Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
Vom Netzwerk:
waren nicht da.
     
    *
     
    Die Fahrt verlief ereignislos. Die Saison war noch nicht eröffnet und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Ab Lagos fiel ihm das erhöhte Aufkommen an Polizeifahrzeugen auf. Er erreichte Praia da Luz, ohne aufgehalten zu werden. Die Präsenz der Medien machte sich im Umkreis des Clube Atlantico unangenehm bemerkbar. Wild geparkte Autos, zugestellte Auffahrten, aufgeregt umhereilende Frauen und Männer mit Mikrofonen, Kameras und Laptops und dazwischen eine Unzahl uniformierter Polizisten, alles zusammen erweckte den Eindruck eines Ausnahmezustandes. Aggressive Wachsamkeit und nervöse Aktivität lagen in der Luft.
    Er lächelte süffisant, als er daran dachte, was sie suchten und wo sie es finden könnten. Seine innere Anspannung wuchs. Er zwang sich zu cooler Gelassenheit, er konnte das, er war schließlich Tiny the Top Gun. Mit höchster Aufmerksamkeit suchte er sich seinen Weg zum Parkareal des Clube. Er hatte Glück. Die öffentliche Zudringlichkeit hatte sich auf das Empfangsgebäude der Ferien-Siedlung konzentriert. Auf dem Parkplatz war es ruhig und er fand einen Stellplatz weit weg von allem hektischen Betrieb.
    Er rief sich das Kennzeichen ins Gedächtnis, das er den Papieren entnommen hatte und nach dem er suchte. Er hätte nie daran gezweifelt, das Auto auf dem Parkplatz zu finden. Und er zweifelte auch jetzt nicht daran, nachdem er den Massenauftrieb der Polizei gesehen hatte.
    Seine Intuition ließ ihn nicht im Stich. Er entdeckte das Fahrzeug ein paar Reihen weiter zwischen zwei Kleinwagen. Es war ein Peugeot. Er erinnerte sich dunkel und wunderte sich, wie er überhaupt seine langen Beine hatte darin unterbringen können. Er schaute sich um. Er war allein, nur die Geräusche der lauten Gesellschaft wehten gedämpft von weit her über den Platz. Er schlenderte ein paar Mal auf und ab und sah unauffällig in das Fahrzeug. Es war genauso leer, wie er es im Gedächtnis behalten hatte. Er versuchte, die Türen zu öffnen. Vergeblich. Er drückte die Entriegelung der Heckklappe. Sie gab nach. Er triumphierte. Nach einem kurzen Rundumblick zog er die Klappe weiter auf und sah in den Kofferraum. Zwei Holzkisten füllten den ohnehin kleinen Stauraum vollständig aus. Sie machten ihn unbrauchbar für das, was er vorhatte. Das Brandzeichen irgendeines Châteaus zierte die Kisten. Er grinste breit. Dann packte er eine der Kisten, klemmte sie sich unter den Arm und schloss die Heckklappe.
    Fast bedauerte er, dass ihm auf dem Weg zu seinem Auto niemand begegnete, den er hätte freundlich grüßen und fragen können, welchen Grund es für die laute Hektik da drüben eigentlich gäbe. Er öffnete die Tür zu seinem Auto und legte die Kiste auf den Rücksitz. Unbehelligt schaffte er die zweite Kiste heran. Dann machte er eine Pause und sah sich um. Auf seinem Gesicht spiegelte sich tiefe Genugtuung.
    Nun blieb nur noch eines zu tun. Er öffnete den Kofferraum seines Autos und überprüfte noch einmal witternd seine Umgebung. Auf dem Zugang von der Anlage zum Parkplatz näherte sich ein Pulk Männer. Er ließ die Klappe fallen wie ein Stück heißes Blech. Einige der Männer trugen Zivil, der Rest Polizeiuniformen. Sie gestikulierten und diskutierten aufgeregt. Sie sahen sich auf dem Parkplatz suchend um. Er glaubte, besser daran zu tun, aus ihrem Gesichtsfeld zu verschwinden, und setzte sich zurück hinter das Steuer. Er breitete seine Windjacke über die Kisten auf der Rückbank.
    Von seinem Platz konnte er nicht verfolgen, was die Männer taten. Er hörte sie, verstand aber nicht, worum sich ihre Konversation drehte. Schließlich vernahm er eine irritierende Mischung aus Ausrufen der Verwunderung, Wut und Erleichterung.
    Wenig später sah er die Männer zur Ferienhaus-Siedlung zurückeilen. Er öffnete die Wagentür, setzte einen Fuß auf den Asphalt und äugte vorsichtig über das Wagendach. Zwei Polizisten standen rechts und links neben dem Peugeot und spähten, die Hände über die Augen gelegt, durch die Scheiben. Er ließ sich in den Sitz zurückfallen und schloss die Wagentür.
    Er wartete. Er verspürte keinen Grund, sich unnütze Gedanken machen zu müssen. Er wartete geduldig, bis einer der Männer zurückkam. Wenig später fuhr der Peugeot vom Parkplatz und verschwand aus seinem Gesichtskreis. Die beiden Polizisten entfernten sich in Richtung Empfangsgebäude.
    Er atmete erleichtert aus. Das war noch einmal gut gegangen. Oder war es danebengegangen? Es hätte auch klappen können,

Weitere Kostenlose Bücher