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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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Er, den man den Eisengesiehtigen nannte, hatte drei Jahre auf seine Chance gewartet. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Und als er sie bekam, nutzte er sie. Hart, brutal, grausam und rücksichtslos.
    Er würde jeden töten, der sich ihm in den Weg stellte. Seinen Fluchtweg würde man durch unbarmherzige Gewalttaten verfolgen können.
    ***
    Seit drei Jahren malte Magee S. Findlay Striche an die Wand. Jeden Tag einen mehr. Wie ein hässliches Muster zog sich der improvisierte Kalender über die graue Zellenwand im Zuchthaus Newark.
    Man hatte ihm den Namen Ironface, Eisengesicht, gegeben. Nicht nur wegen der stahlgrauen Augen.
    Magee verstand es, seine Gefühle wie hinter einer eisernen Maske zu verbergen. Schuld daran war eine Messerstecherei in früheren Jahren, bei der zwei Gesichtsnerven durchschnitten worden waren.
    Seitdem zeigte er Tag für Tag das gleiche, undurchdringliche Gesicht. Das kantige Kinn und die dünnen Augenbrauen passten zu den harten Zügen wie das Nordlicht nach Schweden.
    Nichts deutete an, dass heute ein besonderer Tag für Ironface war. Seit Monaten, seit er von Sing Sing nach Newark überstellt worden war, hatte er sich den Plan bis in alle Details ausgeknobelt. Keine Möglichkeit hatte er außer Acht gelassen.
    Die Chance war nicht sehr groß, aber es war die einzige. Und Ironface hatte die Nerven dazu, den Bau zu verlassen. Das Zuchthaus Newark war nicht das modernste der Staaten. Seit zwanzig Jahren hatte es keine Verbesserungen mehr in der Anlage gegeben. Da seit dieser Zeit kein Häftling mehr ausgebrochen war, hielt man es für sicher genug.
    Ironface hatte den einzigen schwachen Punkt in der Festung erkannt. Zielstrebig hatte er ausgekundschaftet, wie er am besten die M durchbrechen könnte.
    Um neun Uhr morgens war Inspektion.
    Ironface stand in Habtachtstellung neben seiner Pritsche. Vor sich hatte er den polierten Essnapf, die Waschutensilien und seine Pantoffeln aufgebaut. Auf diesen gefängniseigenen Schuhen baute sein Plan auf.
    Mit der Nagelfeile hatte er sorgfältig die Sohle vom Filz getrennt. Die Naht war so echt aufgeraut, dass es wie ein natürlicher Verschleiß aussah.
    Mit bulligem Gesicht und wieselflinken Augen tauchte der Sergeant auf. Hinter ihm ein Wärter und der Inspektor für das Gefängniswesen.
    Der Inspektor, ein Mann im grauen Flanellanzug, hatte das Gemüt eines Nilpferdes und Augen, die noch kälter als die eines Fisches blickten.
    Er warf einen Blick in die Runde, dann stellte er seine stereotypen Fragen, die sich seit zehn Jahren nicht geändert hatten.
    Ironface hatte sich über nichts zu beklagen. Er stand kerzengerade und sah durch den Inspektor hindurch.
    »Notieren Sie, Sergeant«, näselte der Inspektor, »der Mann bekommt heute noch neue Schuhe. Bei uns herrscht schließlich Ordnung.«
    Er überprüfte den Rest und verließ den Häftling mit gleichgültigem Kopfnicken.
    Ironface war zufrieden. Er kannte den Laden und wusste, dass zwischen drei und vier Uhr der Sergeant ihn holen würde.
    Die Kleiderkammer des Zuchthauses lag im Keller. Keine zwanzig Schritt vom Heizungskeller entfernt.
    Das Zuchthaus war ein viereckiger Block mit einem kleinen Innenhof. Um den ganzen Komplex lief eine vier Meter hohe Mauer, oben mit Glasscherben und Alarmdrähten verziert.
    Die beiden Haupttore waren besser bewacht als der Staatsschatz in Fort Knox. Ohne Panzer und Artillerie war da nicht durchzukommen.
    Es gab einen anderen Weg.
    ***
    Um halb vier wurde Findlay abgeholt. Er trabte in seinen zerschlissenen Filzpantoffeln neben dem korpulenten Sergeant her. An dessen Koppel baumelte ein Ring mit einem Dutzend Schlüsseln. Er führte Ironface die Betontreppe in den Keller hinab. An jedem Treppenabsatz war eine Gittertür angebracht, die von einem Wärter aufgeschlossen wurde.
    Endlich standen sie in dem Flur, der zur Kleiderkammer führte. Die eiserne Feuertür schloss der Sergeant selbst auf. Dann bedeutete er Findlay, voranzugehen.
    Nach einer Minute waren sie an der Kleiderkammer. Ein dürrer, magenkranker Aufseher prüfte die Schuhe. Er nörgelte eine Weile herum, doch Ironface hatte keine Lust zu antworten.
    Seine Gedanken konzentrierten sich auf die folgenden Minuten.
    Endlich hatte er seine neuen Schuhe. Sie schoben wieder ab. Der Sergeant schloss die Feuertür auf.
    Das war der Augenblick, auf den Ironface gewartet hatte. Bevor sich der Sergeant umdrehen konnte, warf sich Ironface nach vorn.
    Er hatte alle Kraft in den Handkantenschlag gelegt. Wie ein gefällter

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