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TimeRiders 03: Der Pandora Code

TimeRiders 03: Der Pandora Code

Titel: TimeRiders 03: Der Pandora Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Scarrow
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einzigen Geräusche.
    Könnte das ein Vogel gewesen sein? Eine Biene? Eine Fliege?
    Vielleicht. Aber was auch immer es gewesen war, es war sehr schnell geflogen.
    Er wandte sich wieder dringenderen Dingen zu. In welche Richtung sollte er gehen? Er hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass er nach zwei Jungen Ausschau halten musste. Er sah auf Maddys Digitaluhr. Sie hatte einen Countdown eingestellt. Ihm blieben von jetzt an fünf Stunden und 59 Minuten.
    Â»Okay«, sagte er zu sich selbst. »Wo fange ich an?«
    Die Mittagssonne brannte ihm heiß auf den Kopf. Bevor er irgendwo hinging, beschloss er, würde er die Stelle, an der sich das Fenster öffnete, mit einem kleinen Haufen Steine markieren: einem Dutzend faustgroßer, rundgeschliffener Steine, zu einer kleinen Pyramide aufgeschichtet. Hoch genug, damit er nicht einfach an ihr vorbeilief und sie übersah.
    Dann wehte ihm der sanfte Mittagswind, der mit den Zweigen der Eiben spielte, den schwachen Widerhall einer Stimme zu, und ein Geräusch, das wie das Platschen von Wasser klang.
    Dorthin also … flussabwärts. Er ging am Ufer entlang. Klackernd rutschten Steine unter seinen Schritten weg. Für einen kurzen Augenblick entstand vor seinem geistigen Auge das Bild der großen, sanft geschwungenen Bucht und des ruhigen, urzeitlichen Meeres.
    Es war hier. Es war genau hier, ein unglaublich schönes, tropisches Meer.
    Eine atemberaubende Vorstellung … In den unendlichen Ausmaßen geologischer Zeit hatten sogar Meere und Ozeane genau wie Lebewesen eine Lebensspanne, die anbrach und endete.
    Wieder hörte er Stimmen. Geräusche, die Kinder machen, wenn sie ausgelassen spielen.

76
    65 Mio. Jahre v. Chr. Urwald
    Becks folgte den Blutflecken und Spritzern in den Urwald. Im Mondlicht sah das Blut schwarz aus und glänzte feucht. Die Spur führte sie nicht allzu weit hinein. Das war ein Glück, denn in der unter den dichten Baumkronen herrschenden Finsternis hätte sie ihr nicht mehr folgen können.
    Sie hörte sie, bevor sie sie sah. Einer atmete keuchend, andere maunzten so jammervoll, dass es wie ein Chor klagender Kinder klang. Ihre Augen machten sie inmitten der umgebenden Dunkelheit aus. Das Tier, das sie getroffen hatte, lag auf dem Boden. Kleinere Echsen, Weibchen und Junge, hatten sich um das Alphamännchen herum versammelt, berührten und streichelten es, als könnten sie dadurch auf magische Weise seine Wunden heilen.
    Becks ging weiter, bis sie direkt vor der Kreatur mit der abgebrochenen Kralle stand. Das Rudel, das inzwischen nur noch aus ungefähr 20 Tieren bestand, verstummte. Eine Wand aus gelben, verängstigt wirkenden Augenpaaren sah sie an.
    Â»Hilf … mir …« Eines der Weibchen hatte diese Nachahmung eines menschlichen Hilferufs ausgestoßen. Becks erkannte darin den Versuch, die Schreie des Mädchen namens Keisha zu imitieren.
    Ein Teil ihres Gehirns informierte sie darüber, dass ein Missionsparameter unerfüllt blieb. Er konnte erst abgehakt werden, wenn das verletzte Tier nachweislich tot war.
    Aber ein anderer, wesentlich kleinerer Teil ihres Gehirns, von dem eher vage Eindrücke kamen als klar definierte Befehle, sprach ebenfalls zu ihr.
    Genau wie ich.
    Sie erinnerte sich an ihre Geburt. Daran, inmitten eines Schwalls warmer Flüssigkeit auf den Fußboden gestürzt zu sein. Dann war sie dort gelegen, wie ein Fötus zusammengerollt, genau wie diese Kreatur. War verwirrt gewesen, verängstigt. Ein animalischer Geist, der empfand, dem aber die Worte fehlten, um diese Empfindungen zu beschreiben.
    Sie hockte sich hin, um sich die Kreatur aus der Nähe anzusehen. Die Wunde war in der Mitte der schmalen Brust. Der Menge an schwarzem Blut nach zu urteilen, das stoßweise daraus hervorsprudelte, musste sie tödlich sein.
    Â»Du wirst sterben«, verkündete Becks mitleidslos. Dann wurde ihr klar, dass es unlogisch und sinnlos war, mit ihnen zu reden. Schließlich waren diese wilden Lebewesen nicht intelligenter als Affen. Andererseits, wenn sie mit ihnen sprach, war es, als würde sie eine andere Vorgehensweise ausprobieren. Als würde sie ihre eigenen, animalischen Gedanken ordnen … jene Eindrücke in Worte fassen, die nicht von dem Silikonchip in ihrem Kopf hervorgebracht wurden.
    Â»Ich bin hier, um dich zu töten«, sagte sie. »Das erfordert meine Mission.«
    Stumm betrachtete die Echse sie mit ihren gelben Augen.

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