheit, aber Brogan blieb gelassen und behauptete, nichts zu wissen. Danach wurde er umgehend nach Camasann zurückgeschickt, was ihm ganz gelegen kam.
König Greedeon, der beeindruckende große Mann mit den
dicken dunkelbraunen Haaren, befragte Nelja. Die hübsche junge Zauberin täuschte einen sehr überzeugenden Weinkrampf vor.
»Tovion, dieser verdammte Mistkerl, er hat mir doch versprochen, sich mit mir zu verloben«, schluchzte sie.
Der König betrachtete die scheinbar völlig aufgelöste Nelja kritisch und tätschelte ihr schließlich unbeholfen die Schulter.
»Na, na, du wirst schon noch einen anderen Mann finden, du bist schließlich recht hübsch.«
Sie heulte auf und ging sogar so weit, sich an die Schulter des Königs zu werfen und zu schluchzen, als würde es für sie nie wieder einen anderen Mann geben. Der König war reichlich verlegen und wusste nicht, was er tun sollte. Hilflos streichelte er ihre schwarzen Locken und war froh, als Brogan hereinkam, der sich nur schwerlich das Lachen verkneifen konnte.
König Greedeon schob Nelja in seine Richtung. »Ich glaube, Ihr solltet sie mit nach Camasann nehmen, Meister Brogan.«
»Das erscheint mir auch als das Beste«, erwiderte Brogan und packte Nelja am Arm, während diese sich lautstark die Nase putzte und ihn frech angrinste, sobald sie das Zimmer verlassen hatten.
»An dir ist ja ein Mime verloren gegangen«, bemerkte der braunhaarige Zauberer mit dem gräulichen Bart. »Du solltest dich am Hofe von König Greedeon anstellen lassen.« Brogan war bereits über zweihundert Jahre alt, was nicht ungewöhnlich für einen Zauberer war. Er strahlte Würde und Weisheit aus und war trotz allem bei den Kindern auf Camasann von jeher beliebt gewesen. Viele hatten in ihm wohl eine Art Vaterfigur gesehen.
Auch Nelja mochte den alten Mann sehr. Sie lachte auf. »Nein danke, aber jetzt haben wir doch erreicht, was wir wollten.
Greedeon glaubt, dass wir nichts mit dem Verschwinden der Sieben zu tun haben. Wir können nun beruhigt nach Camasann aufbrechen.«
Brogan nickte ernst. »Aber ich fahre allein auf die Insel und sage nur Rittmeister Londov und einigen Kriegern Bescheid, dann sollten wir verschwinden.«
Nelja stimmte ihm zu und warf sich gleich wieder heulend an Brogans Brust, als sie von weitem Zauberer Hawionn sah, das Oberhaupt der Schule von Camasann. Der große Mann mit den grauen Haaren und dem grauen Bart betrachtete sie angewidert und schüttelte den Kopf. Rasch ging er zu dem Zimmer, in dem sich Greedeon aufhielt.
»Komm«, flüsterte Brogan, »wir müssen unsere Vorbereitungen treffen.«
Beide brachen am nächsten Morgen zur Insel Camasann auf und sammelten die wenigen Verbündeten, die sie hatten. Nelja sandte ihren Falken aus. Als dieser ohne Nachricht zurückkam, machte sie sich Sorgen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass Tovion und die anderen mit Rudrinn fortgesegelt waren.
Mehr als zehn Tage waren die Sieben jetzt schon auf dem Meer. Die schroffe Küste von Ursann war nicht mehr zu sehen, nur noch das endlos wirkende, tiefblaue Meer. Das Wetter war gut, denn es wehte eine steife Brise, die das Segelschiff rasch voranbrachte.
Rijana saß neben Ariac am Heck des Schiffs, wo sie sich die warme
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