Tiffany Sexy Band 84
entschuldigend. „Tut mir leid. Manchmal brauche ich ein bisschen, um in die Gänge zu kommen. Nach fünf macht mein Gehirn Feierabend.“
Hilda hüstelte und schwieg weiter.
„Ich glaube, es ist ein ziemlich großer Knopf …“
Nach fünf Minuten fing Hilda an, mit dem Fuß zu klopfen, und Rose fuhr sich durch die Haare, wobei sie den Impuls unterdrücken musste, sofort zum Spiegel zu laufen, um ihre Frisur wieder in Ordnung zu bringen. Nein, sie würde durchhalten und Erfolg haben, damit Ian stolz auf sie sein konnte. „Es ist mir schrecklich peinlich, aber das ist ein neues Gerät, an das ich noch nicht gewöhnt bin. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mal einen Blick darauf zu werfen? Vier Augen sehen mehr als zwei.“ Rose machte ein verunsichertes Gesicht.
„Ich wüsste nicht, wie ich da behilflich sein kann“, sagte Hilda.
Rose sah sie verzweifelt an. „Ich weiß nicht, was ich tue. Ich sollte lieber wieder Parfüm verspritzen und das hier jemandem überlassen, der fähiger ist. Als ich klein war, hielten meine Eltern nichts von Technik. Sie fanden, ‚Müßiggang ist aller Laster Anfang‘. Wir verbrachten viel Zeit mit Buttern und sorgten selbst für unsere Unterhaltung, weil das Fernsehen die schlimmste Sünde überhaupt war. Vor zwei Jahren erst bin ich schwach geworden und habe mir einen Fernseher gekauft. Das ist eine neue Welt für mich. Aber Computer? Die sind die letzte Bastion der Technik. Das Reich des Bösen. Meine Mutter würde sich im Grab umdrehen, wenn sie sehen könnte, wie ich ihr Schande mache. Trotzdem bin ich wild entschlossen. Ich werde mich nicht unterkriegen lassen!“ Die Haare fielen ihr ins Gesicht, und sie legte einen Finger an die Stirn, um das Bild der Verzweiflung zu vervollkommnen.
Hilda rührte sich ganze zwei Minuten nicht, doch nachdem Rose auch noch einen Blick zum Himmel sandte, stand die alte Dame auf und setzte sich neben sie. „Nun machen Sie sich mal nicht verrückt“, sagte sie. „Wir zwei kriegen diese Maschine schon in den Griff.“
Rose schniefte. „Glauben Sie wirklich? Ich bin eine solche Versagerin.“
„Seien Sie nicht so hart zu sich selbst.“ Hilda tätschelte ihr die Hand. „Wir suchen also nach einem Knopf?“
„Ja, nach einem großen, glaube ich.“
Zuerst drückte Hilda auf die Enter-Taste, und Rose hielt ihre Hände im Schoß still. Hilda lachte, probierte noch einige Tasten und fand schließlich den Einschaltknopf.
„Ja! Die Lichter blinken! Sie haben es geschafft.“
Hilda war begeistert. „Du liebe Zeit, ja.“
Im Verlauf der nächsten zwei Stunden, in denen Rose sich weiter ungeschickt anstellte, zeigte Hilda ihr, wie man die Finger richtig auf der Tastatur platzierte. Gegen Mitternacht gähnte die alte Dame, und Rose hatte Erbarmen.
„Es ist schon spät, und ich halte Sie hier wach. Es war lieb von Ihnen, mir zu helfen, aber Sie müssen völlig erschöpft sein.“
Hilda winkte ab. „Unsinn. Es hat großen Spaß gemacht.“
„Können Sie morgen wieder vorbeikommen?“, fragte Rose und warf einen finsteren Blick auf den Laptop.
„Oh, ich weiß nicht“, antwortete Hilda und schürzte die Lippen.
„Es geht mehr um die moralische Unterstützung“, erklärte Rose. „Es macht mir Mut, wenn Sie dabei sind.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, legte sie auch noch die Hand aufs Herz.
„Sind Sie sicher? Eine alte Frau wie ich?“
„Ich finde Sie toll!“, bestärkte Rose sie, und das entsprach der Wahrheit.
Hilda kicherte und hängte sich ihre Handtasche um. „Ich habe zwar eine Bridge-Partie, aber die kann ich absagen.“
„Sie sind reizend.“ Rose umarmte sie spontan und war überrascht, wie mütterlich sich diese Umarmung anfühlte.
„Morgen um sieben?“
„Kommen Sie ruhig schon um halb sechs“, sagte Rose. „Ich muss lernen, mit dem Drucker umzugehen. Das kann Tage dauern.“
Hilda tippte ihr auf den Arm. „Das werden Sie schon hinkriegen.“
Rose errötete leicht. „Wir werden es gemeinsam hinkriegen.“
„Wir tun es für Ian“, verkündete Hilda mutig, und plötzlich verstand Rose, warum er sich dafür einsetzte, einen Job für die alte Dame zu finden. Hilda brauchte nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, und Ian hatte das erkannt. Er war überhaupt gut darin, zu erkennen, wer einen kleinen Anstoß brauchte.
Rose lächelte. Jeder brauchte hin und wieder einen kleinen Schubs. Sogar Ian.
In den nächsten zwei Wochen verbrachte Rose die Tage im Penthouse und die Abende mit Hilda,
Weitere Kostenlose Bücher