Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
haben.«
»Okay, Liz.« Er persönlich wußte nicht so recht, wozu sie noch einen Navajo-Teppich – ein Gewebe — brauchten. Sie hatten bereits zwei Dutzend davon. Liz hatte sie überall im Haus verteilt. Und einige sogar in Schränken verstaut.
Schweigend fuhren sie weiter. Die Straße flirrte in der Hitze, so daß sie aussah wie ein Silbersee. Und es gab auch Luftspiegelungen, Häuser oder Menschen, die plötzlich auf der Straße auftauchten, aber wenn man dann näher kam, war nichts mehr da.
Dan Baker seufzte noch einmal. »Wir sind bestimmt daran vorbeigefahren.«
»Laß uns noch ein paar Kilometer fahren«, sagte seine Frau.
»Wie viele noch?«
»Ich weiß nicht. Ein paar.«
»Wie viele, Liz? Wir sollten entscheiden, wie weit wir noch fahren wollen.«
»Noch zehn Minuten«, sagte sie.
»Okay«, erwiderte er. Zehn Minuten.
Er sah eben auf die Tankanzeige, als Liz plötzlich erschrocken die Hand vor den Mund schlug und »Dan!« rief. Als Baker wieder auf die Straße schaute, sah er gerade noch eine Gestalt auftauchen — einen Mann in brauner Kleidung am Straßenrand — und hörte einen lauten Knall an der Seite des Autos.
»O Gott!« sagte sie. »Wir haben ihn angefahren!«
»Was?«
»Wir haben den Typ angefahren.«
»Nein, haben wir nicht. Wir sind über ein Schlagloch gefahren.« Im Rückspiegel sah Baker, daß der Mann noch immer am Straßenrand stand. Eine Gestalt in Braun, die sehr schnell in der Staubwolke des Autos verschwand.
»Wir können ihn nicht angefahren haben«, sagte Baker. »Er steht ja noch.«
»Dan. Wir haben ihn angefahren. Ich habe es gesehen.«
»Nein, glaube ich nicht, Liebling.«
Baker schaute noch einmal in den Rückspiegel. Aber jetzt sah er nichts mehr außer der Staubwolke hinter dem Auto.
»Wir sollten umkehren«, sagte sie.
»Warum?«
Baker war ziemlich sicher, daß seine Frau sich getäuscht hatte und sie den Mann auf der Straße nicht angefahren hatten. Aber wenn sie ihn doch angefahren hatten und wenn er auch nur leicht verletzt war — nur eine Wunde am Kopf oder ein Kratzer —, würde das eine lange Unterbrechung ihrer Fahrt bedeuten. Sie würden es nie bis Einbruch der Nacht nach Phoenix schaffen. Wer sich hier draußen herumtrieb, war mit Sicherheit ein Navajo; sie würden ihn in ein Krankenhaus bringen müssen oder zumindest in die nächste größere Stadt, und das war Gallup, was nicht auf ihrem Weg lag —
»Ich dachte, du wolltest umkehren«, sagte sie.
»Will ich auch.«
»Dann laß uns umkehren.«
»Ich will nur keine Probleme, Liz.«
»Dan. Ich glaub das einfach nicht.«
Er seufzte und stieg auf die Bremse. »Okay, ich dreh ja schon um. Ich dreh um.«
Vorsichtig, um nicht in dem roten Sand am Straßenrand steckenzubleiben, wendete er das Auto und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»O mein Gott.«
Baker hielt am Straßenrand an und sprang hinaus in die Staubwolke, die sein Auto aufgewirbelt hatte. Die sengende Hitze auf Gesicht und Körper nahm ihm fast den Atem. Mindestens fünfzig Grad, dachte er.
Als der Staub sich lichtete, sah er den Mann am Straßenrand liegen; er versuchte gerade, sich auf den Ellbogen aufzustützen. Er war tatterig, um die Siebzig, mit schütteren Haaren und einem Vollbart. Seine Haut war blaß, er sah nicht aus wie ein Navajo. Er trug eine lange braune Kutte. Vielleicht ein Priester, dachte Baker.
»Sind Sie in Ordnung?« fragte Baker und half dem Mann, sich am Straßenrand aufzusetzen.
Der alte Mann hustete. »Ja. Alles in Ordnung.«
»Wollen Sie aufstehen?« fragte Baker. Er war erleichtert, daß er nirgendwo Blut sah.
»Gleich.«
Baker sah sich um. »Wo ist Ihr Auto?« fragte er.
Der Mann hustete noch einmal. Mit hängendem Kopf starrte er in den Straßenstaub.
»Dan, ich glaube, er ist verletzt«, sagte seine Frau.
»Ja«, sagte Baker. Der Alte machte zumindest einen sehr verwirrten Eindruck. Baker sah sich noch einmal um, aber da war nichts als flache Wüste, die sich im flirrenden Dunst in alle Richtungen erstreckte.
Kein Auto. Nichts.
»Wie ist er hierhergekommen?« fragte Baker.
»Komm«, sagte Liz, »wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen.«
Baker schob die Hände unter die Achseln des alten Mannes und half ihm auf die Füße. Die Kleidung des Mannes war dick und bestand aus einem filzähnlichen Material, aber trotz der Hitze schien er nicht zu schwitzen. Sein Körper fühlte sich kühl, beinahe kalt an.
Der Alte stützte sich schwer auf Baker, als sie die Straße
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