Tiffany Extra Band 01
ein wenig von ihrem knappen Budget abzuzweigen und sich einen letzten Urlaub zu gönnen. Auf Hawaii. Sie war dagegen gewesen, doch man hatte sie überstimmt.
Shelby war natürlich die treibende Kraft gewesen. Sie war es auch gewesen, die die Idee hatte, Facebook zu nutzen, um eine Nachricht an die Männer zu schicken, mit denen sie sich vor ein paar Jahren als Collegestudentinnen amüsiert hatten.
Shelby hatte den Text verfasst: „Erinnert Ihr Euch an den Spring Break 2006? Mia, Lindsey und Shelby werden Ende März im Sea Breeze Hotel sein. Kommt, wenn Ihr Euch traut.“
Lindsey bekam Herzklopfen, wenn sie an damals dachte.
Rick.
Würde sie ihn tatsächlich wiedersehen? Nicht einmal ihren richtigen Namen hatte sie ihm genannt, sondern sich als Jill ausgegeben. Das klang irgendwie interessanter, fand sie. Ihre Freundinnen hatten schallend gelacht, als sie es ihnen gestehen musste. Sie selbst war natürlich wieder einmal knallrot geworden.
Lindsey beugte sich weit über das Geländer und versuchte einen Blick auf den Ozean zu erhaschen. So schön ein Zimmer mit Blick aufs Meer auch gewesen wäre, sie hatte darauf bestanden, dass sie die Grenzen ihres Budgets einhielten.
Sie betrachtete das bunte Blütenmeer rund ums Hotel. Sogar hier oben im siebten Stock konnte man den Duft wahrnehmen. Oder vielleicht sind meine Sinne überreizt und die Erinnerung spielt mir einen Streich, überlegte Lindsey. In jener Nacht am Strand hatte Rick ihr eine dieser Blüten ins Haar gesteckt.
„Hey, Lindsey“, rief Shelby durch die offene Verbindungstür aus dem angrenzenden Zimmer. „Wo bist du?“
Lindsey seufzte, verließ den Balkon und schloss die Glasschiebetür hinter sich. „Hier bin ich. Was ist denn los?“
Shelby kam, nur in ein Hotelbadetuch gehüllt, ins Zimmer. Ihr langes Haar war noch feucht vom Duschen. „Ich dachte, du bist vielleicht mit Mia hinunter an die Bar gegangen.“
„Nö, ich hab mir nur die Aussicht angesehen.“
„Aussicht?“ Shelby hob die Brauen. „Wir haben eine Aussicht?“ Sie blickte sich im Zimmer um. Mias Koffer war auf der Gepäckablage verstaut, und Lindseys Reisetasche stand ordentlich im offenen Kleiderschrank. „Wie wollen wir die Badezimmer aufteilen?“
„Wir werden uns einfach wie erwachsene Menschen verhalten.“ Lindsey schob eine von Shelbys Shorts beiseite, darunter lag ihre braune Lederhandtasche. „Ich gehe mal runter und schaue in der Boutique nach einer Sonnenbrille.“
„Ich habe an der nächsten Straßenecke einen dieser ABC-Shops gesehen. Dort sind sie billiger.“
Überrascht schaute Lindsey ihre Freundin, die normalerweise an so profane Dinge keinen Gedanken verschwendete, an. „Ich bin ja so stolz auf dich.“
„Das kannst du auch. Nur damit du es weißt, ich habe mein Kleiderbudget um keinen Cent überschritten.“
Lindsey seufzte. Shelby wäre natürlich nie auf die Idee gekommen, sich mit dem zu begnügen, was sie bereits besaß, so wie es Mia und sie selbst getan hatten. Okay, sie hatte sich ein neues Sommerkleid geleistet, aber nur, weil sie es auch später bei der Arbeit tragen konnte. In ihrer Serviceagentur würde sie ihre alten dezenten Kostüme nicht mehr benötigen. Jedenfalls nicht für die nächsten zwei Jahre. So viel Zeit hatten sie sich gegeben, um das Geschäft zum Laufen zu bringen.
„Brauchst du etwas aus dem Shop?“, fragte Lindsey. Sie versuchte, kein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie insgeheim einen Plan B hatte. Sie wäre doch verrückt, würde sie keine Vorsorge treffen für den Fall, dass ihr gemeinsames Unternehmen scheitern sollte. Natürlich würde jede von ihnen alles tun, damit es ein Erfolg wurde, aber nur für den Fall eines Falles war es gut, einen Plan B zu haben. Und den hatte sie – dank ihres ehemaligen Chefs, der ihr zugesichert hatte, dass er sie jederzeit wieder einstellen würde.
„Nein, danke. Ich glaube, ich habe alles eingepackt, was ich brauche.“
Lindsey grinste. „Na klar.“
„Du wirst schon sehen. Bestimmt musst du dir alles Mögliche von mir ausleihen.“
Sie hatten erst vor einer knappen Stunde eingecheckt, und Shelbys Sachen waren bereits überall im Zimmer verteilt. Aber das machte nichts. Wenn alles gut ging, würden sie sich sowieso kaum hier aufhalten.
Schon wieder ein Grund, an Rick zu denken. War er hier? Hatte er die Nachricht in Facebook überhaupt gelesen? Und selbst wenn, weshalb sollte er sie ernst nehmen? Sie hatten damals gerade mal acht Stunden miteinander verbracht.
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