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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dich zu erreichen. Dad liegt im Krankenhaus. Es steht schlecht, so schlecht, wie man es sich nur vorstellen kann. Keine Zeit für Details. Er entgleitet uns allmählich. Beeil dich. Phillip.
    Cameron hob die Hand – die Hand, mit der er das Steuer dutzender Boote, Flugzeuge, Rennwagen gehalten hatte
und die einer Frau himmlische Vergnügungen bereiten konnte. Seine Hand zitterte, als er sich durchs Haar fuhr.
    »Ich muß nach Hause.«
    »Du bist zu Hause.« Martine beschloß, ihm noch eine Chance zu geben, und rieb ihren Körper an seinem.
    »Nein, ich muß weg.« Er stieß sie zur Seite und ging zum Telefon. »Laß mich allein. Ich muß ein paar Anrufe erledigen.«
    »Du glaubst, du kannst mich einfach so wegschicken?«
    »Tut mir leid. Verschieben wir es auf ein anderes Mal.« Er konnte sich einfach nicht auf sie konzentrieren. Zerstreut zog er mit einer Hand Geldscheine aus seiner Tasche, mit der anderen griff er zum Hörer. »Für das Taxi«, sagte er und vergaß dabei, daß sie im selben Hotel abgestiegen war.
    »Du Schwein!« Nackt und wutentbrannt stürzte sie sich auf ihn. Hätte er fest auf den Beinen gestanden, dann hätte er dem Schlag ausweichen können. So war es ein Volltreffer. Seine Ohren klingelten, seine Wange brannte, und er verlor endgültig die Geduld. Er schlang die Arme um sie, was sie als einen Annäherungsversuch auslegte. Angewidert schleifte er sie zur Tür. Er nahm sich noch die Zeit, ihr Kleid aufzuheben, dann beförderte er sie zusammen mit dem Seidenfähnchen in den Korridor. Von ihrem Gekreische dröhnte ihm der Schädel, als er den Riegel vorlegte. »Ich werde dich töten. Du Schwein! Dafür werde ich dich töten. Für wen hältst du dich eigentlich? Du bist ein Niemand! Ein Niemand!«
    Cameron ließ Martine schreien und gegen die Tür hämmern, er ging ins Schlafzimmer, um das Nötigste einzupacken.
    Es sah so aus, als hätte ihn sein Glück plötzlich im Stich gelassen.

1. Kapitel
    Cam verhandelte, bettelte und warf mit Geld nur so um sich. Es war nicht leicht, um ein Uhr nachts eine Transportmöglichkeit von Monaco nach Maryland aufzutreiben.
    Er fuhr nach Nizza und brauste über die gewundene Küstenstraße zu einer kleinen Landebahn, von der aus ihn ein Freund gegen tausend amerikanische Dollar nach Paris fliegen wollte. In Paris charterte er eine Maschine zum Eineinhalbfachen des üblichen Preises, und er verbrachte die Stunden über dem Atlantik in einem Nebel aus Müdigkeit und nagender Angst.
    Gegen sechs Uhr früh erreichte er den Washington Dulles Airport in Virginia. Der Mietwagen wartete schon, und im kühlen Morgengrauen fuhr er los Richtung Chesapeake Bay.
    Als er schließlich zu der Brücke gelangte, die sich über die Bucht spannte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Cam hatte einen großen Teil seines Lebens damit zugebracht, in der Bucht, auf Flüssen und Binnengewässern dieses Teils der Welt zu segeln. Der Mann, an dessen Krankenbett er jetzt eilte, hatte ihm viel mehr beigebracht als zwischen Steuerbord und Bug zu unterscheiden. Alles, was er besaß, was er geleistet hatte und ihn mit Stolz erfüllte, hatte er Raymond Quinn zu verdanken.
     
     
    Er war dreizehn Jahre alt gewesen, als Ray und Stella Quinn ihn vor dem völligen Absturz bewahrt hatten. Die Liste seiner Verfehlungen las sich bereits wie ein Lehrbuch über den Einstieg in eine kriminelle Karriere.
    Raub, Einbruch, illegaler Alkoholkonsum, unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht, tätlicher Angriff, Vandalismus  – er hatte gemacht, was er wollte, und dabei sehr oft
Glück gehabt, nicht erwischt worden zu sein. Aber der glücklichste Moment seines Lebens war, als man ihn dann doch auf frischer Tat ertappte.
    Dreizehn Jahre alt, dürr wie eine Bohnenstange, übersät mit blauen Flecken von der letzten Abreibung, die sein Vater ihm verabreicht hatte. Das Bier war alle. Was sollte ein Vater da schon anderes tun?
    In jener heißen Sommernacht, als das Blut noch auf seinem Gesicht trocknete, hatte Cam sich geschworen, nie wieder in den heruntergekommenen Wohnwagen zurückzukehren, nie wieder in dieses Leben, zu dem Mann, zu dem ihn die Fürsorge immer wieder zurückschickte. Er würde weggehen, egal wohin. Vielleicht nach Kalifornien, vielleicht nach Mexiko.
    In seinen Träumen sah er damals alles klar vor sich, wenn seine Sicht dank eines blauen Auges auch verschwommen war. Er besaß sechsundfünfzig Dollar und ein wenig Kleingeld, die Kleider, die er am Leibe trug, und er hatte die Einstellung,

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