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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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auch vor neue Schwierigkeiten gestellt, nicht zuletzt wegen der hohen Erwartungen, die Filmstudios und Zuschauer in ihn und seine Werke setzen. Burton bleibt ein Filmemacher, der sich bei seiner Arbeit auf seine innersten Gefühle stützt. Um sich eines Projekts anzunehmen, muss er einen emotionalen Bezug zu seinen Figuren aufbauen, seien es eigene Schöpfungen – wie der unschuldige Edward mit den Scherenhänden –, Comicadaptionen – wie der maskierte Ordnungshüter Batman – oder reale Personen – wie der größenwahnsinnige aber sympathische Regisseur Ed Wood. Diese Verbindungen sind nicht immer offensichtlich, wie er selbst zugibt. EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN beispielsweise begann als sehr persönliches Porträt seiner Jugendzeit, das die Qualen beschreibt, die aus seiner Unfähigkeit resultieren, mit den Menschen in seiner Umgebung, insbesondere seiner Familie, zu kommunizieren. Viele seiner Filme beziehen sich auf seine Kindheit in der amerikanischen Vorstadt.
    Burton ist in den 1950er- und 1960er-Jahren in Burbank aufgewachsen, einer Satellitenstadt von Los Angeles, im Schatten der Studios von Warner Bros. Wann immer möglich, flüchtete er sich vor der gleißenden Außenwelt in die Dunkelheit des Kinos, wo er zu den Bildern, die über die große Leinwand flimmerten, eine seelische Verbindung herstellen konnte. Seine große Leidenschaft waren Monsterfilme, sein Idol war Vincent Price, dem er in seinem Stop-Motion-Kurzfilm VINCENT ein Denkmal setzte und ihn in EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN als Vaterfigur des Erfinders auftreten lässt. Auch wenn viele der wiederkehrenden Themen und Bilder seiner Werke, oberflächlich betrachtet, als Hommage an die Inspirationsquellen seiner Jugend verstanden werden können – insbesondere an den Film Frankenstein (1931) von James Whale –, sind sie in Wahrheit wesentlich komplexer. »Das Bild bildet nicht einfach etwas ab«, hat Burton einmal gesagt, »es ist mit Gefühlen verknüpft.«
    Burtons Figuren sind häufig Außenseiter, die von allen missverstanden werden, Eigenbrötler, die durch irgendeinen existenziellen Zwiespalt gehemmt sind und sich am Rand der Gesellschaft befinden. Sie werden zwar toleriert, bleiben aber meist sich selbst überlassen. In vielerlei Hinsicht trifft dies auch auf Burton selbst zu. Obwohl er inzwischen einer der gefragtesten Regisseure Hollywoods ist, dessen Name allein ausreichende Zuschauerzahlen und grünes Licht vom Studio garantiert, bleiben die Traumfabrik und er eher auf Distanz. Seine Filme haben weltweit über eine Milliarde Dollar eingespielt, doch sind sie weit davon entfernt, sich im Kommerziellen zu erschöpfen. Dem Studiosystem Hollywoods, in dem Burton seit seinen Anfängen als Trickfilmzeichner bei Disney in den 1980er-Jahren arbeitet, hat er sich keineswegs unterworfen. Trotz der gewaltigen Budgets, die ihm inzwischen anvertraut werden, ist Burtons Stimme originell und kreativ geblieben. Er arbeitet mit dem Geld Hollywoods, produziert Sommer-Blockbuster und sichert mit seinen Filmen den Erhalt der Studios, aber die Werke selbst tragen seinen Stempel. Und das macht sie so ansprechend und faszinierend.
    Als bekannt wurde, dass Burton bei der Neuverfilmung von Planet der Affen Regie führen würde, herrschte einerseits erwartungsvolle Aufregung, während sich andererseits kritische Stimmen zu Wortmeldeten, die seine Motivation und den Sinn eines solchen Remakes generell infrage stellten. Burton war sich der möglichen Fallstricke durchaus bewusst – »Ich wusste, dass ich in eine Falle lief« –, und mit seiner »Neuschöpfung« des Materials, wie Twentieth Century Fox es nannte, sollte er denn auch prompt Schiffbruch erleiden. Der ursprüngliche Film kam 1968 in die Kinos, in einer Ära mit einem völlig anderen politischen Klima – Vietnamkrieg, Rassenunruhen in den USA –, und bot sowohl erstklassige Unterhaltung als auch einen gesellschaftskritischen Kommentar. Im Jahr 2000 war Fox allerdings weniger an Gesellschaftskritik als an einem gut vermarktbaren Produkt interessiert. Burtons Film erhielt grünes Licht, obwohl es kein fertiges Drehbuch gab, und sollte möglichst schnell produziert werden, damit er noch im Sommer in die Kinos kommen konnte. Die Kompromisse, die gemacht werden mussten, waren dem Film nur allzu deutlich anzusehen, und so stellte er, trotz einiger fantasievoller stilistischer Details und Rick Bakers hervorragender Masken, selbst für eingefleischte Burton-Fans eine herbe Enttäuschung dar. Wie

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