Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Burton später darlegte, war die gesamte Produktion mit Schwierigkeiten verbunden, nicht zuletzt was die Verhandlungen mit dem Studio betraf. PLANET DER AFFEN wies dennoch einige vertraute Motive auf – vom zivilisatorischen Rückschlag bis hin zur Außenseiterthematik. Außerdem erhielt Burton Gelegenheit, mit Charlton Heston zusammenzuarbeiten, dem Star des ursprünglichen Films. Aber wie Burton später selbst zugab, war er nicht mit Herz und Seele bei der Sache. Ihn »interessierte die Idee mehr als der tatsächliche Film«.
Mit BIG FISH , seinem bislang massentauglichsten und ironischerweise zugleich persönlichsten Film, zeigte sich Burton dann wieder von seiner besten Seite. Das Drehbuch wurde von John August geschrieben, auf der Grundlage eines Romans von Daniel Wallace, und bot Burton eine perfekte Steilvorlage. Die Geschichte spielt nicht nur mit dem Konzept des Erzählens an sich, sondern gibt auch Burtons Begeisterung für Mythen und Legenden Raum. Das zentrale Thema des Sohnes, dersich mit seinem sterbenden Vater versöhnt, brachte etwas in Burton zum Klingen und gab ihm die Möglichkeit, seine eigenen Gefühle anlässlich des Todes seines Vaters im Jahr 2000 auszuloten. BIG FISH handelt von einem ehemaligen Handelsvertreter namens Edward Bloom, dem die Welt der Fantasie stets näher war als die Realität. Sein ihm entfremdeter Sohn Will verachtet seinen Vater zunächst für seine unglaubwürdigen Geschichten, um dann jedoch festzustellen, dass sich darin die eigentliche Wahrheit über seinen Vater verbirgt. Der Film bietet eine gelungene Mischung aus fantastischen und sentimentalen, emotionalen und magischen Elementen. Burton arbeitet hier mit dem besten Drehbuch seit ED WOOD und zeigt ein heroisches, mythisches Amerika, das von Werwölfen und Riesen, siamesischen Zwillingen und überdimensionierten Welsen bevölkert wird, ein Amerika, in dem Romantik und Tatkraft stets zum Sieg verhelfen. Peter Travers schrieb im Rolling Stone über den Film: »Die Spannung, die diesem Märchen innewohnt, zeigt Burton angenehm gereift und verleiht dem Film seinen eindringlichen Ernst. Während der Sohn lernt, mit seinem Vater in der ihm eigenen Sprache zu kommunizieren, und dabei dessen wahres Wesen erkennt, erreicht der Film die läuternde Kraft hoher Kunst.«
Als bekannt wurde, dass Burton Roald Dahls Kinderbuchklassiker Charlie und die Schokoladenfabrik (1964) neu verfilmen würde, war das für viele nur folgerichtig. Die Welten dieser beiden äußerst kreativen Künstler, die sich mit ihrem schwarzen Humor und ihren subversiven Ansichten nicht unähnlich sind, waren bereits in JAMES UND DER RIESENPFIRSICH aufeinandergetroffen. Noch größere Begeisterung löste die Meldung aus, dass Burton bei diesem Film zum ersten Mal seit SLEEPY HOLLOW wieder mit Johnny Depp zusammenarbeiten würde. Ihre künstlerische Beziehung zeitigte für beide die Höhepunkte ihrer jeweiligen Karrieren, wenngleich Burton die damit verknüpften Erwartungen eher als belastend empfand. »Am Anfang der Karriere hat man zwar mit so manchen Schwierigkeiten zu kämpfen«, sagt er, »aber dafür besitzt man eine wunderbare Freiheit, weil keine Erwartungen an einen gestellt werden. Es ist viel schwieriger, die Zuschauer zu überraschen, wenn sie einem mit bestimmten vorgefassten Meinungen begegnen.«
Und dennoch ist aus dieser Zusammenarbeit wieder etwas wahrhaft Überraschendes hervorgegangen, das seinesgleichen sucht. Wie in Johnny Depps Vorwort und dem Kapitel zu diesem Film nachzulesen ist, zogen die beiden bei der Erschaffung des Willy Wonka ihre Kindheitserinnerungen an frühere Fernsehmoderatoren zurate, und das Resultat ist äußerst verblüffend, bizarr und fast schon ein wenig unheimlich – es hätte Roald Dahl gewiss gefallen, wenn er noch am Leben wäre. Burtons Verfilmung von CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK ist einerseits eine getreue Adaption von Dahls Werk, zugleich aber auch zutiefst burtonesk – ein rauschartiger Wirbel aus strahlenden Farben, erstaunlichen Designs und fantasievollen Details. Die Erwartungen der zahllosen Fans des Buches werden sicher erfüllt, wenn auch auf unerwartete Weise.
Bei seinem Kinostart war NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS kein großer Erfolg, hat sich seither jedoch zu einem beliebten Weihnachtsfilm gemausert und eine nicht enden wollende Flut von Merchandising-Produkten und Spielzeug hervorgebracht. Burton hat lange nach einem neuen Projekt gesucht, das seiner Begeisterung für die
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