Tiffany Sexy Christmas Band 05
allzu langer Zeit ein anderes Fahrzeug hier entlanggefahren war. Das stärkte ihr Vertrauen. Nach zwei Minuten auf der steilen und kurvigen Straße erreichte sie in einem dichten Wald eine kleine Lichtung. Dort parkte neben einem Blockhaus ein Pickup-Truck, und sie hielt dahinter an.
Eine breite Veranda führte an der Vorderseite des roh gezimmerten Blockhauses entlang, und Rauch kräuselte sich oben aus dem Steinkamin. Hinter einer Spitzengardine flackerte eine Öllampe. Nirgends auf der Auffahrt waren Stromleitungen oder Masten zu entdecken. Das war ungewöhnlich. Eine Innentoilette war nicht unbedingt in allen Berghütten zu erwarten, in denen sie gewesen war. Doch nahezu überall gab es heutzutage Elektrizität und Telefon.
Alison drückte auf die Hupe, um auf sich aufmerksam zu machen, und wartete auf die unvermeidlichen Hunde, die sicher gleich erscheinen würden, um sie zu verjagen. Als keine auftauchten, stieg sie aus dem Wagen und ging auf die vorderen Stufen zu. Sie hatte gerade die Hälfte des schlammigen Weges hinter sich gebracht, als die Vordertür geöffnet wurde. Zwei Hunde stürzten heraus, und Alison warf einen Blick zurück, um abzuschätzen, ob sie sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Sie zögerte den Bruchteil einer Sekunde zu lange. Die Tiere erreichten sie bellend und schnuppernd.
Das allein hätte schon gereicht, um ihr Angst einzujagen. Doch in diesem Augenblick erschien eine ältere Frau mit einem Gewehr auf der Veranda und zielte damit direkt auf Alison. „Sie nehmen sich besser in Acht“, rief sie. „Das ist Privatbesitz, den Sie unerlaubt betreten haben.“
„Nirgendwo stand ein Schild“, erwiderte Alison und schirmte die Augen gegen den Regen ab, der sich allmählich zu einem regelrechten Wolkenbruch entwickelte. „Tut mir leid. Ich … ich suche nach Ettie Lee Harper. Wohnt sie hier?“
„Hier gibt es nichts für Sie zu holen. Ich habe keine Antiquitäten zu verkaufen, ich brauche keine Lebensversicherung, und ich will meine Ersparnisse auch keiner wohltätigen Vereinigung spenden, für die Sie unterwegs sind.“
Ein junger Mann tauchte im Türrahmen auf und nahm der älteren Frau sanft das Gewehr aus den Händen. Sie sprachen leise miteinander. Dann nickte die alte Frau und ging ins Haus.
„Steigen Sie einfach wieder in den Wagen und verschwinden Sie, bevor Ettie Lee Sie erschießen muss“, empfahl er ihr.
„Das war also Ettie Lee.“ Alison machte einen Schritt vorwärts, bis ihr bewusst wurde, dass der Mann ja immer noch das Gewehr in den Händen hielt. „Ich bin wegen ihrer Musik hier. Mein Name ist Alison Cole. Ich komme von der East Tennessee State. Ich habe Ettie Lee auf einer alten Aufnahme singen gehört und wollte mich mit ihr über ihre Lieder unterhalten.“
Alison wischte sich den Regen aus den Augen und setzte ein freundliches Lächeln auf, während der Mann sich leicht zur Seite drehte, um die Angelegenheit mit Ettie Lee zu besprechen. Alison hatte ja schon öfter eine abwehrende Haltung bei Leuten aus den Bergen erlebt, doch bisher war noch nie mit einem Gewehr auf sie gezielt worden.
Einen Augenblick später erschien die ältere Frau wieder in der Tür und winkte ihr. „Dann kommen Sie rein“, forderte sie sie auf, ihre Stimme bebte. „Bei diesem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür.“ Sie drehte den Kopf in Richtung des Mannes. „Kommt sie?“
„Ja, ich glaube schon, Miss Ettie.“
„Ist sie hübsch?“, wollte Ettie Lee jetzt wissen.
„Schwer zu sagen, Miss Ettie. Im Augenblick hat sie Ähnlichkeit mit einer nassen Ratte.“
Alison ging die Stufen zur Veranda hoch und schob sich die nassen Ponyfransen aus der Stirn, während sie dem Mann mit dem Gewehr einen kühlen Blick zuwarf. Und in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie bisher nicht viel weiter als bis zur Gewehrmündung geschaut hatte. Sie schluckte, als sie sein Gesicht genauer betrachtete.
Er sah mehr als gut aus. Seine Augen waren von einem durchdringenden Blau, und sein Mund war perfekt geformt. Der Schatten eines Eintagebarts lag auf Wangen und Kinn, und dichtes dunkles Haar streifte den Kragen seines Chambray-Hemdes. Als er sie anlächelte, jagte ein Schauer über ihren Rücken.
Schon sehr lange hatte sie nicht mehr derart intensiv auf einen Mann reagiert. Erst in der vergangenen Woche hatte sie sich während eines Mittagessens bei ihrer besten Freundin Tess Robertson darüber beschwert, dass es in ihrem Leben kaum interessante Männer gab. Tess
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