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Titan - 01

Titan - 01

Titel: Titan - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF
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nicht in den Weltraum rauswerfen wollt, was wird dann aus mir?«
    »Sie haben uns in eine unangenehme Situation gebracht.« Der gelbe Mann runzelte verärgert die Stirn. »Wenn die Quarantäneleute Sie bei uns an Bord entdecken, dann entziehen sie uns die Lizenz und beschlagnahmen unseren gesamten Besitz. Wir müssen Sie also irgendwie wieder zurückbringen.«
    »Aber ich kann nicht zurück.« Der Anthropoide fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Ich hab einen Wärter erstochen. Wenn sie mich diesmal erwischen, bedeutet’s den Stuhl für mich.«
    Das Übersetzungsgerät erläuterte, daß der Stuhl ein kompliziertes Folterinstrument war, mit dem überführte Mörder rituell mittels elektrischem Strom zu Tode gebracht wurden, um dem primitiven Stammesgesetz der Blutrache zu genügen.
    »Ihr müßt mich also mitnehmen.« Die dunklen, furchtsamen Augen des Geschöpfes musterten den Sammler mit der List des Wilden. »Wenn ihr mich zurückbringt, ist das genauso, wie wenn ihr mich abmurkst.«
    »Keineswegs.« Die wulstige Oberlippe des Sammlers zuckte leicht, und ein öliges Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus, erhellte es bis auf die kalten kleinen Augen. »Das menschliche Leben ist heilig. Wir können arrangieren, daß Sie nicht nur das sicherste Exemplar ihrer Gattung, sondern auch das glücklichste werden, vorausgesetzt, Sie sind bereit, zwei unerläßliche Bedingungen zu erfüllen.«
    »Heh?« Der Anthropoide kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«
    »Sie verstehen, daß wir unwissentlich die Quarantänebedingungen verletzten, indem wir es Ihnen ermöglichten, an Bord zu gelangen«, erklärte der Sammler geduldig. »Wir, und nicht Sie, würden im Fall einer Entdeckung zur Verantwortung gezogen. Wir benötigen also Ihre Hilfe, um diese Ungesetzlichkeit zu vertuschen. Wir sind bereit, alles für Sie zu tun, wenn Sie zwei Dinge versprechen und sich daran halten.«
    »Nämlich?«
    »Erstens müssen Sie versprechen, uns niemals zu erwähnen.«
    »Klar.« Das Geschöpf grinste. »Mach’ ich. Es würde mir ohnehin keiner glauben.«
    »Die Quarantänebeamten würden Ihnen glauben.« Die kalten Augen des Sammlers verengten sich. »Ihre Agenten spitzen prompt die Ohren bei verdächtigen Gerüchten.«
    »Okay, ich werd’ den Mund halten.« Der Tiermensch zuckte die Achseln. »Und das zweite?«
    »Zweitens müssen Sie versprechen, nie mehr zu morden.«
    Der Anthropoide preßte ärgerlich die Lippen zusammen. »Was geht das Sie an?«
    »Wir können Ihnen nicht erlauben, noch mehr Ihrer Mitgeschöpfe zu vernichten. Da Sie sich jetzt in unseren Händen befinden, trügen wir die moralische Verantwortung.« Der Sammler funkelte ihn an. »Sie versprechen es?«
    Der Anthropoide kaute nachdenklich an der Unterlippe. Seine haßerfüllten Augen starrten ins Leere. Der Sammler fing durch den Übersetzer eine verschwommene Abstrahlung seiner Gedanken auf und trat beunruhigt zurück.
    »Die Bullen sind mir knapp auf den Fersen«, knurrte der Tiermensch. »Ich werd’ mich wehren müssen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen.« Der Sammler schnippte mit den dicken Fingern. »Wir können Ihnen eine Begnadigung verschaffen. Nur müssen Sie versprechen, daß Sie nicht mehr töten.«
    »Nein.« Hagere Muskeln verkrampften sich am Kiefer des Anthropoiden. »Da gibt’s einen Mann, den will ich umlegen. War der Hauptgrund, daß ich überhaupt getürmt bin.«
    »Was ist das für ein Feind?« erkundigte sich der Sammler stirnrunzelnd. »Warum ist er so gefährlich?«
    »Is’ er gar nicht«, knurrte der Tiermensch. »Ich kann ihn nur nicht ausstehen.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Ich hab’ ihm schon immer eins in die Fresse knallen wollen.« Die Lippen des Eingeborenen verzerrten sich. »Schon seit wir kleine Jungs waren, damals in Las Verdades.«
    »Und doch haben Sie nie eine Behandlung erhalten, die Sie von dieser entsetzlichen Manie befreit hätte?« Der Sammler schüttelte ungläubig den Kopf, aber der Anthropoide beachtete den Einwurf nicht.
    »Er heißt Gabriel Meléndez«, knurrte er. »Nur ein dreckiger Mex, aber er bildet sich ein, daß er genausoviel wert ist wie ich. Ich kriegte von meiner reichen Tante Geld, und er war die meiste Zeit hungrig, aber er kapierte trotzdem nicht, wohin er gehörte. Er war nichts als ‘n rotznasiger Junge und wußte, daß ich ihn schlagen konnte, weil ich größer war, aber er legte sich immer wieder mit mir an.« Der Eingeborene zeigte seine schlechten Zähne. »Aber

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