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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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Klinge seines Messers, die er aus einem gebrauchten Benzinbehälter gemacht hatte. Sie nahm das Messer und prüfte zweifelnd mit dem Daumen die Klinge.
    »Nicht stark genug«, stellte sie fest. »Du hast es zu sehr geschliffen. Es wird seine Schärfe verlieren, kaum daß du es einmal verwendet hast. Geh hinunter in die große Waffenwerkstatt und schau dir die Messer an, die sie dort haben. Dann such dir eine dickere Klinge und schleif sie nicht wieder so zu Tode.«
    »Mrs. Cummings«, flehte Mike Foster, »kann ich das nicht morgen machen? Ich möchte es nicht jetzt machen, bitte!«
    Der Rest der Klasse hörte interessiert zu. Mike Foster wurde rot; er haßte es, aufzufallen und angestarrt zu werden, aber er mußte hier heraus. Er konnte einfach keine Minute länger in der Schule bleiben.
    Mrs. Cummings ließ sich nicht erweichen. »Morgen ist Grabetag. Da wirst du keine Zeit haben, an deinem Messer zu arbeiten.«
    »Bestimmt«, versprach er hastig. »Nach dem Graben.«
    »Nein, du bist nicht so tüchtig im Graben.« Die Frau musterte die mageren Arme und Beine des Jungen. »Ich glaube, du machst dein Messer lieber heute fertig. Und bleibst morgen den ganzen Tag auf dem Übungsplatz.«
    »Wozu ist diese Graberei überhaupt gut?« fragte Mike Foster verzweifelt.
    »Jeder muß wissen, wie man gräbt«, antwortete Mrs. Cummings geduldig. Rundherum gab es Gekicher und Getuschel; sie brachte ihre Schüler mit einem erzürnten Blick zum Schweigen. »Ihr wißt alle, wie wichtig Graben ist. Wenn der Krieg beginnt, wird die ganze Oberfläche bald mit Schutt und Geröll bedeckt sein. Wenn wir überleben wollen, müssen wir uns unter die Erde graben können, nicht? Hat jemand von euch schon einmal einen Maulwurf gesehen, der nach Pflanzenwurzeln gräbt? Der Maulwurf weiß, daß es unter der Erde gute Sachen gibt. Wir alle werden kleine, braune Maulwürfe sein. Wir müssen alle lernen, uns durch den Schutt hinunterzugraben, die guten Sachen auszugraben, denn dann wird es nur noch dort welche geben.«
    Mike Foster saß bedrückt da und spielte mit seinem Messer. Mrs. Cummings verließ seinen Platz und ging die Sitzreihe entlang. Ein paar Kinder warfen ihm spöttische Blicke zu, aber davon merkte er in seinem Elend nichts. Graben würde ihm nichts nützen. Wenn die Bomben kamen, würde es ihn sofort erwischen. Die zahllosen Impfungen und Spritzen, die er an Armen und Beinen und am Hinterteil bekommen hatte, würden ihm nichts mehr nützen. Sein Taschengeld hatte er auch schon ausgegeben: nein, Mike Foster würde gar keine Gelegenheit mehr haben, irgendwelchen Bakterien zum Opfer zu fallen. Nicht, solange…
    Er sprang auf und folgte Mrs. Cummings zu ihrem Pult. In gequälter Verzweiflung platzte er heraus: »Bitte, ich muß gehen, ich muß etwas erledigen. Bitte!«
    Mrs. Cummings verzog grimmig den Mund. Dann ließ die Angst in den Augen des Jungen sie innehalten. »Was ist los?« fragte sie. »Fühlst du dich nicht gut?«
    Der Junge stand wie versteinert vor ihr und brachte keine Antwort heraus. Die Klasse fand die Szene unterhaltsam, kicherte und flüsterte, bis Mrs. Cummings erbost mit einem Schreiber aufs Pult klopfte. »Ruhe!« fauchte sie. Ihre Stimme verlor etwas von ihrer Strenge: »Michael, wenn du nicht richtig funktionierst, dann geh hinunter in die Psychoklinik. Es hat keinen Sinn, daß du zu arbeiten versuchst, solange du unvollkommen angepaßt bist. Miß Grooves wird dir gerne helfen, dich zu optimieren.«
    »Nein«, sagte Foster.
    »Was hast du denn dann?«
    Die Klasse wurde unruhig, mehrere Stimmen antworteten anstelle von Foster, der vor Beschämung und Angst kein Wort hervorbrachte. »Sein Vater ist ein Anti-S«, erklärten die Stimmen. »Sie haben keinen Bunker zu Hause. - Und er ist auch nicht für den Zivilschutz registriert. - Sein Vater hat nicht einmal die Gebühr für die NATS gezahlt.
    - Sie haben einfach überhaupt nichts getan.« Mrs. Cummings starrte den sprachlosen Jungen erstaunt an. »Ihr habt keinen Bunker?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ein sonderbares Gefühl bemächtigte sich der Frau. »Aber…« Sie hätte beinahe gesagt, aber ihr werdet da oben umkommen. Statt dessen sagte sie: »Aber wohin wollt ihr gehen, wenn es ernst wird?«
    »Nirgends hin«, antworteten die boshaften Stimmen. »Alle Leute werden sicher in ihren Bunkern sitzen, und er wird noch oben sein. - Er hat nicht einmal eine Karte für den Schulbunker.«
    Mrs. Cummings war entsetzt. In ihrer unbeteiligten Lehrerinnenart hatte sie es

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