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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eine Behandlung seines Leidens. Sie pflichten mir bei, daß Mrs. Higgins das Opfer der Krankheit ihres Mannes war?«
    »Ich würde Ihnen insofern beipflichten, als er sie physisch und emotional mißhandelt hat.«
    »Und denken Sie tatsächlich, daß sie noch mehr Leid ertragen und ihre Kinder verlieren sollte? Und die Kinder wiederum ihre Mutter?«
    Die Entscheidung, wußte Anna, lag bei ihr. »Ich glaube, sie wird weiter leiden, wenn sie ihre Lebensumstände nicht verändert. Meine Meinung ist, daß Mrs. Higgins zu diesem Zeitpunkt nicht imstande ist, für sich, geschweige denn für ihre Kinder zu sorgen.«
    »Sowohl Mr. als auch Mrs. Higgins haben jetzt Arbeit«, fuhr der Anwalt fort. »Mrs. Higgins hat unter Eid ausgesagt, daß sie und ihr Mann sich versöhnt haben und an der Lösung ihrer Eheprobleme arbeiten wollen. Wenn man die Familie trennt, wird dies nach ihren Worten nur zu neuen emotionalen Belastungen für alle Beteiligten führen.«
    »Ich weiß, daß sie das glaubt.« Sie warf Mrs. Higgins einen mitfühlenden Blick zu, doch ihre Stimme war entschlossen. »Ich hingegen meine, daß hier das Wohlergehen und die Sicherheit von drei Kindern auf dem Spiel steht. Ich kenne die medizinischen und die psychiatrischen Berichte ebensogut wie die Polizeiberichte. In den vergangenen fünfzehn Monaten sind diese drei Kinder insgesamt elfmal in der Notaufnahme behandelt worden.«
    Sie sah den Anwalt an und fragte sich, wie er für etwas kämpfen konnte, das mit Sicherheit die Zerstörung von drei kleiner Jungen bedeuten würde. »Ich empfehle daher dringend, daß diese Kinder in der Obhut ihrer Pflegeeltern bleiben, um ihre physische und emotionale Sicherheit zu gewährleisten.«
    »Gegen Mr. Higgins wurde keine Anzeige erstattet.«
    »Nein, es wurde keine Anzeige erstattet.« Anna schaute zu der Mutter hinüber und ließ den Blick auf ihrem müden Gesicht ruhen. »Noch ein Verbrechen«, sagte sie leise.
    Als die Verhandlung beendet war, ging Anna ohne einen Blick an den Higgins’ vorbei. Doch hinter der Absperrung griff der kleine Curtis nach ihrer Hand. »Hast du einen Dauerlutscher?« flüsterte er, und sie mußte lächeln. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ihm welche mitzubringen. Er hatte eine besondere Schwäche für Tootsie Roll Pops mit Kirschgeschmack. »Vielleicht. Mal sehen.«
    Sie griff gerade in ihre Tasche, als hinter ihr das Spektakel losbrach. »Nimm die Hände weg von dem, was mir gehört, du Miststück.«
    Als sie sich umdrehte, schlug Higgins ihr mit voller Kraft ins Gesicht, so daß sie stürzte und Curtis schreiend und weinend mit sich zu Boden riß. Ihr Kopf schmerzte, und sie sah Sterne vor ihren Augen. Sie hörte Schreie und Flüche, während es ihr gelang, sich auf Hände und Knie hochzuziehen. Ihre Handflächen brannten, weil sie über den Fliesenboden gerutscht war. Und, Mist, die neue Strumpfhose, die sie gerade gekauft hatte, war zerfetzt.
     
    »Halt still«, befahl Marilou. Sie hockte in Annas Büro und verarztete grimmig die Schrammen.
    »Mir geht’s gut.« Die Verletzungen waren tatsächlich geringfügig. »Das war es mir wert. Diese kleine Demonstration direkt vor Gericht stellt sicher, daß er sich den Kindern eine ganze Weile nicht nähern darf.«
    »Du machst mir Sorgen, Anna.« Marilou schaute mit ihren
dunklen, glänzenden Augen zu ihr auf. »Ich glaube beinahe, daß du es genossen hast, von diesem zweihundert Pfund schweren Grobian angegriffen zu werden.«
    »Ich habe das Ergebnis genossen. Autsch, Marilou.« Sie atmete tief durch, als ihre Supervisorin sich aufrichtete, um den Bluterguß an Annas Wange zu untersuchen. »Ich habe es genossen, ihn wegen Körperverletzung anzuzeigen, und vor allem habe ich es genossen, die Kids mit ihren Pflegeeltern nach Hause gehen zu sehen.«
    »Ein erfolgreicher Arbeitstag.« Kopfschüttelnd trat Marilou zurück. »Mir macht Sorge, daß du alles zu nah an dich heranläßt.«
    »Aus der Distanz kann ich nicht helfen. So vieles von dem, was wir machen, ist nur Papierkram, Marilou, sind Formulare und Verfahren. Aber hin und wieder kann ich wirklich was tun – auch wenn ich mich von einem zweihundert Pfund schweren Grobian angreifen lassen muß. Und deswegen lohnt es sich.«
    »Wenn du dich zu sehr einläßt, zahlst du unter Umständen einen höheren Preis als Blutergüsse am Knie.«
    »Wer nicht mit dem Herzen dabei bist, sollte sich lieber einen anderen Beruf suchen.«
    Marilou fand es schwierig, dagegen etwas einzuwenden, weil sie im

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