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saved by an Angel

Titel: saved by an Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chandler
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1
     
     
     
     
     
     
    Mit erhobenem Kinn, die lockigen blonden Haare zurückgeworfen, schloss Ivy die Tür der Schulpsychologin hinter sich und lief den Gang hinunter. Auf dem Weg zu ihrem Spind drehten sich mehrere Jungs aus der Schwimmmannschaft um und starrten ihr hinterher. Ivy zwang sich, ihrem Blick standzuhalten und selbstsicher zu wirken. Die Kleidung - Hose und Top die sie an diesem ersten Schultag trug, hatte Suzanne ausgewählt, ihre älteste Freundin und Modeexpertin. Schade, dass Suzanne nicht auch noch einen passenden Sack ausgesucht hat, den ich mir über den Kopf ziehen kann, dachte Ivy. Sie ging am Schwarzen Brett der Senior Class vorbei. Einige Mitschüler tuschelten. Andere deuteten mit einem kurzen Kopfnicken auf sie. Das war zu erwarten gewesen.
    Es wurde auf jede gedeutet, mit der Tristan je etwas gehabt hatte. Es wurde über jeden getuschelt, der an dem Abend, als Tristan verunglückte, mit ihm zusammen war.
    Deshalb wurde logischerweise auch auf jede gedeutet, die sich aus Verzweiflung über Tristans Tod umzubringen versucht hatte; man tuschelte über sie und beobachtete sie sehr, sehr genau. Denn genau dieses Gerücht kursierte über Ivy: Sie hätte völlig verzweifelt Pillen geschluckt und dann versucht, sich vor den Zug zu werfen.
    Sie selbst konnte sich bloß an die Verzweiflung erinnern, an den langen Sommer nach dem Autounfall, an die Albträume von dem Hirsch, der durch die Windschutzscheibe krachte. Vor drei Wochen hatte sie wieder einen ihrer Albträume gehabt und war schreiend aufgewacht. Sie konnte sich bloß noch daran entsinnen, dass Gregory, ihr Stiefbruder, sie in jener Nacht getröstet hatte und sie dann mit Tristans Bild vor Augen eingeschlafen war. Dieses Foto verfolgte sie nun, es war ihr Lieblingsbild von Tristan, er trug darauf eine alte Jacke seiner Schuluniform und hatte ein Basecap verkehrt herum aufgesetzt. Es hatte sie sogar schon verfolgt, bevor ihr kleiner Bruder Philip ihr von den seltsamen Ereignissen dieser Nacht erzählt hatte.
    Philips Geschichte, dass sie von einem Engel gerettet worden war, konnte weder ihre Eltern noch die Polizei davon überzeugen, dass es kein Selbstmordversuch gewesen war. Und wie konnte sie leugnen, Drogen genommen zu haben, wenn es mithilfe von Bluttests im Krankenhaus nachgewiesen worden war? Wie konnte sie der Aussage des Zugführers widersprechen, er hätte den Zug nicht mehr rechtzeitig anhalten können?
    »Wer ist cool genug? Cool genug?« Eine leise zittrige Stimme unterbrach Ivys Gedanken. »Wer ist cool genug? Cool, cool, cool...«
    Aus dem Schatten unter den Treppen rief jemand nach ihr. Ivy wusste, es war Gregorys bester Freund Eric Ghent. Sie lief weiter.
    »Schisser, Schisser, Schisser ...«
    Als sie nicht reagierte, trat er aus dem dunklen Treppenhaus, er sah wie ein Skelett aus, das man in seiner Gruft aus dem Schlaf gerissen hatte. Seine dünnen blonden Haare klebten strähnig auf der Stirn, seine Augen wirkten in den knochigen Augenhöhlen wie blassblaue Murmeln. Ivy hatte Eric die letzten drei Wochen nicht gesehen; sie hatte den Verdacht, dass Gregory seinen zynischen Freund von ihr ferngehalten hatte.
    Doch jetzt kam Eric schnell auf sie zu und verstellte ihr den Weg. »Warum hast du es nicht getan?«, fragte er. »Hat dich der Mut verlassen? Warum hast du es nicht einfach durchgezogen und dich umgebracht?«
    »Enttäuscht?«, fragte Ivy zurück.
    »Nicht cool genug ...«, höhnte er leise.
    »Lass mich in Frieden, Eric.« Ivy lief schneller.
    »Nee. Jetzt nicht.« Er packte ihr Handgelenk, seine dürren Finger umklammerten ihren Arm. »Du kannst mich jetzt nicht einfach abblitzen lassen, Ivy. Du und ich - wir haben zu viel gemeinsam.«
    »Wir haben überhaupt nichts gemeinsam«, entgegnete Ivy und versuchte, sich loszumachen.
    »Gregory«, erwiderte er und tippte auf einen Finger. »Drogen.« Er hakte den zweiten Punkt mit dem nächsten Finger ab. »Und bei Mutproben sind wir auch beide Weltmeister.« Er wackelte mit dem dritten Finger. »Wir sind jetzt Kumpels.«
    Ivy eilte weiter, am liebsten wäre sie gerannt. Eric lief neben ihr her.
    »Erklär deinem guten Kumpel doch mal«, meinte er, »warum du das tun wolltest? Was ging dir durch den Kopf, als der Zug auf dich zugerast ist? Hattest du was eingeschmissen? Was war das für ein Trip?«
    Seine Fragen widerten Ivy an. Der Gedanke, sie wäre freiwillig vor einen Zug gesprungen, war völlig abwegig. Sie hatte Tristan verloren, aber es gab in ihrem Leben immer

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