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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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korrumpiert, wenn man Unternehmen so viel Macht über machtlose Individuen gibt. Wenn wir glauben, unser Recht, Tiere zu essen, ginge über das Recht der Tiere, ohne Leiden zu leben, korrumpiert das ebenso. Das ist eine Tatsache. Das ist unsere Wirklichkeit. Guck dir die Massentierhaltung doch an. Guck dir an, was wir als Gesellschaft den Tieren angetan haben, sobald wir die technischen Möglichkeiten dazu hatten. Guck, was wir im Namen des »Tierschutzes« und der »Menschlichkeit« wirklich tun. Und dann überleg dir, ob du immer noch Fleisch essen willst.

3.
Ich bin Fleischproduzent
    Wenn man mich fragt, was ich mache, dann sage ich, ich bin Far mer im Ruhestand. Mit sechs Jahren habe ich angefangen, Kühe zu melken. Wir haben in Wisconsin gelebt. Mein Daddy hatte eine kleine Herde – 50 Tiere, übern Daumen gepeilt, das war damals typisch. Ich habe jeden Tag gearbeitet, bis ich zu Hause ausgezogen bin, hart gearbeitet. Ich hatte die Nase voll davon, ich dachte, das muss doch besser gehen.
    Nach der Highschool habe ich einen Abschluss in Tierwissenschaften gemacht und bei einer Geflügelfirma gearbeitet. Ich habe bei Versorgung, Management und Entwicklung von Putenzuchtfarmen geholfen. Danach war ich bei verschiedenen Unternehmen. Ich habe große Farmen gemanagt, mit einer Million Vögel. Habe Seuchenmanagement gemacht und Herdenmanagement. Problemlösung, könnte man sagen. Landwirtschaft hat viel mit Problemlösung zu tun. Inzwischen bin ich auf Ernährung und Gesundheit von Hühnern spezialisiert. Ich bin im Agribusiness. Man nennt es auch Massentierhaltung, aber ich mag das Wort nicht.
    Die Welt ist nicht mehr die, in der ich aufgewachsen bin. In den letzten 30 Jahren ist der Preis für Lebensmittel nicht gestiegen. Im Gegensatz zu allen anderen Ausgaben ist der Preis für Proteine im mer derselbe geblieben. Die Farmer mussten immer mehr produzie ren, um überleben zu können – ich meine gar nicht reich werden, ich meine nur, etwas zu essen auf den Tisch zu bringen, die Kinder zur Schule schicken und bei Bedarf ein neues Auto kaufen zu können. Eine einfache Rechnung. Wie gesagt, mein Daddy hatte 50 Kühe. Heutzutage hat ein Milchbetrieb normalerweise 1200 Kühe. Mit weniger kann man nicht im Geschäft bleiben. Und weil eine Fami lie nicht 1200 Kühe melken kann, braucht man vier bis fünf An gestellte, von denen jeder seinen Arbeitsbereich hat: melken, sich um kranke Tiere oder die Ernte kümmern, Futter anbauen. Das ist effizient, und man kann mal so gerade davon leben, aber viele sind Farmer geworden, weil das Landleben so abwechslungsreich ist. Das ist verloren gegangen.
    Der wirtschaftliche Druck hat außerdem dazu geführt, dass man Tiere brauchte, die bei geringeren Kosten mehr produzieren. Also züchtet man auf schnelleres Wachstum und verbesserten Stoffwech sel. Solange Lebensmittel im Verhältnis zu allem anderen immer billiger werden, hat der Farmer keine andere Wahl, als bei immer weniger Kosten immer mehr zu produzieren. Er muss ein Tier ent wickeln, das dem genetisch standhält, auch wenn sein Wohlergehen dabei auf der Strecke bleibt. Ein bisschen Schwund ist immer. Wenn man 50 000 Hühner in einem Stall hat, geht man davon aus, dass schon in den ersten Wochen Tausende sterben. Mein Vater konnte es sich nicht leisten, ein Tier zu verlieren. Heute geht man von vorn herein von 4 Prozent Verlust aus.
    Ich erzähle Ihnen von diesen Schattenseiten, weil ich ganz offen sein will. Aber eigentlich haben wir ein großartiges System. Aber perfekt? Das ist es nicht. Kein System ist perfekt. Wenn Sie jemanden finden, der die perfekte Lösung hat, um Millionen und Milliarden Menschen zu füttern, dann sehen Sie noch mal genauer hin. Es ist ja viel die Rede von Eiern von freilaufenden Hühnern und von Kühen, die Gras fressen, und das ist ja auch alles schön und gut. Ich glaube, das geht in die richtige Richtung. Aber damit kriegen wir die Welt nicht satt. Niemals. Man kann nicht Milliarden Menschen mit Eiern von freilaufenden Hühnern füttern. Wenn jemand die kleinen Bauernhöfe für vorbildlich hält, nenne ich das gern das Marie-Antoinette-Syndrom: Wenn das Volk kein Brot hat, soll es Kuchen essen. Erst die Hochleistungsmast hat dafür gesorgt, dass alle genug zu essen haben. Denken Sie mal darüber nach. Wenn wir das aufgeben, geht es den Tieren vielleicht besser, vielleicht sogar auch der Umwelt, aber ich will auch keine Zustände mehr wie 1918 in China. Ich meine Hungersnöte.
    Man könnte

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