Tiffany Sexy Band 84
worden. Axelle hatte bei seinem Anblick so strahlend gelächelt, dass er von diesem Moment an völlig neben sich stand.
Marlie seufzte. Diesen dummen Patzer musste sie irgendwie wiedergutmachen. Sie blieb so lange in ihrem Arbeitszimmer, bis das Garagentor mit einem dumpfen Geräusch zufiel.
Sie riss die Tür auf und lief durch den Flur zur Treppe, die in den Wohnbereich führte. Dort blieb sie stehen und starrte den weichen Teppich an, der an dem ganzen Schlamassel schuld war. Ty und Axelle hatten sie nicht kommen gehört, und sie selbst war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie die leise Musik nicht wahrgenommen hatte. Klar, dass ihr Mitbewohner in diesem Moment nicht gestört werden wollte.
Langsam ging sie nach oben. Als Ty zum ersten Mal eine Frau mit nach Hause gebracht hatte, war sie ins Kino gegangen, aber nicht lange genug weggeblieben. Beim nächsten Mal hatte sie mit dem Laptop in ihrem Auto in der Garage gesessen. Leider war sie dabei eingeschlafen, und Ty hatte sie erst am nächsten Morgen entdeckt. Das Haus gehörte ihr, keine Frage, doch auch ihrem Mitbewohner stand Privatsphäre zu. Es war nicht seine Schuld, dass sie keinen anderen Ort hatte, an den sie gehen konnte.
Als Marlie die oberste Stufe erreichte, bemerkte sie auf dem Wohnzimmertisch die Reste des Abendessens, das Ty für Axelle vorbereitet hatte: Bouillabaisse, Brot und Salat. Vielleicht war noch etwas von der Suppe übrig, daher ging Marlie in die Küche und hob den Deckel des Topfes hoch. Volltreffer!
Möglicherweise hatte sie nun ein echtes Problem. Sie lehnte sich an die Anrichte und aß. Dabei überlegte sie, ob Ty so sauer war, dass er ausziehen wollte. Irgendwann würde das sowieso passieren. Er hatte ein Haus gekauft, doch die Arbeiten daran wurden immer wieder verschoben, weil noch nicht alle Baugenehmigungen erteilt worden waren. Im Grunde war sie froh über die Bürokratie und die Verzögerung, die es ihr erlaubten, von der Miete, die er zahlte, ein wenig Geld zurückzulegen. Sollte der Umbau seines Hauses sich noch länger hinziehen, würde sie nach Ty niemanden mehr bei sich aufnehmen müssen, um ihre Hypothek abbezahlen zu können.
Er war ein vorbildlicher Mitbewohner. Da sie in der Jugend viel Zeit miteinander verbracht hatten, wusste sie viel über ihn, ein großer Vorteil. Bis vor Kurzem war er oft geschäftlich für seinen Arbeitgeber, einen großen Ölkonzern, unterwegs gewesen. Die Situation mit Ty hätte nicht besser sein können, doch nun hatte sie womöglich alles verdorben.
Axelle, die das genaue Gegenteil von ihr war, bedeutete ihm viel. Zum einen war sie Französin. Das verlieh ihr eine Kultiviertheit, die sie nie erreichen würde, selbst wenn sie sich Mühe gäbe. Außerdem sah Axelle immer perfekt aus. Tyler stand auf gepflegte Frauen, trotzdem würde sie jede Wette eingehen, dass er schockiert wäre, wenn er wüsste, wie viel Zeit und Geld Axelle in ihre stets gepflegte Erscheinung investierte. Zeit und Geld für Maniküren, Gesichtsbehandlungen, gefärbte Strähnchen und wer weiß was noch für Anwendungen und Fitnesskurse. Axelle nahm all das auf sich, denn als Empfangsdame des exklusiven „Ravigote“, dem Restaurant, das ihrem Bruder und ihr gehörte, erwartete man von ihr eine glamouröse Erscheinung. Marlie seufzte. Das Gourmetrestaurant lag weit außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten.
Sie hatte gerade das Licht in der Küche ausgemacht, als sie hörte, wie die Hintertür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Ty war erst vor einer halben Stunde aus dem Haus gegangen. Er kann doch nicht schon wieder hier sein! In der kurzen Zeit hätte er Axelle gerade einmal absetzen und zurückfahren können.
Marlie blieb in der fast dunklen Küche stehen und hielt krampfhaft ein Geschirrtuch fest. Als Ty zwischen den Streben des Geländers sichtbar wurde, atmete sie erleichtert auf.
„Hey“, sagte er, als er sie sah.
Er war immer noch sauer, versuchte aber, es zu verbergen, und wies mit dem Kopf in Richtung des leeren Wohnzimmertischs.
„Du hättest das nicht aufräumen müssen.“
„Ich weiß, aber ich fand, dass ich dir etwas schuldig bin, und ich wusste auch nicht, wann du zurückkommst.“ Oder ob du zurückkommst.
„Ich kann dort nicht übernachten.“
Ty blickte zum Sofa hinüber. Er hatte immer noch Lippenstift auf der Wange.
„Warum?“
„Weil sie mit ihrem Bruder zusammenwohnt.“
„Ach ja?“
Er warf seine Jacke über einen Stuhl. „Pauls Loft liegt direkt gegenüber
Weitere Kostenlose Bücher