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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Die Beerdigung fand in einer anglikanischen Kirche auf einem Hügel etwas außerhalb der alten Bäderstadt Bath statt. Die Kirche, über tausend Jahre alt, war nicht größer als eine Kapelle und die Zufahrt viel zu schmal für die Reporter und Fotografen, die sich hier nach den guten Plätzen drängten. Es war ein warmer Tag, und der Duft von Gras und Geißblatt wehte über den Friedhof, als die Trauergäste eintrafen. Ein paar Rehe, die nachmittags für gewöhnlich hierherkamen und das Moos von den Grabsteinen knabberten, wurden durch den lebhaften Betrieb verschreckt. Sie sprangen davon, setzten über die niedrige Steinmauer und verschwanden im angrenzenden Wald.
    Die Leute schoben sich in die Kirche, nur zwei Frauen blieben draußen steif auf einer Bank unter dem weißen Sommerflieder sitzen. Schmetterlinge flatterten und schwirrten zwischen den Blüten über ihren Köpfen umher, aber die Frauen schauten nicht zu ihnen hinauf. Sie waren vereint in ihrem Schweigen – immer noch benommen und fassungslos angesichts der Kette der Ereignisse, die sie hierhergeführt hatte. Sally und Zoë Benedict. Schwestern, auch wenn man es ihnen nicht ansah. Die große, langbeinige war Zoë, um ein Jahr älter als ihre Schwester Sally, die viel kleiner und gefasster war und immer noch das runde, aufgeräumte Gesicht eines Kindes hatte. Sie saß da und schaute hinunter auf ihre kleinen Hände und das Papiertaschentuch, das sie geknetet und in kleine Fetzen gerissen hatte.
    »Es ist schwerer, als ich dachte«, sagte sie. »Ich meine – ich weiß nicht, ob ich da reingehen kann. Ich dachte, ich könnte es, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
    »Ich auch nicht«, sagte Zoë leise. »Ich auch nicht.«
    Eine Zeitlang saßen sie stumm da. Ein oder zwei Leute kamen die Treppe herauf, Leute, die sie nicht kannten. Dann zwei Freunde von Millie: Peter und Nial. Unbeholfen sahen sie aus in ihren feinen Anzügen und mit ihren ernsten Gesichtern.
    »Seine Schwester ist hier«, sagte Zoë nach einer Weile. »Ich habe auf der Treppe mit ihr gesprochen.«
    »Seine Schwester? Ich wusste nicht, dass er eine hat.«
    »Er hat eine.«
    »Seltsame Vorstellung, dass er eine Familie hat. Wie sieht sie aus?«
    »Kein bisschen wie er, Gott sei Dank. Aber sie hat gefragt, ob sie mit dir sprechen kann.«
    »Was will sie?«
    Zoë zuckte die Achseln. »Sich entschuldigen, nehme ich an.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Was glaubst du? Nein. Natürlich ist die Antwort nein. Sie ist reingegangen.« Sie warf einen Blick über die Schulter zur Kirchentür. Der Vikar stand da und sprach leise mit Steve Finder, Sallys neuem Freund. Er war ein guter Mann, dachte Zoë – einer, der Sally Halt geben konnte, ohne sie zu sehr zu erdrücken. So jemanden brauchte sie. Er blickte auf, sah, dass Zoë ihn anschaute, und nickte. Dann hob er das Handgelenk und tippte auf seine Uhr, um zu signalisieren, dass es Zeit war. Der Vikar legte die Hände an die Türflügel, um sie zu schließen. Zoë stand auf. »Komm. Bringen wir’s hinter uns.«
    Sally rührte sich nicht. »Ich muss dich etwas fragen, Zoë. Zu dem, was passiert ist.«
    Zoë zögerte. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um darüber zu reden. Sie konnten nicht ändern, was geschehen war, indem sie darüber diskutierten. Aber sie setzte sich wieder. »Okay.«
    »Es hört sich bestimmt komisch an.« Sally verdrehte die Taschentuchfetzen mit beiden Händen. »Aber glaubst du im Rückblick … glaubst du, du hättest es kommen sehen können?«
    »Oh, Sally – nein. Nein, das glaube ich nicht. Polizisten sind ja keine Hellseher. Auch wenn die Öffentlichkeit das gern hätte.«
    »Ich hab mich nur gefragt. Weil …«
    »Weil was?«
    »Weil ich rückblickend glaube, ich hätte es kommen sehen können. Ich glaube, ich habe eine Warnung erhalten. Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich glaube es. Es gab eine Warnung. Oder eine Vorahnung. Oder einen Blick in die Zukunft. Wie immer du es nennen willst.«
    »Nein, Sally. Das ist verrückt.«
    »Ich weiß – und in dem Moment dachte ich es auch. Es war blöd, dachte ich. Aber jetzt kann ich mir nicht helfen: Ich denke dauernd, wenn ich darauf geachtet hätte, wenn ich das alles hier vorausgesehen hätte« – sie spreizte die Hände und deutete auf die Kirche, den Leichenwagen, der unten an der Treppe angehalten hatte, die Übertragungswagen und die Fotografen –, »dann hätte ich es verhindern können.«
    Zoë dachte eine Weile darüber nach. Vor nicht allzu

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