Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
entscheiden das gemeinsam. Und jeder von uns gibt gleich viel. Wir sind schließlich Brüder.“
Kieran nickte. „Ja, wir sind Brüder“, murmelte er.
Sie hatten gemeinsam überlebt, aber er wusste, sie würden eines Tages auseinandergehen. Cameron würde studieren, vielleicht weit weg von Seattle. Dermot träumte von einer Weltreise. Und Ronan würde ganz sicher auch seinen Weg machen. Doch keine noch so weite Entfernung würde das Band durchtrennen können, das sie miteinander verband.
„Ich sage euch, wie wir es machen“, sagte Kieran. „Wir haben dieses alte Boot umsonst bekommen. Und wenn wir es flottmachen, können wir es sicher für 15.000 Dollar verkaufen. Von dem Geld bauen wir ein Boot, wie wir es uns vorstellen. Größer und besser als das hier.“
„Das wäre cool“, sagte Dermot. „Meinst du, Grandpa erlaubt uns, ein eigenes Boot zu bauen?“
„Ganz sicher“, sagte Cameron, begeistert von dem Vorschlag. „Wir sagen ihm, dass uns das dabei helfen wird, den Bootsbau von der Pieke auf zu verstehen. Und wenn wir damit fertig sind, dann segeln wir einfach davon. Weit, weit weg.“
„Und wohin?“, fragte Ronan mit belegter Stimme.
„In den Südpazifik“, antwortete Cameron. „Und da verabschieden wir uns von Ma und Dad.“
Ronans Gesicht wurde bei dieser Vorstellung noch bleicher als sonst. Doch Kieran schaute zu Dermot hinüber und ihre Blicke trafen sich. Sein Zwillingsbruder verstand, worum es ging. Früher oder später mussten sie das tun. Sie mussten hinaus aufs Meer, sehen, was ihre Eltern gesehen hatten, fühlen, was sie gefühlt hatten.
Vielleicht würden sie dann die Vergangenheit hinter sich lassen und ein eigenes Leben aufbauen können.
1. KAPITEL
„Bitney, Kentucky? Wo zur Hölle ist das denn?“ Kopfschüttelnd starrte Kieran auf das Busticket in seiner Hand.
Die vier Brüder saßen in Camerons Büro und konnten nicht fassen, was gerade geschehen war. Als ihr Großvater sie alle zu sich gerufen hatte, dachten sie, es würde um den Nachfolger für die Werft gehen. Doch sie hatten sich geirrt.
„Ich fasse zusammen“, sagte Dermot. „Er will, dass jeder von uns für sechs Wochen durchs Land fährt und über das Leben nachdenkt? Irgendwo am Ende der Welt?“
Ronan nickte. „Der alte Mann muss verrückt geworden sein. Wie will er den Laden hier ohne uns schmeißen?“
Kieran lachte leise. „Oh, da mache ich mir keine Sorgen. Er wird prima alleine klarkommen.“
Martin Quinn hatte die Quinn Yachtworks in den sechziger Jahren aufgebaut und mit der Zeit zu einem der renommiertesten Unternehmen seiner Art an der Westküste gemacht. Jamie, Martins einziger Sohn, hatte ebenfalls mit in der Werft gearbeitet, bevor er und Suzanne auf See verschollen waren. An diesem Tag, der alles verändert hatte. Seitdem sie diesen leeren Sarg begraben hatten, schien die Freude aus dem Leben der Quinn-Brüder verschwunden zu sein. Das, was sie zu einer Familie gemacht hatte, hatte sich verändert. Die Brüder vergruben sich ebenso in der Arbeit wie ihr Großvater.
Doch es hatte auch gute Momente gegeben, erinnerte sich Kieran. Sie hatten gemeinsam ein Boot gebaut. Und als es fertig war, waren Cameron, Dermot und er selbst einen Sommer lang damit durch den Puget Sound gesegelt. Nur Ronan hatte sich geweigert mitzukommen.
Mit der Zeit hatten sie wichtige Positionen in der Werft übernommen. Cameron war für das Design zuständig, Dermot für den Vertrieb. Kieran war Chef der Buchhaltung und Ronan überwachte die Fertigung, es gefiel ihm, Seite an Seite mit den Handwerkern zu arbeiten. Sie hatten die Träume ihrer Kindheit hinter sich gelassen, um das Familienunternehmen zu unterstützen. Martin Quinn hatte sie aufgenommen, als sie ein Zuhause gebraucht hatten. Es war ihre Pflicht gewesen, ihm das zurückzuzahlen. Und es war lächerlich, ausgerechnet jetzt diese eingefahrenen Wege wieder zu verlassen und den Träumen von damals nachzujagen.
„Wo fährst du hin?“, fragte Kieran seinen Zwillingsbruder Dermot.
„Nach Mapleton in Wisconsin.“ Dermot blickte auf die Landkarte, die er auf dem Display seines Handys aufgerufen hatte. „Kein Wasser weit und breit. Nur ein winziger See.“
„Guck mal nach, was es in Bitney, Kentucky so gibt.“
„Das ist leicht“, sagte Cameron. „Kentucky ist bekannt für die Pferde dort. Er schickt dich da hin, weil du als Kind verrückt nach ihnen warst, erinnerst du dich? Du hattest kleine Plastikpferde auf dem Regal über dem Bett und hast
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