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Titan - 01

Titan - 01

Titel: Titan - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF
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hier«, beruhigte ihn der dicke Mann. »Ihre Begnadigungspapiere. Zehntausend Dollar in Banknoten. Vierzigtausend in Barschecks. Die Kleidung, die Sie gewünscht hatten…«
    »Aber wo ist die Pistole?«
    »Es ist alles so arrangiert worden, daß Sie nie eine brauchen.« Der Sammler trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Ich hatte gehofft, Sie würden noch einmal Ihre Meinung ändern…«
    »Ich brauch’ was, um mich zu verteidigen.«
    »Niemand wird Sie angreifen.«
    »Sie haben versprochen, mir ein Schießeisen zu besorgen.«
    »Ja.« Der Sammler zuckte unbehaglich die Achseln. »Sie können es bekommen, wenn Sie darauf bestehen – sobald Sie das Schiff verlassen haben. Ziehen Sie jetzt lieber Ihre neuen Kleider an. Wir wollen in einer halben Stunde wieder starten.«
     
    Das gelbe Cadillac-Kabriolett, das er verlangt hatte, wartete im Dunkel am Fuß der Rampe. Die Chromverzierungen schimmerten matt. Der Sammler begleitete ihn durch die Luftschleuse hinaus bis zum Auto und übergab ihm ein kleines, schweres Päckchen.
    »Schalten Sie die Scheinwerfer nicht ein«, warnte ihn der gelbe, dicke Mann. »Warten Sie hier auf das Tageslicht. Dann werden Sie die Autobahn nach Albuquerque sehen können, kaum eine Meile östlich von hier. Wenden Sie sich rechts nach Las Verdades. Wir haben alles veranlaßt, daß Sie dort sehr glücklich werden können, wenn Sie nicht versuchen, uns zu hintergehen.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken.« Die Dunkelheit verbarg sein Grinsen. »Machen Sie sich deswegen bloß keine Gedanken.«
    Er stieg in den Wagen und schaltete die Innenbeleuchtung ein. Das Armaturenbrett leuchtete auf wie ein Christbaum. Genießerisch machte er es sich auf dem luxuriösen Fahrersitz bequem und sog befriedigt den Duft von Leder und Gummi und Lack ein, den nur ein brandneues Auto besitzt.
    »Nein, mach dir nur keine Gedanken, du fette Memme«, murmelte er. »Du wirst nie was erfahren.«
    Als er aufblickte, zog sich die Rampe bereits in den Rumpf des Interstellarschiffs zurück. Der kahle Dicke winkte ihm noch einmal zu und verschwand. Die Luftschleuse glitt mit einem sanften Zischen zu. Dann erhob sich die gewaltige Scheibe in die Nacht, lautlos, als fiele sie nach oben.
    Der Eingeborene saß grinsend in seinem Auto. Kein schlechtes Geschäft, dachte er. Er hatte alles bekommen, was er verlangt hatte, nur für ein blödsinniges Versprechen, zu dessen Einhaltung sie ihn nicht zwingen konnten. Einen Großteil seiner Belohnung hatte er ja bereits einkassiert, und der alte Schlappschwanz würde bald vierzigtausend Meilen weit weg sein, oder so weit die Sterne eben entfernt waren.
    Er hatte unglaubliches Schwein gehabt.
    Sie hatten seine Zähne in Ordnung bebracht, ihn in einen Hundertdollaranzug gesteckt, ihm die Taschen mit guten Zigarren gefüllt. Er wickelte sich eine aus, biß die Spitze ab und zündete sie mit dem automatischen Anzünder an. Er hatte alles.
    Oder nicht?
    Ein plötzlicher Zweifel packte ihn, als der Morgen heraufkroch. Die ersten grauen Umrisse, die sich in der Dämmerung abzuheben begannen, kamen ihm völlig fremd vor, und er bekam auf einmal Angst, daß ihn diese Fremden betrogen hatten. Vielleicht hatten sie ihn gar nicht auf die Erde zurückgebracht, sondern ihn auf irgendeinem einsamen Planeten ausgesetzt, wo er nie Carmen und Gabe Meléndez finden konnte.
    Von panischem Schrecken erfaßt, schlug er auf den Schalter für die Scheinwerfer. Die breiten, grellen Lichtkegel wischten alle beängstigende Fremdheit weg und beleuchteten ein paar harmlose Yukka- und Mesquitestauden. Mit einem schwachen, erleichterten Auflachen ließ er sich in den Sitz zurückfallen.
    Bald konnte er die vertrauten Gipfel der Dos Lobos erkennen, die wie schwarze, zersplitterte Zähne in den grünlich gläsernen Morgenhimmel aufragten. Er schaltete die Scheinwerfer aus, ließ den Motor an und lenkte das wippende Kabriolett vorsichtig über den braunen, buckligen Grund nach Osten. In wenigen Minuten stieß er auf die Autobahn.
    Josés Oase – Servicestation und Buffet – 8 Meilen
    Er verzog geringschätzig das Gesicht, als er das Schild passierte. Was bedeutete es jetzt noch, daß er seine zwanzig Jahre für einen Überfall auf die Oase gekriegt hatte, bei dem er den alten Joe niedergeschossen hatte? Wen kümmerte es, daß seine Mutter und seine Tante ihre letzten paar armseligen Cent zusammengekratzt hatten, um die Anwälte zu bezahlen, die ihn vor dem Stuhl bewahrt hatten? Und Carmen, was tat es, daß sie

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