Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
Angst vor dem Segeln. Er hatte sich stur geweigert, auch nur einen Fuß auf ein Boot zu setzen, was Familiensegelausflüge mit ihrem Großvater praktisch unmöglich gemacht hatte.
Kieran wusste nicht genau, was er fühlte. Er war wütend und traurig zugleich. Ihr Leben wäre vollkommen anders verlaufen, wenn ihre Eltern noch bei ihnen wären. Anstatt jeden Tag gegen die Trauer anzukämpfen, würden sie Spaß haben, das Leben genießen, ganz normale Jungen sein. Kieran hatte in den letzten beiden Jahren gesehen, wie sehr sich jeder Einzelne von ihnen durch den Verlust verändert hatte. Er selbst am meisten.
Übervorsichtig war er geworden, fast schon misstrauisch. Er konnte nicht glauben, dass das Leben auch Chancen bereithielt. Wagte es nicht, Risiken einzugehen. Er mochte es, wenn sein Leben in geregelten Bahnen verlief, dass er genau wusste, was er vom bevorstehenden Tag erwarten konnte. Seine Hausaufgaben machte er zeitig, erledigte alle seine Aufgaben, ohne zu murren, und vermied Konflikte, wo immer es ging. Es war schwer zu sagen, welche Wendungen das Leben schlagen würde, doch Kieran tat alles, um die Zukunft vorhersagbar zu machen.
Er wollte nicht noch einmal so unvorbereitet sein. Niemand von ihnen hatte sich auch nur im Traum vorstellen können, dass ihrer Familie so etwas widerfahren würde, als sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatten.
Ihre Eltern hatten nur einige Tage auf See bleiben wollen. Als sie sich um eine Woche verspäteten, war noch niemand besonders beunruhigt gewesen. Beim Segeln konnte eine Menge schiefgehen. Vielleicht war ein Mast gebrochen oder ein Segel zerfetzt. Doch als aus einer Woche zwei Wochen und schließlich ein ganzer Monat wurde, ohne dass man etwas von den Vermissten gehört hatte, konnte niemand die Sache mehr schönreden. Irgendetwas Furchtbares war geschehen.
Nach einem Jahr wurde eine offizielle Trauerfeier abgehalten. Die Kinder füllten einen leeren Sarg mit den Erinnerungen an ihre Eltern, die sie verloren hatten. Martin Quinn, der Großvater der Jungen, wollte ihnen über die schlimme Zeit hinweghelfen und animierte sie dazu, auf der Werft mitzuarbeiten. „Arbeit lenkt euch ab“, erklärte er ihnen. „Arbeit macht euch stark.“ Er selbst hatte vor vielen Jahren seine Frau verloren. Und nur Arbeit, viel Arbeit, hatte es ihm ermöglicht, nicht den Verstand zu verlieren. Zwei Jahre später hatte er seine Heimat Irland verlassen und war mit seinem kleinen Sohn nach Amerika ausgewandert. Es war ein Neuanfang gewesen, fernab der traurigen Erinnerungen.
Dermot ließ sich neben Kieran nieder und griff nach einem Stück Schmirgelpapier. „Ich weiß, dass die beiden tot sind“, sagte er. „Aber ich möchte herausfinden, was damals passiert ist.“
„Wenn wir das Boot fertig haben, dann kannst du es herausfinden“, entgegnete Ronan.
Kieran zog scharf die Luft ein. „Dieses Boot wird niemals irgendwohin fahren, solange es keine Segel hat. Und uns fehlt das Geld, um welche zu kaufen.“
Cameron straffte sich. „Vielleicht kriegen wir gebrauchte. Aber auch die gibt’s nicht umsonst. Wir müssen alle was dazu beisteuern.“ Er blickte zu Dermot hinüber. „Wie viel Geld hast du gespart?“
Dermot zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. So zwanzig Dollar?“
„Ronan?“
„Hundertsiebzig Dollar“, sagte der Neunjährige grinsend.
„Du liebe Güte“, murmelte Cameron, „du bist ja wie ein Eichhörnchen.“
„Ich zähle das Geld jede Woche“, sagte Ronan stolz. „Aber ihr könnt alles haben.“
„Nein“, sagte Cameron. „Jeder von uns muss gleich viel investieren.“
„Das ist unfair“, sagte Kieran. „Ronan wird niemals mit diesem Boot segeln. Er sollte weniger beisteuern.“
Sein kleiner Bruder zuckte mit den Schultern. „Es macht mir nichts aus“, sagte er leise.
„Und du? Wie viel hast du gespart?“, sagte Cameron zu Kieran.
Kieran wusste es ganz genau. Und er wusste auch, dass es idiotisch war, Segel für ein Boot zu kaufen, das vielleicht niemals in See stechen würde. Er sparte sein Geld für etwas viel Wichtigeres, auch wenn er noch nicht wusste, was das sein würde. Aber eines Tages würde er Geld brauchen, ganz sicher. Und dafür lohnte es sich.
„Ich habe genug“, sagte Kieran.
„Er weiß auf den Penny genau, wie viel er auf der Bank hat“, sagte Dermot.
„Über 1000 Dollar“, gab Kieran zu. „Aber ich werde sicher nicht das ganze Geld in dieses Boot stecken.“
Cameron klopfte ihm auf die Schulter. „Wir
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