Throne of Glass – Die Erwählte
Fensterscheiben am anderen Ende des Raums. Verglichen mit der Trostlosigkeit hinter den Fenstern, war dieser Prunk ein Schlag ins Gesicht. Eine Erinnerung daran, wie viel Profit man aus ihrer Arbeit schlug.
»Rein mit Euch«, knurrte der Captain, schubste sie mit der freien Hand und ließ sie schließlich los. Celaena stolperte, ihre schwieligen Füße rutschten auf dem glatten Marmorboden aus, als sie sich aufrichtete. Sie drehte sich um und sah noch weitere sechs Wachen auftauchen.
Vierzehn Wachen plus der Captain. Vorne auf ihren schwarzen Uniformen prangte das goldene königliche Wappen – das Zeichen der persönlichen Garde der Königsfamilie: allesamt blitzschnelle, erbarmungslose Soldaten, die von Geburt an dazu ausgebildet worden waren, zu beschützen und zu töten. Celaena schluckte.
Benommen und gleichzeitig mit einem Gefühl absoluter Klarheit blickte sie wieder in den Raum. Auf einem reich verzierten Thron aus Mahagoni saß ein gut aussehender junger Mann. Ihr Herz setzte aus, als alle sich vor ihm verneigten.
Sie stand vor dem Kronprinzen von Adarlan.
2
» E ure Hoheit«, sagte der Captain der Garde. Nach einer tiefen Verbeugung richtete er sich auf und schlug die Kapuze zurück, sodass sein kurz geschorenes kastanienbraunes Haar zum Vorschein kam. Die Kapuze war eindeutig dazu gedacht gewesen, sie auf dem Weg hierher einzuschüchtern. Als ob so ein Trick bei ihr funktionierte. Trotz ihrer Empörung blinzelte Celaena überrascht, als sie sein Gesicht sah. Er war so jung!
Captain Westfall sah vielleicht nicht übermäßig gut aus, aber sie musste zugeben, dass sie sein markantes Gesicht und die hellen, goldbraunen Augen ziemlich ansprechend fand. Sie neigte den Kopf und war sich plötzlich nur allzu deutlich bewusst, wie schmutzig sie war.
»Das ist sie?«, fragte der Kronprinz von Adarlan und Celaenas Kopf wirbelte herum, als der Captain nickte. Beide starrten sie an und warteten auf ihren Knicks. Als sie nicht reagierte, trat Chaol unruhig von einem Bein aufs andere. Der Kronprinz warf seinem Captain einen Blick zu, bevor er das Kinn leicht reckte.
Vor dem da auf die Knie fallen? Wenn sie an den Galgen kam, würde sie die letzten Momente ihres Lebens ganz gewiss nicht mit kriecherischem Gehorsam vergeuden.
Hinter ihr donnerten Schritte und jemand packte sie im Nacken.Celaena erhaschte einen Blick auf gerötete Wangen und einen sandfarbenen Schnurrbart, bevor sie auf dem eiskalten Marmorfußboden landete. Ihr dröhnte der Kopf, sie sah Sternchen und ihre Schultern taten weh, weil sie die Arme wegen der Handeisen verdrehen musste. Wütend versuchte sie, die Tränen zurückzudrängen, die ihr vor Schmerz in die Augen traten.
» Das ist die angemessene Begrüßung deines künftigen Königs«, fuhr ein rotgesichtiger Mann sie an.
Die Assassinin zischte und bleckte die Zähne, als sie den Kopf zur Seite drehte, um den neben ihr knienden Dreckskerl anzusehen. Er hatte etwa die Statur ihres Aufsehers und war in Rot und Orange gekleidet, farblich passend zu seinem schütter werdenden Haar. Seine obsidianschwarzen Augen funkelten, als er ihren Nacken noch fester packte. Wenn sie ihren rechten Arm nur ein paar Zentimeter bewegen könnte, dann könnte sie ihn aus dem Gleichgewicht bringen und sein Schwert packen und … Die Kette grub sich ihr in den Bauch und ihr Gesicht wurde feuerrot. Sie kochte vor Wut.
Nach viel zu langem Schweigen sagte der Kronprinz: »Ich kann nicht verstehen, warum man jemanden zu einer Verbeugung zwingt, wo diese Geste doch Ergebenheit und Respekt demonstrieren soll.« Unglaubliche Langeweile schwang in seinen Worten mit.
Celaena versuchte, den Kopf so weit zu heben, dass sie den Prinzen sehen konnte, kam aber nur bis zu den schwarzen Lederstiefeln auf dem weißen Fußboden.
» Ihr respektiert mich natürlich, Herzog Perrington, aber es wäre vermutlich sinnlos, auch Celaena Sardothien dazu bewegen zu wollen. Wir beide wissen sehr gut, dass sie meine Familie nicht besonders liebt. Vielleicht wolltet Ihr sie also demütigen.« Der Prinz machte eine Pause und Celaena hätte schwören können, dass sein Blick auf ihrem Gesicht ruhte. »Aber ich glaube, davon hatte sie bereits genug.« Nach einer weiteren kurzen Pause fragte er: »Habt Ihr nichteine Besprechung mit dem Schatzmeister von Endovier? Ich würde es sehr bedauern, wenn Ihr Euch verspätet, wo Ihr doch extra, um ihn zu treffen, einen so weiten Weg auf Euch genommen habt.«
Ihr Peiniger begriff, dass er sich
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