Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
mir fühlte sie sich bestätigt, sie war glücklich, weil ich es war. Das ist kein Anflug von Vermenschlichung, es ist die klassische Struktur des Hundes. Kein anderes Tier reagiert so extrem sensibel auf all das, was wir Menschen tun.
Allerdings habe ich in Sachen »Ruhezeit als Jungtier« mit Pelzchen, nicht unbedingt freiwillig, eine Ausnahme gemacht. Sie zwang mich in ihrer Jugend regelrecht dazu, ein Exempel zu statuieren und sie zu beschäftigen. Die Kleine war nämlich eine Nervensäge, wie sie im Buche steht, ohne Arbeit unausgelastet und ständig auf der Suche nach neuen Tätigkeiten und Tätlichkeiten, die bei mir nicht unbedingt Freudentränen hervorriefen. Sie schien nichts auszulassen, um mir zu beweisen, dass sie unterfordert war. Tiere, die mit so viel Talent gesegnet sind und viel Energie und Tatkraft zur Verfügung haben, können im Alltag schnell negativ auffallen, wenn man diese Fähigkeit nicht kanalisiert. Ein kleiner Auszug aus einer durchaus längeren Liste von Taten beweist den Einfallsreichtum und die virtuose Art, mit der die kleine Hundedame mit den Dingen des Lebens umzugehen pflegte: Teppichleisten perforieren, Topfpflanzen ausgraben, Schuhe verkosten und apportieren, aber erst dann, wenn sie wirklich zerstört waren, das war an der Tagesordnung. Eine ihrer besonderen Fähigkeiten war die Spezialbehandlung teurer Antiquitäten: Das wertvolle Holz wurde von ihren kleinen scharfen Zähnen sorgfältig bearbeitet, was den Wert des Mobiliars deutlich, nun ja, veränderte. Durch diese Aktivitäten konnte Pelzchen viel lernen, ihr Gehirn konnte mit den Impulsen wachsen und ihr Repertoire wurde immer größer. Sie war nicht gerade ein Rundumsorglospaket,
ich war ein wenig gestresst, obwohl ich durchaus wusste, dass der freche Zwerg einfach nur eine Aufgabe suchte. Am Rande eines möglicherweise bevorstehenden Nervenzusammenbruchs stellte ich also ein Alltagstrainingsprogramm zusammen – entgegen meiner eigentlichen Überzeugung, Welpen in Ruhe heranwachsen zu lassen, bevor ich auch sie für den Ernst des Lebens zu üben beginnen lasse. Dieses Programm sorgte dafür, dass dem nun ausgelasteten Wunderhund fast keine Schandtat mehr über die Schnauze kam. Auf diese Art wurde der Weg für den Start einer Filmkarriere geebnet, nach der sich so mancher alle vier Pfoten lecken würde.
Pelzchen ganz groß in Fahrt
Sie erinnern sich an den Anfang des Buches? Fredy musste ein neuntes Mal laufen, die Klappe war ein neuntes Mal gefallen und diesmal klappte alles. Die Verfolgungsjagd zur Villa hatte ein Ende. Die Szene war im Kasten, so wie sie sein sollte. Doch für alles gibt es Steigerungen und Superlative: Bei der Verfilmung von »Crazy Race« mit Ingolf Lück und Katy Karrenbauer hatte Pelzchen einen schweren Stunt zu bewältigen: Ein Pkw mit Wohnwagen und, wie kann es anders sein, niederländischem Kennzeichen, hat noch ein zusätzliches Gefährt angekoppelt, auf dem eine Hundehütte mit einem kleinen Vorgarten aufgebaut ist. Vor dieser Hütte thront das selbstbewusste Pelzchen auf dem Plastikrasen mit den bunten Plastikblumen. Das Gespann ist gerade dabei, eine Kreuzung zu überqueren, als plötzlich ein selbst ernannter Rennfahrer heranrast und gerade noch in allerletzter Sekunde mit seinem Flitzer der Marke »Ich bin aufgemotzt und trotzdem hässlich« eine Kollision mit Pkw und Wohnwagen verhindern kann. Dafür aber – mit diesem Anbau hatte er nicht gerechnet – erwischt der Wahnsinnige den Hänger mit der Hundehütte und der kleinen Hündin.
Der Anhänger geht entzwei, der Teil ohne Hütte und ohne Hund wird in hohem Tempo mit dem Auto mitgerissen. Selbstverständlich überlebt unser Hündchen diesen Unfall und setzt die Reise auf dem halbierten Anhänger fort. Der »Rennfahrer« ist natürlich ein erfahrener Stuntman, und der Anhänger hat eine Sollbruchstelle, die während der Aufnahmen garantiert Mensch und Tier unbeschadet lässt.
Soweit die Theorie beziehungsweise das Drehbuch. Unglaubliche zehn Mal wurde dieser Unfall wiederholt. Die kleine Hundedame wurde dabei immer mutiger und wahrscheinlich auch wütender auf diesen ungehobelten Verkehrsteilnehmer. Ganz und gar nicht damenhaft hat Pelzchen in Eigenregie entschieden, dass sie den untalentierten Fahrzeuglenker mit Nachdruck lautstark ankläffen und ihn so aus ihrem Hoheitsgebiet entfernen muss. Das ist mein Pelzchen: Bei den weiteren Wiederholungen des Zusammenstoßes hat sie das heranrasende Auto angebellt, als wäre sie ein
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