Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
Haushalt und Beruf hundertprozentig funktionieren müssen, erwarten wir dies auch von unserem Körper. Signale (auch akustische wie ein Ohrgeräusch), die oft eine zu starke Belastung andeuten, werden unterdrückt und als unakzeptabel betrachtet. Sie stören unsere Tüchtigkeit, Leistungsfähigkeit und unser Vorwärtskommen. Anstatt innezuhalten und über die individuellen Lebensumstände nachzudenken, sorgt der Störfaktor Tinnitus für Unbehaglichkeit, Angst und Stress. Damit werden mit dem Ohrgeräusch negative Impulse verknüpft.
Aus dieser Verkettung entsteht ein Teufelskreis zwischen der beeinträchtigten Gefühlswelt und der Lautstärke des Tinnitus, der die Heilungschancen rapide sinken lässt. Tinnitus wird dann zur Krankheit, wenn die gewohnte Lebensweise nicht mehr möglich ist.
Unser Ohr ist in Gefahr
Denken Sie nur an die Autoindustrie, die mit großem technischem und personellem Aufwand den individuellen »Sound« jeder Marke pflegt. Jedes neue Modell, sei der Auspuff und Motor auch ganz anders konstruiert als der Vorgänger, muss ungefähr den gleichen Sound aufweisen. Nur so hört sich ein Porsche wie ein Porsche an, und ein BMW brummt wie ein BMW.
WICHTIG
Künstliche Geräusche sind so in unseren Alltag vorgedrungen, dass wir uns gar nicht mehr bewusst sind, wie wir durch fremde akustische Einflüsse manipuliert werden!
Die Arbeit in Großraumbüros ist nur möglich, wenn darin ein Hintergrundrauschen von etwa 40–60 dB existiert, das unbewusst von den Gesprächen und Geräuschen des Nachbarn ablenkt. Eine Beschallung der Menschen im Großraumbüro tagaus tagein mit bis zu 60 dB führt aber zu unterschwelligem Stress und einer Erschöpfung des vegetativen Nervensystems!
Lärm wird gemessen in Dezibel (dB), wobei Sie sich klar machen sollten, dass eine Erhöhung des Lärmwertes um 10 dB subjektiv einer doppelten Lautstärke entspricht. Die Abbildung auf → S. 21 mag verdeutlichen, welche akustischen Energien in unserer Umwelt versteckt sind oder produziert werden. Bemerkenswert ist zum Beispiel die Lautstärke eines Presslufthammers mit etwa 100–110 dB, die locker von der Lautstärke einer Technoparty übertroffen wird. Niemand würde freiwillig nächtelang mit einem Presslufthammer spielen, der Umgang mit extremeren und zum Teil doppelt so lauten Geräuschen auf Partys wird aber unbekümmert akzeptiert.
WICHTIG
Von den Berufsgenossenschaften als Aufsichtsorgane zur Verhütung von Arbeitsunfällen und gefährdenden Momenten am Arbeitsplatz wird eine Grenzbelastung von 90 dB vorgeschrieben. Ist der umgebende Lärm lauter, so muss ein Lärmschutz getragen werden.
90 dB werden im Alltag von Walkman, Diskotheken etc. locker erreicht. Befindet man sich in einer Umgebung, in der die Verständigung untereinander nur noch durch Schreien möglich ist, sind diese 90 dB erreicht. Erstaunlicherweise zeigt die Abbildung auf → S. 21 , dass Kinderspielzeug Spitzenwerte an Lärmemissionen erreicht. So ist die Lärmemission von 180 dB bei Knallpistolen der absolute Spitzenreiter.
Wie werden Geräusche psychoakustisch verarbeitet?
Die Abbildung auf → S. 21 zeigt, dass ein leiser Wind bzw. Blätterrauschen mit 30 dB sehr leise ist und von einem gesunden Menschen völlig ignoriert werden kann, insbesondere wenn dieses Blätterrauschen mit angenehmen Eindrücken verbunden wird. Ein Ohrgeräusch ist in den meisten Fällen leiser als diese Lautstärke und führt trotzdem den Betroffenen gelegentlich bis in die Verzweiflung. Komplexe, negative Verarbeitungsprozesse in unserem Gehirn machen dann aus einem harmlosen »Blätterrauschen« den gefürchteten Tinnitus.
Die Lärmspirale in unserem Alltag: Auch scheinbar harmloses Spielzeug kann unsere Ohren gefährden!
WICHTIG
Lärm über 90 dB kann, insbesondere unter Alkoholeinfluss und bei längerer Beschallung, auf das Innenohr schädigend wirken. 90 Dezibel sind erreicht, wenn Sie sich nur noch schreiend mit Ihrem Gesprächspartner unterhalten können!
INFO
Ein Wort zu den Diskotheken
Freude an der Musik und am Tanz dürfen nicht durch pauschale Verdammung von Diskotheken zerstört werden! Folgende Ratschläge können Lärmschäden und die Entstehung von Tinnitus verhindern:
Die Beschallung der Tanzfläche: Idealerweise erfolgt die Beschallung von Tanzflächen indirekt, zum Beispiel von oben, und füllt den Raum gleichmäßig aus.
Verantwortungsvolle Aussteuerung der Betreiber und des DJ’s: Schallbegrenzungen sind heute nur in wenigen Diskotheken
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